Die heiße Spur fehlt weiterhin

Trotz vieler Hinweise ist der Überfall auf die Kreissparkasse in Backnang noch immer nicht aufgeklärt – Polizei ermittelt weiter

Etwa anderthalb Monate nach dem Überfall auf die Backnanger Filiale der Kreissparkasse fehlt vom Täter noch immer jede Spur. Zwar sind bei der Polizei zahlreiche Hinweise eingegangen, diese haben die Beamten jedoch nicht zum Bankräuber geführt. Im Zuständigkeitsgebiet des Präsidiums Aalen sind derzeit drei derartige Fälle offen.

Trotz sofortiger, groß angelegter Fahndung der Polizei wurde der Backnanger Bankräuber bis dato nicht gefasst. Foto: 7aktuell.de/Kevin Lermer

© 7aktuell.de/Kevin Lermer

Trotz sofortiger, groß angelegter Fahndung der Polizei wurde der Backnanger Bankräuber bis dato nicht gefasst. Foto: 7aktuell.de/Kevin Lermer

Von Lorena Greppo

BACKNANG. Die Tat am 16. Dezember hat in Backnang und Umgebung für einigen Wirbel gesorgt: Ein etwa 40- bis 50-jähriger, mit Sonnenbrille, Mütze und Kapuzenjacke bekleideter Mann betritt am frühen Nachmittag die Kreissparkasse am Obstmarkt. Mit einer Pistole bedroht er einen Angestellten und zwingt ihn so dazu, einen fünfstelligen Geldbetrag auszuhändigen. Mit seiner Beute flüchtet der Mann über die Grabenstraße in Richtung Murr. Dort verliert sich seine Spur. Trotz groß angelegter Suche mit Polizeihubschrauber und mehreren Streifenwagen gelingt es der Polizei nicht, den Mann zu fassen. Kurz darauf veröffentlicht das zuständige Polizeipräsidium Aalen Bilder von der Überwachungskamera des Geldinstituts, die den Mann während seiner Tat zeigen. Kurze Zeit später lobte auch die betroffene Bank eine Belohnung von 5000 Euro für Hinweise aus, die zum Täter führen.

„Wir haben daraufhin einige Hinweise bekommen“, sagt Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier. „Die heiße Spur war aber nicht dabei, die Tat ist bislang noch nicht aufgeklärt.“ Es hätten sich einige Menschen gemeldet, die glaubten, den Bankräuber erkannt zu haben. Diesen Hinweisen sei die Polizei nachgegangen. „Die Wahrnehmungen der Leute haben sich so nicht bestätigt“, zum Täter haben die Hinweise also offenbar nicht geführt. Die zuständigen Beamten seien noch immer dabei, Spuren abzuarbeiten, lässt Biehlmaier wissen.

„Die Banken sind gut gesichert“

Banküberfälle sind auch für die Polizisten keine alltägliche Sache. „Die Banken sind gut gesichert, das ist auch bekannt. Da gehen – Gott sei Dank! – wenige dran“, äußert sich der Polizeisprecher. Zu Details möchte man bei den Sicherheitsvorkehrungen keine Angaben machen, lässt eine Sprecherin der Kreissparkasse mitteilen. Viele Banken arbeiten jedoch mit einem automatischen Kassentresor, in dem die Bargeldbestände aufbewahrt werden. Dieser ist mit einem Zeitschloss versehen, sodass Mitarbeiter ihn nicht eigenhändig öffnen können. Für die Räuber bedeutet das, dass sie womöglich mit einer geringen Beute rechnen müssen und auch die Androhung von Gewalt daran nichts ändert. Zudem stehen bei derartigen Taten, wenn Schusswaffen im Spiel sind, mehrere Jahre Haft im Raum.

Der Backnanger Täter hat insofern Glück gehabt, denn laut Polizei hat der Mann eine fünfstellige Summe an Bargeld erbeutet – und er ist vorerst davongekommen. Auch das ist eher ungewöhnlich, denn die Aufklärungsquote bei Banküberfällen liegt nach Angaben des Bundeskriminalamtes von 2018 bei etwa 70 Prozent. Dieser Sachverhalt sowie die Vorkehrungen der Geldinstitute haben in den vergangenen Jahren auch zu einem stetigen Rückgang der Fallzahlen geführt. In der jährlichen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts werden Raubüberfälle auf Geldinstitute, Postfilialen und -agenturen zusammen aufgeführt. Schlugen unter diesem Aspekt 2010 noch 433 Fälle in Deutschland zu Buche, waren es 2018 nur noch 91 erfasste Fälle.

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Aalen sind aktuell drei Bankraubfälle offen: der Backnanger Raub, der Überfall auf die Volksbank in Winnenden im Januar 2018 und fast genau ein Jahr später, also im Januar 2019, der Überfall auf die Sparkasse in Schwäbisch Hall. In letzteren beiden Fällen geht die Polizei von einem Zusammenhang aus. Beide Male trug der Täter Silikonmaske, Kapuze und Brille.

Obwohl die Mitarbeiter der Banken auf solche Eventualitäten vorbereitet und regelmäßig geschult werden, ist ein solcher Vorfall für sie psychisch belastend. Sie würden von Ersthelfern betreut, hatte ein Sprecher der Kreissparkasse im Anschluss an den Überfall mitgeteilt. Zudem biete man ihnen auch weitergehende psychologische Hilfe an. Über den gesundheitlichen Zustand der Betroffenen wolle man mit Blick auf die Persönlichkeitsrechte keine Auskünfte erteilen.

Hinweise zum Überfall am 16. Dezember nimmt die Kriminalpolizei Waiblingen auch weiterhin unter der Telefonnummer 07151/950-0 entgegen.

Mit einer Pistole bewaffnet überfiel der Täter die Kreissparkasse in Backnang. Foto: Polizei

© Bischoff, Nicklas

Mit einer Pistole bewaffnet überfiel der Täter die Kreissparkasse in Backnang. Foto: Polizei

Zum Artikel

Erstellt:
28. Januar 2020, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!
Leben mit dem Lärm
Top

Stadt & Kreis

Leben mit dem Lärm

Krach macht krank — das ist wissenschaftlich erwiesen. Die Folgen reichen von Hörschäden über Depressionen bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um auf die Gefahren einer zu hohen Lärmbelastung aufmerksam zu machen, wurde der letzte Mittwoch im April zum "Tag gegen den Lärm" erklärt. Anlässlich dieses Aktionstages haben wir mit Menschen gesprochen, die beruflich oder privat hohen Geräuschpegeln ausgesetzt sind.

Thomas Klingseis (links) und Hendrik Turni (rechts) nehmen das Artenspektrum im Waldgebiet Hörnle ein Jahr lang genau unter die Lupe. Philip Gohl (Mitte) ist Projektleiter beim Unternehmen Uhl Windkraft, das hier drei Windkraftanlagen plant. Fotos: Alexander Becher
Top

Stadt & Kreis

Artenschutzkartierung für Windkraftvorhaben im Gebiet Hörnle

Auf der Suche nach Wespenbussard und Co.: Das Unternehmen Uhl Windkraft und das Haus Württemberg planen gemeinsam mit den Kommunen Backnang und Winnenden bis zu drei Windkraftanlagen im Waldgebiet Hörnle südwestlich von Allmersbach im Tal. Aktuell führen Gutachter eine Artenschutzkartierung durch.