„Die Leute wollen weg“

Endlich befindet sich die Pandemie auf dem Rückzug, Reisen ist wieder möglich. Das zeigt sich auch bei den Reiseanbietern in Backnang: Die Nachfrage nach Urlaubsangeboten ist deutlich gestiegen. Spanien und Griechenland sind beliebt, Fernreisen weniger.

Jacqueline Langbein vom TUI-Reisebüro in Backnang freut sich über die Lockerungen und über die gestiegene Nachfrage bei den Kunden. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Jacqueline Langbein vom TUI-Reisebüro in Backnang freut sich über die Lockerungen und über die gestiegene Nachfrage bei den Kunden. Foto: J. Fiedler

Von Carmen Warstat

BACKNANG. Es gibt viel zu tun in den Reisebüros. Sehr viel. Karin Klenhart von der TUI-Niederlassung Im Biegel erinnert sich noch gut an die Osterferien, als „noch nix“ lief. „Die Reisebranche war ja sehr gebeutelt“, sagt sie. Seit Juni sind die Mitarbeiterinnen des Reisebüros nun fast raus aus der Kurzarbeit, wie sie sagt, und das Telefon klingelt nahezu ununterbrochen. „Wir haben gut zu tun“, ergänzt Klenhart mit augenzwinkernder Untertreibung. Die Nachfrage sei groß, denn jeder möchte Angebote haben: „Die Leute wollen fort.“

Inzwischen sind viele geimpft und Quarantäne nach dem Urlaub droht kaum noch. Zunehmend befinden sich die Reiseziele nicht mehr im Risikostatus. Da zieht es viele etwa nach Spanien, auf die Balearen und Kanaren, nach Griechenland und jetzt, da der Hochinzidenzstatus der Türkei gefallen ist, auch wieder dorthin.

Nur die Fernziele sind momentan noch weniger gefragt. „Die Leute wollen nicht ins Flugzeug, wegen der Masken“, weiß die Tourismusfachfrau und erzählt, dass viele selbst mit dem eigenen Auto wegfahren und nur Unterkünfte in Italien, Kroatien oder beispielsweise Österreich buchen. Ferienwohnungen und -häuser werden ebenso fleißig vermittelt wie Hotels und Hotelanlagen. „Die Leute planen ihren Sommerurlaub. Es zieht jetzt endlich an!“

Beliebte Reiseziele: die Länder,
die ihre Einreisebestimmungen gelockert haben.

Ähnlich die Situation bei Sommer Tours in der Kauflandfiliale Sulzbacher Straße. „Wir haben hier Highlife. Es ist sehr viel los. Sehr, sehr viele Anfragen!“ Emil Hartmann lacht, auch wenn 50 Prozent der potenziellen Kunden zunächst nur Erkundigungen einziehen, weil sie „da was gehört oder gelesen“ haben. Das sei stressig, aber gebucht werde dann hoffentlich später, so Hartmann. Beliebte Ziele auch hier: Spanien und Griechenland sowie andere Länder, die ihre Einreisebestimmungen gelockert haben. Besonders gern genommen werden in der jetzigen Situation sogenannte Flex-Optionen, die es ermöglichen, ganze Pakete kurzfristig wieder zu kündigen.

Und trotz der Maskenpflicht in geschlossenen Räumen seien auch Flüge wieder attraktiv. „Urlaubsausgehungert“ seien die Kunden und auch wieder an Kreuzfahrten interessiert. Dort gelten äußerst strenge Hygienevorschriften, und die Schiffe werden nur zu 60 Prozent belegt. Es sei günstiger als früher und: „Es ist ein anderes Reisen als früher.“

Bei Der Part in der Uhlandstraße gibt Barbara Markel-Winkler Auskunft. Die Branche habe im Vergleich zum Vorvorjahr Verluste von 90 Prozent verzeichnet, das sei „sehr, sehr krass“ gewesen, denn man habe ja trotz fehlender Einnahmen arbeiten und Kunden betreuen müssen. Dabei merkt Markel-Winkler an, dass man „über den Tellerrand schauen“ solle, in Deutschland sei man (mit Kurzarbeitergeld und ähnlichen Zuwendungen) noch relativ gut gestellt.

Jetzt heißt es: „Einfach nur weg!“ oder „Einfach mal die Sonne genießen!“

Sie ist froh, dass es endlich in Richtung Normalität geht. 60 bis 70 Prozent Zuwachs könne man jetzt verzeichnen. „Einfach nur weg!“ oder „Einfach mal die Sonne genießen!“ oder auch: „Raus aus dem Lockdown!“ Das seien derzeit die Wünsche der Kunden. Es zieht sie nach ganz Europa, auch Flugreisen würden wieder angenommen. Aber auch hier heißen die Lieblingsziele Griechenland und Spanien.

Schließlich das Hotel Alte Vogtei am Marktplatz. Fabio Gomez beherbergt vorwiegend Geschäftskunden. „Es zieht an, aber es ist noch nicht so wie früher“, befindet er. Die Digitalisierung hat das Reiseverhalten verändert, er glaubt sogar nachhaltig. Denn physische Präsenz sei ja oft gar nicht notwendig. Äußerst selten kämen private Gäste in die Alte Vogtei, meist Besucher von Familienfesten. Hier gäbe es aktuell noch keine Veränderung: alles verschoben auf das nächste Jahr.

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Erstellt:
12. Juni 2021, 06:00 Uhr

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