Die Friedensmessestört den FriedenDiese Messe gehört in die KircheIst die Entscheidung des Stadtdeka

Die Friedensmessestört den FriedenDiese Messe gehört in die KircheIst die Entscheidung des Stadtdeka

Stuttgart Die Argumentation von Stadtdekan Christian Hermes ist nachvollziehbar. Eine Kirche ist nicht primär Konzertsaal, sondern Kultraum. Davor darf Respekt verlangt werden. Der rituelle Ruf zum muslimischen Gebet („Es gibt keinen Gott außer Allah!“) ist seit je ausschließend gemeint. Im öffentlichen Raum hat er seinen Platz. In einer christlichen Kirche aber, wenn er wie bei Jenkins’ „Friedensmesse“ auch noch im Original vorgetragen wird, wirkt er wie eine Provokation.

Dialog – zwischen Menschen wie zwischen Religionen – bedeutet gerade um des Friedens willen nicht, dass alles immer und überall in stets der gleichen Weise gesagt werden kann. Es passt auch nicht alles, was im weiteren Sinne religiös ist, in eine Kirche. Wagnerianer pilgern für ihre „Karfreitagsliturgie“, den „Parsifal“, nicht ohne Grund ins Opernhaus. Jenkins passt in einen stillgelegten Kirchenbau. Davon gibt es mangels Christen immer mehr. Durch solche Räume weht noch sakrale Aura – und eine Erkenntnis, was diese Gesellschaft zunehmend verliert.

Es wirkt nur auf den ersten Blick befremdlich, wenn ein Muezzin von der Kanzel einer christlichen Kirche herab zum muslimischen Gebet aufruft. Denn hier hätte es sich nicht etwa um die feindliche Übernahme von St. Eberhard gehandelt, sondern um eine Art von Kunst, die nach einem sakralen Raum verlangt.

Karl Jenkins’ Friedensmesse folgt im Grundsatz der katholischen Messliturgie, bedient sich aber auch anderer Texte und Religionen, um die Grausamkeit des Kriegs und den Wunsch nach Frieden zu verdeutlichen.

Nun die gesamte Aufführung zu verhindern, weil ein einziger Teil der Messe stören könnte, zeugt von einer Engstirnigkeit, die einer Kirche, die weltoffen sein will, nicht gut zu Gesicht steht. Dass ausgerechnet Stadtdekan Hermes das Verbot ausspricht, verwundert, da er gerne den Erneuerer in seiner Kirche gibt und zudem dem Rat der Religionen vorsteht. Hermes sollte den interreligiösen Dialog befördern. Stattdessen setzt er mit seiner Entscheidung ein Zeichen der Abgrenzung.

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Erstellt:
8. Februar 2019, 03:14 Uhr

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