Die Haare wieder schön

Nach Wochen im Lockdown haben die Friseure am Montag wieder geöffnet. An ihrem ersten Arbeitstag hatten die Inhaber und ihre Mitarbeiter sprichwörtlich alle Hände voll zu tun. Für die kommenden Wochen haben die meisten nur noch wenige Termine frei.

Wenige Stunden nach der Wiedereröffnung sind Sylvia Siess (dunkelblaue Maske) und ihre Kolleginnen von Kasies Frisuren in Unterweissach schon wieder gut beschäftigt. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Wenige Stunden nach der Wiedereröffnung sind Sylvia Siess (dunkelblaue Maske) und ihre Kolleginnen von Kasies Frisuren in Unterweissach schon wieder gut beschäftigt. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier und Anja La Roche

BACKNANG/WEISSACH IM TAL. Den Montag haben wohl viele sehnlichst erwartet: Den Tag, an dem die Friseure wieder geöffnet haben. „Locken down“ nach dem Lockdown hieß es da. Nach Wochen ohne Kunden in ihren Salons konnten sich die Friseure an ihrem ersten Arbeitstag über zahlreiche Termine freuen.

Haare waschen, schneiden, färben, föhnen, legen: Sylvia Siess und Andrea Kaiser-Pfeil von Kasies Frisuren hatten sprichwörtlich alle Hände voll zu tun. Um 7.30 Uhr haben sie am Montag die Türen zu ihrem Salon in Weissach im Tal geöffnet und seitdem einen Kunden nach dem anderen versorgt.

„Wir waren schon überrascht, welche Mähnen da zu uns kommen“, sagt Andrea Kaiser-Pfeil lachend. „Das war teilweise schon extrem.“ Die Kunden hätten sich sehr gefreut, dass ihr Laden wieder geöffnet sei, sagt sie. „Viele haben gesagt, sie verstehen nicht, wieso wir überhaupt schließen mussten.“

Jetzt ist der Salon wieder offen und für die ersten beiden Märzwochen fast vollständig ausgebucht, sagt Sylvia Siess. Nur ein paar wenige Termine seien noch frei und noch immer „klingelt das Telefon die ganze Zeit“, sagt Siess. Bei der Terminvergabe habe sie zuerst Kontakt mit den Kunden aufgenommen, deren Termine im Dezember ausgefallen waren und neue Termine vereinbart. „Die, die gleich am Montag drangekommen sind, waren natürlich total glücklich“, sagt Siess. Wegen des großen Andrangs haben sie und Kaiser-Pfeil vor, in der ersten Zeit etwas länger als sonst zu arbeiten, etwa bis 19 oder 20 Uhr.

Da wegen des Coronahygienekonzepts nur eine bestimmte Anzahl von Personen zugleich im Salon sein dürfen, arbeiten die Inhaberinnen und ihre Mitarbeiter im Schichtbetrieb. Insgesamt wird bei den Friseuren im Landkreis genau darauf geachtet, die Vorgaben der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) umzusetzen.

Die gute Stimmung haben die Friseurinnen am ersten Tag der Öffnung wohl gemeinsam.

Auch bei Olga Klauser müssen sich die Kunden gedulden, um einen Termin zu erhalten. Stressen lässt sie sich davon aber nicht. Die Chefin der „Impuls Hair Company“ ist glücklich und würde am liebsten jeden Kunden umarmen, sagt sie. Im Salon arbeiten sie zu dritt und können so acht Kunden am Tag mit ausreichend Abstand bedienen. Das sind zwei weniger als normalerweise. Um den finanziellen Verlust auszugleichen, sind die Preise etwas gestiegen.

Die gute Stimmung haben die Friseurinnen am ersten Tag der Öffnung wohl gemeinsam. Für Olga Dreher, die Besitzerin des Salons „OD Hair & Make-Up“ in Auenwald, steht nun endlich etwas anderes als der Lockdown-Alltag an. Das erste Auftragen des Haarfärbemittels sei nach zehn Wochen Pause ein komisches Gefühl gewesen. Ihre Arbeitstage werden erst einmal lang sein, von 9 bis 22 Uhr, um den Kundenansturm zu bewältigen. Zuerst sind die Kunden dran, die es vermutlich am meisten herbeisehnen, nämlich diejenigen, die schon vor dem Lockdown auf der Warteliste standen.

Karin Lang des Salons „Täles-Friseur“ in Weissach im Tal berichtet beschwingt von ihrem Start in den Alltag. Verlernt habe sie die Kunst des Haareschneidens nicht, scherzt sie. Den ersten Schnitt hat sie schon gemacht und die Erleichterung über die fallenden Haare war groß. Auch sie fängt nun früher an und bleibt länger im Salon. Zudem ist samstagnachmittags eine zusätzliche Schicht geplant.

Das Beerwart Haarschneideteam in Aspach hatte – im Gegensatz zu den meisten Branchenkollegen – am Montag noch geschlossen. „Wir arbeiten immer von Dienstag bis Samstag und möchten den Mitarbeitern nicht zumuten, gleich eine Sechstagewoche arbeiten zu müssen“, erklärt Sibylle Beerwart. Dafür haben sie und ihr Mann Kurt derzeit verlängerte Öffnungszeiten: Am Samstag ist der Salon von 7 bis 14 Uhr geöffnet. „Ich glaube, so früh haben nicht viele Friseure in der Gegend auf“, sagt Beerwart. Wie alle anderen ist sie froh, dass sie von nun an wieder ganz normal arbeiten kann.

Bei Sylvia Siess und Andrea Kaiser-Pfeil wird am Abend des ersten Tags wohl eine Menge Haare in den Restmüll wandern, berichten die beiden gut gelaunt. Der Lockdown sei für sie eine sehr unentspannte Zeit gewesen, sagt Kaiser-Pfeil: „Wir waren nicht sicher, ob und wann es weitergeht.“ Nur selten sei sie im Laden gewesen, weil Kunden Haarfarbe oder andere Produkte bestellt haben.

Im Februar hatten sie, ihre Geschäftspartnerin und zahlreiche Kollegen bei der bundesweiten Aktion „Licht an, bevor es ganz ausgeht“ mitgemacht, um auf die prekäre Situation der Friseure aufmerksam zu machen. „Jetzt geht es wieder aufwärts“, sagt Sylvia Siess. Worüber sie sich freuen würde, wäre, „wenn es für andere, die genauso lange zu hatten wie wir, auch wieder losgehen würde.“

Haben Sie auch schon einen Friseurtermin vereinbart? Dann senden Sie uns gerne ein Bild Ihrer neuen Frisur – und eins von der Matte davor. Ihre Fotos sowie eine kurze Beschreibung schicken Sie bitte mit dem Betreff „Locken down“ per E-Mail an redaktion@bkz.de oder per Post an die Backnanger Kreiszeitung, Postgasse 7, 71522 Backnang. Vergessen Sie nicht, Ihren Namen und Ihren Wohnort anzugeben. Damit die Bilder veröffentlicht werden können, benötigen wir sie im JPEG-Format mit einer sehr guten Auflösung. Die schönsten Vorher-Nachher-Bilder werden wir in einer Bildergalerie auf unserer Homepage veröffentlichen.

Zum Artikel

Erstellt:
2. März 2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!
Thomas Klingseis (links) und Hendrik Turni (rechts) nehmen das Artenspektrum im Waldgebiet Hörnle ein Jahr lang genau unter die Lupe. Philip Gohl (Mitte) ist Projektleiter beim Unternehmen Uhl Windkraft, das hier drei Windkraftanlagen plant. Fotos: Alexander Becher
Top

Stadt & Kreis

Artenschutzkartierung für Windkraftvorhaben im Gebiet Hörnle

Auf der Suche nach Wespenbussard und Co.: Das Unternehmen Uhl Windkraft und das Haus Württemberg planen gemeinsam mit den Kommunen Backnang und Winnenden bis zu drei Windkraftanlagen im Waldgebiet Hörnle südwestlich von Allmersbach im Tal. Aktuell führen Gutachter eine Artenschutzkartierung durch.

Stadt & Kreis

Zustimmung zum Standort: Maximal 40 Flüchtlinge in Mittelbrüden

Der Auenwalder Gemeinderat stimmt dem zuletzt vorgeschlagenen Standort für Wohncontainer mit großer Mehrheit zu. Wie andernorts auch scheint das Thema die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde in verschiedene Lager zu spalten.