Die Backnanger Jugend wählt

Skatepark, freies WLAN oder ein lebendiges Nachtleben: Die Jugend wählt von 6. bis 20. November ihre Vertreter im Backnanger Gemeinderat. Vier Kandidaten stellen sich der Herausforderung, der Jugend eine Stimme zu geben.

Die Backnanger Jugend wählt

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Von Sarah Schwellinger

BACKNANG. 26 Sitze zählt der Backnanger Gemeinderat, davon sind zwölf Mitglieder des Jugend- und Sozialausschusses. An deren Sitzungen nehmen auch die Jugendvertreter teil und haben dort das Recht, Anträge zu stellen. Die Jugendvertreter vertreten die Interessen der Jugendlichen außerdem gegenüber dem Oberbürgermeister und der Stadtverwaltung.

Mitbestimmen, wie die Zukunft der Stadt aussehen soll, sich für die eigene Generation stark machen – um die Plätze des Jugendvertreters kämpfen in diesem Jahr vier Kandidaten: Selina Häußer, Paul Jerusalem, Anna Stubert und Natalia Grabke. Alle vier haben besondere Themenschwerpunkte, was jedoch die Freizeitmöglichkeiten oder das Backnanger Nachtleben betrifft, sind sie sich einig: Da muss etwas getan werden, da hat Backnang Nachholbedarf. „Viele fahren dann eben mit dem Zug nach Stuttgart“, erklärt Anna Stubert. Obwohl die S-Bahnen die ganze Nacht am Wochenende bis Backnang fahren, komme man nachts schlecht nach Hause. „Man muss sich ein Ruftaxi organisieren oder die Eltern holen einen, sonst steht man da“, weiß auch Selina Häußer. „Wir sollten nicht versuchen, die Verbindung nach Stuttgart zu verbessern, da haben wir eh keinen Einfluss drauf“, beginnt Anna, „wir müssen vor Ort etwas tun.“ Und da sind sich die vier Kandidaten einig.

Zwischen dem 6. und 20. November haben Backnanger Jugendliche und junge Erwachsene die Möglichkeit, per Online-Abstimmung ihren Kandidaten für die Jugendvertretung zu wählen, die sich aus zwei Jugendvertretern und zwei Stellvertretern zusammensetzt. Alle Backnanger zwischen 13 und 27 Jahren bekommen für die Wahl einen Registrierungscode zugesandt. Aber auch Nichtbacknanger, deren Lebensmittelpunkt in der Stadt ist, können abstimmen, am Dienstag, 20. November, 18 bis 20 Uhr im Treffpunkt 44.

Vom 6. bis 20. November haben die Jugendlichen der Stadt die Möglichkeit, ihre Vertreter in den Gemeinderat zu wählen. Das sind die Kandidaten. Natalie Grabke ist Schülerin am Technischen Gymnasium in Backnang. Die 18-Jährige engagiert sich im Juze und bei Veranstaltungen gegen Rassismus. Das will ich erreichen: „Ich finde es wichtig, dass die Backnanger Jugend ein Sprachrohr hat, welches die Interessen von jungen Menschen vertritt und dabei selber Teil von ihnen ist.“ Natalia will Jugendsprecherin werden, um etwas zu verändern und den Worten Taten folgen lassen. Themen, die mir wichtig sind: Backnang braucht mehr Orte, zu denen die Jugend hingehen kann. Da sei ein Skatepark prinzipiell eine gute Idee. „Ich würde mir Wünschen, die Jugend wäre aktiver im Umweltschutz“, sagt sie. Sie möchte mit Aktionen mehr Bewusstsein dafür geben, wie wir mit der Umwelt umgehen. Außerdem möchte sie die Jugendlichen wieder mehr in die Politik einbinden und dafür Interesse wecken. Was fehlt der Stadt? „Backnang muss attraktiver werden“, findet die 18-Jährige. Freizeitmöglichkeiten fehlen, nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch an den Schulen. „Wenige Schulen bieten eine breite Palette an AGs an. Ich bin mir sicher, dass viele so ein Angebot in Kauf nehmen würden.“ Das Backnanger Nachtleben: Orte zu finden, an denen die Jugend aufgehoben sind und hingehen können, sind Natalia wichtig. Anna Stubert ist 18 Jahre alt und hat dieses Jahr ihr Abitur geschafft. Momentan macht sie ein FSJ bei der Gemeinde Weissach im Tal im Bereich Soziales und Integration. Außerdem ist sie Mitglied des Stadtjugendrings und hatte sich bereits im vergangenen Jahr zur Wahl des Jugendvertreters aufstellen lassen. Das will ich erreichen: „Ich möchte mich in meiner Stadt einsetzen“, lautet Annas klares Statement. Sie will sich äußern und etwas tun für die Stadt, in der sie zu den Bürgern von morgen gehört. Themen, die mir wichtig sind: Anna will sich für mehr Freizeitgestaltung und ein lebendigeres Nachtleben einsetzen. Auch wenn sie selbst nicht skatet, will sie einen Skaterpark unterstützen. „Nach dem WLAN im Freibad wird lautstark gefragt, das ist ein wichtiger Schritt, den die Stadt anpacken muss.“ Was fehlt der Stadt? Anna will sich dafür einsetzen, dass Jugendliche einen Platz in der Stadt bekommen. „Die Orte, wo Jugendliche sind, können ausgebaut werden.“ Damit meint sie beispielsweise die Treppen an der Murr, die bei Nacht zu schlecht beleuchtet sind. Das Backnanger Nachtleben: „Es gibt kaum Clubs, wenn, dann ist der Eintritt ab 18.“ Deshalb braucht Backnang mehr Partys ab 16, mehr Veranstaltungen im Allgemeinen, an denen die Jugend teilnehmen kann. Paul Jerusalem ist Schüler am Max-Born-Gymnasium. Der 17-Jährige hat noch keine Erfahrungen in der Politik gemacht, will sich aber vor allem für eine Sache ganz besonders einsetzen: einen Skaterpark. Das will ich erreichen: Paul will sich für die Wünsche der Backnanger Jugend einsetzen. Themen, die mir wichtig sind: Sein größtes Anliegen ist ein Skaterpark für Backnang. Er selbst skatet selbst gerne. Er wurde von Jochen Stapf von den Rollbrettfreunden Backnang gefragt, ob er sich nicht für die Jugend Backnangs einsetzen möchte. „Das Skaten in Backnang ist meine Hauptmotivation. Zudem sehe ich in der Rolle des Jugendvertreters für mich eine neue Herausforderung.“ Was fehlt der Stadt? Da Paul oft mit dem Skateboard oder mit dem Rad unterwegs ist, findet er: „Es fehlen gut ausgebaute Fahrradwege, ein durchgängiges Netz.“ Und natürlich ein Platz zum Skaten. Denn den gibt es in Backnang schlichtweg nicht. Er und seine Kumpels weichen deshalb in andere Städte, wie beispielsweise Stuttgart, aus. Das Backnanger Nachtleben: „Die Nachfrage nach einem lebendigen Nachtleben ist groß“, weiß der 17-Jährige. Viele weichen dann nach Stuttgart aus. Selina Häußer ist 17 Jahre alt und Schülerin am Max-Born-Gymnasium. Sie ist Mitglied des Stadtjugendrings und Mitglied der Jungen Union. Das will ich erreichen: „Der Vorsitzende des Stadtjugendrings, Markus Schildknecht, hat mich angesprochen, ob das Amt nicht was für mich wäre. Sollte ich zur Jugendvertreterin gewählt werden, möchte ich mich für die Jugend einsetzen, ihr eine Stimme geben.“ Themen, die mir wichtig sind: Selina möchte sich vor allem noch einmal um das Thema WLAN im Freibad kümmern, das ihre Vorgänger in die Wege geleitet haben. Sie findet: „Die Argumente dagegen sind nicht wirklich handfest. Und viele Jugendliche hätten das gerne.“ Was fehlt der Stadt? Für Selina eine eindeutige Antwort: „Treffpunkte für die Jugendlichen.“ Das Backnanger Nachtleben: „Das Nachtleben muss attraktiver gestaltet werden“, ist sich Selina sicher. Sie selbst trifft sich mit Freunden oft zu Hause, da Neues fehlt. „Wenn es mal eine Party ab 16 gibt, dann ist die total überfüllt.“ Draußen gebe es Möglichkeiten, doch vor allem jetzt in der kalten Jahreszeit gibt es kaum mehr Treffpunkte für Jugendliche.
Die Backnanger Jugend wählt

© Jörg Fiedler

Paul Jerusalem.

© Jörg Fiedler

Paul Jerusalem.

Die Backnanger Jugend wählt
Selina Häußer.

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Selina Häußer.

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Erstellt:
2. November 2018, 06:00 Uhr

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