Die Stadt soll grüner werden

Kommunalwahl 2019: Juze Backnang lud acht Kandidaten zur Podiumsdiskussion – Jugend zögerte nicht, kritisch zu fragen

Bei einer Podiumsdiskussion der besonderen Juze-Manier trafen acht Kandidaten der für den Backnanger Gemeinderat antretenden Listen aufeinander. Sie stellten sich den Fragen eines Publikums, das sich traute, Unbequemes anzusprechen. Verkehr, Wohnraum, Klima, Nachtleben, der langersehnte Skatepark waren da nur einige Themen.

Jonas Blochinger und Pascal Weber interviewten die Kandidaten Sabine Kutteroff, Eric Bachert, Juliana Eusebi, Yusun Kahraman, Meike Ribbeck, Maksim Benenson, Natalia Grabke und Axel Bauer (von links). Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Jonas Blochinger und Pascal Weber interviewten die Kandidaten Sabine Kutteroff, Eric Bachert, Juliana Eusebi, Yusun Kahraman, Meike Ribbeck, Maksim Benenson, Natalia Grabke und Axel Bauer (von links). Foto: A. Becher

Von Sarah Schwellinger

BACKNANG. Anstatt strenger Stuhlreihen stehen die gut eingesessenen Sofas im Backnanger Jugendzentrum, die sich nach und nach füllen. Statt Sekt-Orange trinkt man Bier oder Korea. Am Donnerstagabend hatten Vertreter der acht Listen, die in den Gemeinderat einziehen wollen, die Chance, sich und ihre Parteien vorzustellen.

Welche Themen betreffen die Jugend? Was kann die Politik für die Jugend und ihre Zukunft tun? Aus Themen, die von Jugendlichen zusammengetragen wurden, und Ergebnissen der Jugendumfrage 2018 haben die Moderatoren Jonas Blochinger und Pascal Weber Fragen generiert, die jeder der Kandidaten in maximal zwei Minuten beantworten konnte.

Die Schwerpunkte kristallisierten sich schnell heraus: Es ist die Generation Fridays for Future, die an morgen denkt, die sich eine gute Zukunft bauen und ihren Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen will. Die Stadt müsse klimafreundlicher werden, das Radwegenetz in der Stadt muss besser ausgebaut und die öffentlichen Verkehrsmittel müssen gestärkt werden. Für ein Zwei-Euro-Stadtticket für Busse plädiert Maksim Benenson (SPD), Axel Bauer (duhastdiewahl.org) fordert gleich: „Die Autos müssen aus der Innenstadt raus.“ E-Mobilität sollte gefördert werden, findet Sabine Kutteroff (CDU), die sind besser für die Umwelt und verschaffen ein ruhigeres Leben. Doch nicht nur die Stadt muss hier etwas tun, auch jeder Einzelne ist für sein Konsumverhalten verantwortlich. Ein Mangel an Nachhaltigkeit dürfe nicht immer nur anderen in die Schuhe geschoben werden, sondern beginne bei jedem zu Hause, so Juliana Eusebi (Die Grünen).

Die Natur soll erhalten und nicht überbaut werden, auch wenn in Backnang eine große Wohnungsnot herrscht – gerade was junge Menschen und junge Familien angeht. Meike Ribbeck (CIB) plädiert dafür, öfter zu Fuß zu gehen und das Fahrrad zu nehmen, mehr Grünflächen anzulegen.

Das fehlende Grün in der Stadt ist auch eine Anmerkung, die aus dem Publikum kommt. „Anstatt mehr Grünflächen zu schaffen, mussten erst kürzlich Bäume wegen der Bauarbeiten an der Aspacher Brücke weichen. Das muss sich ändern“, findet Natalia Grabke (Backnanger Demokraten).

Mehr bunt, das fordert auch ein Mann aus dem Publikum, dem Backnang einfach zu grau ist: „Man könnte in Kooperation mit Streetworkern und der mobilen Jugendarbeit und jungen Künstlern die Stadt schöner machen“, so die konkrete Idee.

Ein rotes Tuch für die jungen Bürger im Juze war die Aktion von Eric Bachert im Jahr 2017. Er hatte damals in einer Ausschusssitzung gegen den Bau einer Flüchtlingsunterkunft in der Plattenwaldallee gestimmt. Zur Begründung hatte er damals erklärt, er sehe nicht ein, warum die Stadt Backnang die Folgen einer verfehlten Flüchtlingspolitik der Bundesregierung ausbaden solle (wir berichteten). Er selbst betonte am Abend immer wieder sein früheres, langjähriges Engagement im linken, selbstverwalteten Juze. Wohl auch deshalb wunderten sich diejenigen, die mit „Refugees Welcome“Plakaten Menschen aus Krisenregionen mit offenen Armen empfingen. „Kein Mensch kommt doch aus Spaß her, ist gerne von seiner Familie getrennt und setzt sich den Gefahren einer Flucht aus“, heißt es aus den Sofareihen. „Für alle, die Schutz suchen, ist es keine Frage, sie aufzunehmen“, beginnt Bachert, „aber wenn Menschen herkommen, um ihre Lebensstandards zu verbessern, dann muss man sich an Regeln halten. Wir können nicht die Welt retten und nicht alle zu uns lassen.“

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Erstellt:
11. Mai 2019, 06:00 Uhr

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