Biber bei Meersburg

Jeden Abend taucht sie auf: Biberfamilie erobert Herzen am Bodensee

Die Natur sorgt für eine neue Freizeitbeschäftigung am Bodensee: Bibergucken bei der Haltnau! Dort ziehen die Nager regelmäßig am Ufer vorbei.

Biber am Bodensee

© imago/blickwinkel

Biber am Bodensee

Von Jan Sellner

Das Rebgut Haltnau, unweit von Meersburg, zählt zu den faszinierenden, manche sagen auch magischen Orten am Bodensee. Das beginnt bei seiner Geschichte. Sie handelt von einer gewissen Wendelgard, die Besitzerin des Rebguts war. Der Legende nach soll sie bucklig und „schweinsrüsselig“ gewesen sein, weshalb die benachbarten Meersburger sie mieden und nicht auf Wendelgards Angebot reagierten, ihnen als Gegenleistung für regelmäßige Gesellschaft das Anwesen zu übertragen. Die weitsichtigen Konstanzer am gegenüberliegenden Ufer erkannten dagegen die Chance und willigten ein, weshalb sich das Rebgut Haltnau seit 1272 im Besitz der Spitalstiftung der Spitalkellerei Konstanz befindet, die in diesem Jahr ihr 800-jähriges Bestehen feiert.

Das Publikum genießt den Sonnenuntergang am Bodensee und wartet auf die Biber

Neuerdings hat der Ort nicht nur eine unglaubliche Geschichte und süffigen Wein zu bieten, sondern auch leibhaftige Biber! Allabendlich nach Sonnenuntergang begeben sich dort die Mitglieder einer Biberfamilie im Abstand von etwa zehn Minuten aus dem dicht bewachsenen Ufer ins Wasser, passieren in Ufernähe den Biergarten des Rebguts, um in Richtung des benachbarten Yachtclubs zu paddeln. Teil dieser Biber-Show ist, dass die Tiere rund 20 Meter vor einem Bootsanlegersteg abtauchen und erst in gebührendem Abstand dahinter wieder an die Wasseroberfläche kommen – als sähen sie die vielen Schaulustigen auf dem Steg, die dort mit ihren Kameras stehen, darunter ein Herr aus Schwenningen, der regelmäßig das Biber-Event verfolgt.

Auch vom Biergarten der Haltnau aus ist die Tier-Show zu sehen. Bei gutem Wetter sind alle Liegestühle und Bänke besetzt. Man genießt dort den Sonnenuntergang, stößt aufs Leben an und wartet auf die Nager. „Der Biber!, der Biber!“, rufen Kinder aus, wenn sich die dämmerungs- und nachaktiven Tiere mithilfe ihrer Schwanzkelle dann behände durchs Wasser bewegen.

Biber sind am Bodensee aktiv

„Seit etwa drei Jahren sind die Biber hier aktiv“, meint der Pächter des Rebguts, Hubert Böttcher, der die Nachfrage nach den Bibern interessiert registriert. Jüngst ist auch die SWR-Landesschau auf die Haltnau-Biber aufmerksam geworden. Böttcher hat die Tiere selbst schon gefilmt. Er weiß allerdings auch zu berichten, dass die Biber im benachbarten Yachtclub einen mächtigen Baum angeknabbert haben.

Und nicht nur hier weisen Bäume Bissspuren auf. Auch auf der anderen Seite des Ufers, entlang des Uferwegs von Staad nach Konstanz, sind Biber aktiv. Im vergangenen Jahr befand sich dort ein großer Biberbau – durch einen Zaun vor neugierigen Spaziergängern und Hunden geschützt. Denn die Biber sind durch das Bundesnaturschutzgesetzt geschützt. Ihre Baue und Dämme dürfe nicht beschädigt werden.

„Der im 19. Jahrhundert fast ausgerottete Biber wandert seit Ende der 1980er Jahre entlang der großen Fließgewässer wieder ein und erobert seinen heimischen Lebensraum in Baden-Württemberg zurück“, erklären die Regierungspräsidien im Land. Sie sprechen von „einem Glücksfall für Natur und Landschaft“. Im Bodenseekreis siedeln die Biber seit etwa 15 Jahren wieder. Weil ihre Rückkehr auch Konflikte verursachen und Land- und Forstwirtschaft und die Fischzucht beeinträchtigen kann, gibt es ein landesweites „Bibermanagement“ mit ehrenamtlichen „Biberberatern“, die die Empfehlung aussprechen, Bäume mit Drahtmatten vor den Nagern zu schützen. Das wird rund um die Haltnau auch praktiziert. Hier kriegen die Biber bei aller Freude an der Biber-Show so schnell nichts mehr zu beißen.

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Erstellt:
4. September 2025, 17:18 Uhr
Aktualisiert:
5. September 2025, 16:16 Uhr

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