Die Arbeiten am Rückhaltebecken Oppenweiler schreiten voran

Das Hochwasser wird Schritt für Schritt gezähmt: Das Rückhaltebecken Oppenweiler kommt langsam, aber beständig voran. Der erste Bauabschnitt, die Verlegung des Radwegs von der B14 zum Bahndamm hin, ist abgeschlossen. Demnächst werden die Arbeiten für das Durchlassbauwerk vergeben. Baubeginn kann noch dieses Jahr sein.

Bürgermeister Bernhard Bühler ist sehr zuversichtlich, dass der zweite Bauabschnitt mit dem Durchlassbauwerk für die Murr noch in diesem Jahr begonnen werden kann. Derzeit werden die Aufträge vergeben. Der Radweg wurde schon verlegt. Foto: Dietmar van der Linden

© Dietmar van der Linden

Bürgermeister Bernhard Bühler ist sehr zuversichtlich, dass der zweite Bauabschnitt mit dem Durchlassbauwerk für die Murr noch in diesem Jahr begonnen werden kann. Derzeit werden die Aufträge vergeben. Der Radweg wurde schon verlegt. Foto: Dietmar van der Linden

Von Matthias Nothstein

Oppenweiler. Seit einem Jahr wird am Hochwasserrückhaltebecken Oppenweiler gearbeitet. Manch einer wird nun aufhorchen und sich fragen: „Echt? Was wurde denn bisher geschafft?“ Die Antwort mag verblüffen: Der erste Bauabschnitt ist nämlich bereits vollständig erledigt. Dabei handelt es sich um die Verlegung des Rad- und Wirtschaftswegs weg von der Murr auf die andere Talseite direkt an die Bahnlinie. Dies hat auf den ersten Blick zwar nicht viel mit dem Becken an sich zu tun, zählt aber zu den wichtigen Vorarbeiten, ohne die die eigentlichen Arbeiten am Damm und am künftigen Schlauchwehr gar nicht möglich wären. Oppenweilers Bürgermeister Bernhard Bühler ist daher zufrieden mit dem Verlauf der Arbeiten, der Zeitplan für das Gesamtprojekt konnte seinen Angaben zufolge bislang nahezu eingehalten werden. Als derzeit Vorsitzender des Wasserverbands Murrtal sagt Bühler: „Es gab leichte Verzögerungen beim Bau des Rad- und Wirtschaftswegs, weil im vergangenen Herbst die Witterung nicht mitgespielt hat; es war zu nass. Und im Frühjahr konnte ein kleinerer Damm nicht eingesät werden, da war es zu trocken.“ Dieser völlig unscheinbare und maximal einen Meter hohe Damm liegt etwa 350 Meter oberhalb des bisherigen Wehrs und soll künftig verhindern, dass sich die Murr zu früh in den Aufstaubereich ergießt. Der Weg jedenfalls ist schon seit geraumer Zeit fertiggestellt und wird vor allem von Radfahrern rege genutzt. Die Kosten des ersten Bauabschnitts betragen etwa eine Million Euro.

Allein das Durchlassbauwerk verschlingt voraussichtlich 8,2 Millionen Euro

Wenn nun der zweite Bauabschnitt beginnt, dann ist für jedermann ersichtlich, dass es mit dem Becken vorangeht. Denn dabei handelt es sich um das sogenannte Durchlassbauwerk. Es verschlingt laut Kostenschätzung etwa 8,2 Millionen Euro. Die Arbeiten dafür waren europaweit ausgeschrieben, derzeit läuft die Vergabe. Bühler geht davon aus, dass die Aufträge noch im September dieses Jahres an ein Unternehmen vergeben werden. Mehr noch, er rechnet sogar mit einem Baubeginn noch in diesem Jahr: „Die Arbeiten könnten schon im Oktober beginnen. Der Zeitplan sieht zumindest vor, dass die Arbeiten im April 2026 abgeschlossen werden.“ Nach der Baustelleneinrichtung müssen im Bereich der Baustelle zwischen Reichenbach und der Rüflensmühle als Erstes noch verschiedene Leitungen umverlegt werden. Zu dem Bauwerk zählen nicht nur der eigentliche Durchlass, sondern auch flussabwärts zwei Betonwände rechts und links des Flusses sowie eine Bodenplatte. Und genau diese hatte zuletzt Sorgen bereitet. Sie musste von den Experten neu berechnet und auftriebsicher gestaltet werden.

Insgesamt kostet das Becken Oppenweiler über 20 Millionen Euro

Bleiben noch die Abschnitte drei und vier. Beim Abschnitt drei handelt es sich um ein Schlauchwehr, mit dem künftig gesteuert werden kann, wie viel Wasser in der Murr bleibt und wie viel Wasser über den neuen Mühkanal zum Wasserkraftwerk der Rüflensmühle geleitet wird. Das neue Wehr lässt immer eine Mindestmenge an Wasser im Flussbett, sodass die Fische künftig problemlos den Bereich passieren können.

Der vierte Bauabschnitt umfasst dann noch den eigentlichen Damm. Insgesamt kostet das Becken Oppenweiler über 20 Millionen Euro. Es hat eine Aufstaufläche von etwa 50 Hektar und ein Volumen von ungefähr 850.000 Kubikmetern. Mit ihm soll ein Hochwasser gebändigt werden, wie es rechnerisch nur einmal in 100 Jahren vorkommt. In der Berechnung ist sogar ein Klimazuschlag enthalten. Das bedeutet, es ist berücksichtigt, dass ein Hochwasser aufgrund des Klimawandels künftig noch höher ausfällt als bisher gedacht. Wenn der Zeitplan eingehalten werden kann, wovon Bühler bislang ausgeht, dann ist das Becken Ende 2026 komplett einsatzbereit.

Bernhard Bühler ist davon überzeugt, dass durch den Bau des Oppenweiler Beckens die Sicherheit bei einem Hochwasser deutlich verbessert wird. Er verweist darauf, dass die innerörtlichen Maßnahmen in Oppenweiler bereits einen Schutz vor solchen Hochwassern garantieren, wie sie nur einmal in 50 Jahren vorkommen.

Nach und nach rücken die Becken in den Bereich der Baureife

Wasserverband Der Wasserverband Murrtal wurde im Juni 2008 von den Städten Backnang und Murrhardt sowie den Gemeinden Sulzbach an der Murr und Oppenweiler gegründet. Die Mission des Verbands ist es, ein gemeinsames, abgestimmtes Konzept umzusetzen, um das Murrtal bestmöglich vor Überflutungen durch Hochwasser und Starkregen zu schützen.

Projekte Die Schwerpunkte des Wasserverbands sind die Planung und der Bau von sieben Hochwasserrückhaltebecken. Sie sind verteilt auf die Kommunen Murrhardt (Gaab und Mahd), Sulzbach (Fischbachtal und Haselbachtal), Oppenweiler und Backnang (Seehau und Brunnenwiesen).

Becken Oppenweiler Das größte Becken des Wasserverbands fasst 850.000 Kubikmeter. Mit dem Durchlassbauwerk soll im vierten Quartal begonnen werden. Der dritte Bauabschnitt ist das Schlauchwehr. Der eigentliche Damm folgt als vierter Bauabschnitt. Laut Plan ist das Becken Ende 2026 fertig.

Brunnenwiesen Mit diesem Becken soll Strümpfelbach vor Fluten geschützt werden. Das Planfeststellungsverfahren ist abgeschlossen, der Planfeststellungsbescheid liegt vor. Wenn der Förderantrag rechtzeitig vorliegt, ist der Baubeginn ab Mitte 2024 geplant. Die Fertigstellung wäre in diesem Fall Ende 2025 zu erwarten. Die aktuelle Kostenberechnung auf der Grundlage der genehmigten Planung liegen bei rund 2,8 Millionen Euro.

Seehau Unmittelbar vor den Toren der Backnanger Kernstadt wird nördlich der Einmündung der Sulzbacher Straße auf die B14 das Rückhaltebecken Seehau gebaut. Das Planfeststellungsverfahren sollte bereits vergangenes Jahr abgeschlossen sein, der Baubeginn war für 2024 eingeplant.

Gaab Im Juli ist beim Wasserverband der Planfeststellungsbeschluss für das Hochwasserrückhaltebecken Gaab eingegangen. Dieses liegt bei der Eisenschmiedmühle zwischen Murrhardt und Fornsbach am Zusammenfluss des Otterbachs in die junge Murr. Damit kann das für das obere Murrtal wichtige Rückhaltebecken als zweites Becken nach dem Hochwasserrückhaltebecken Oppenweiler in die Umsetzung gehen. Bis ein Spatenstich erfolgen kann, werden allerdings noch einige vorbereitende Schritte zu unternehmen sein. Wie beim Becken Oppenweiler sind die Planungsleistungen europaweit auszuschreiben. Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner hofft auf einen Baubeginn im nächsten Jahr.

Mahd Direkt vor Fornsbach soll das Becken Mahd entstehen und im Hochwasserfall den Fornsbach zähmen. Der Grunderwerb lief in der Vergangenheit schleppend. Verbandsvorsitzender Bühler sagt: „Bei diesem Becken existiert erst eine Entwurfsplanung.“

Fischbachtal Einige Arbeiten im Zusammenhang mit dem Becken Fischbachtal sind bereits erledigt. So wurden innerorts die Dole des Fischbachs und die Mündung in die Murr ertüchtigt. Für das eigentliche Becken sind die technischen Unterlagen beim Landratsamt Rems-Murr-Kreis zur Vorprüfung eingereicht. Sulzbachs Bürgermeister Dieter Zahn äußerte zuletzt die Hoffnung, dass mit dem Bau 2025 oder 2026 begonnen werden kann.

Haselbachtal Erste Überlegungen existieren, mehr nicht.

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Erstellt:
28. August 2023, 06:00 Uhr

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