Die Unternehmen im Rems-Murr-Kreis stemmen sich erfolgreich gegen die Krise
IHK Rems-Murr sieht in ihrem aktuellen Konjunkturausblick positive Signale. 114 Unternehmen aus dem Kreis haben auf Fragen geantwortet.

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Laut IHK verlief die wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Monaten besser als von vielen im Herbst erwartet. Symbolfoto:stock.adobe/Gina Sanders,Erwin Wodicka
Rems-Murr. Die düsteren Konjunkturprognosen aus dem Herbst sind zu Jahresbeginn glücklicherweise nicht eingetreten. Die befürchtete Energieknappheit und eine Coronawinterwelle sind ausgeblieben, so die IHK Rems-Murr in ihrem aktuellen Konjunkturausblick. Die Energiepreise haben sich demnach in den vergangenen Wochen auf einem hohen Niveau stabilisiert oder gar leicht verbilligt, die Inflationsrate ist tendenziell rückläufig und die Pandemie scheint überwunden zu sein.
Darüber hinaus können offensichtlich Industrie- und Dienstleistungsbetriebe die gestiegenen Kosten zumindest teilweise an die Kunden weitergeben, ohne größere Umsatzeinbußen oder Auftragsrückgänge zu verzeichnen. „Die wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Monaten verlief besser als von vielen im Herbst erwartet“, sagt Claus Paal. „Der bislang milde Winter, eine leichte Entspannung in den Lieferketten und zumindest kein weiterer Anstieg bei den Energie- und Rohstoffkosten wirken stabilisierend in der aktuellen Situation“, so der IHK-Bezirkskammerpräsident weiter.
Wettbewerbsnachteile auf Dauer befürchtet
Auf Dauer würden jedoch die derzeit hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie der enorme Fachkräftemangel in allen Branchen zu einem immer größer werdenden Wettbewerbsnachteil führen, meint Paal. „Diesem Trend entgegenzuwirken bedarf größter Aufmerksamkeit von Politik und Wirtschaft“, fordert der Präsident.
Auch wenn die aktuelle Wirtschaftslage von der großen Mehrheit der befragten Unternehmen mit „befriedigend“ oder sogar „gut“ eingeschätzt wird, sind die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate weiterhin von Skepsis geprägt. Die drei meistgenannten Gründe dafür sind die unsichere Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise, der Fachkräftemangel und eine nachlassende Inlandsnachfrage.
In der Industrie sowie der Bauwirtschaft meldet mit 52,8 Prozent mehr als die Hälfte der Unternehmen eine befriedigende Geschäftslage. Während viele Auftragsbücher in der Industrie derzeit noch voll sind, beklagt die Bauwirtschaft bereits die Stornierung von Aufträgen. Dies hängt laut IHK mit den immer noch sehr hohen Materialpreisen, aber auch den mittlerweile stark gestiegenen Finanzierungskosten durch die gestiegenen Zinsen zusammen.
Im Handel hat sich dagegen die wirtschaftliche Lage seit der Herbstumfrage verbessert. 47,1 Prozent berichten von einer guten Geschäftslage, nur 5,9 Prozent sind mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. Vor allem das Weihnachtsgeschäft hatte sich für den Handel besser entwickelt als im Herbst 2022 erwartet. Die finanzpolitischen Maßnahmen der EZB scheinen langsam ihre Wirkung zu entfalten. Nachdem in den vergangenen Wochen die Inflationsrate zu sinken begann, hat sich das Konsumverhalten positiv entwickelt. Eine deutliche Mehrheit von 70,6 Prozent erwartet deshalb eine gleichbleibende wirtschaftliche Situation in den nächsten Monaten. Im Vergleich zu anderen Branchen schätzen Händler ihre Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate aber insgesamt deutlich schlechter ein. Nur 5,9 Prozent rechnen mit einer Verbesserung.
Bei den befragten Dienstleistungsunternehmen stuft mit 54,8 Prozent mehr als die Hälfte ihre aktuelle Lage als gut ein und erwartet auch in naher Zukunft gleichbleibende Verhältnisse. Die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate sind wieder deutlich im Plus. Anders sieht es allerdings im Hotel- und Gaststättengewerbe aus, hier drücken vor allem die hohen Energiepreise, Lohnkosten und der Fachkräftemangel auf die aktuelle Stimmung. Ihre Hoffnung setzen die Gastronomiebetriebe auf die warme Jahreszeit, in der hohe Energiekosten nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.
„Positive Signale gibt es aus dem Export, der seit unserer Herbstumfrage wieder angezogen hat, es bleiben allerdings große Unsicherheiten. Der Ukrainekrieg mit seinem ungewissen Ausgang sowie die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China mit möglicherweise unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft bleiben Risikofaktoren im internationalen Handel“, erläutert Markus Beier, Leitender Geschäftsführer der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr.
Anderseits geben die Aufhebung der Null-Covid-Strategie Chinas und das wiedererstarkte, enge transatlantische Bündnis auch Anlass zur Hoffnung. Bei den Exporterwartungen fallen die verbesserten Aussichten für den Export in die Eurozone sowie in weitere Länder der EU auf. Aber auch die Chancen auf den Exportmärkten Nordamerika, Lateinamerika und Asien werden deutlich besser eingeschätzt als zuletzt. Die Einschätzung zur aktuellen Beschäftigungslage wird von der Mehrzahl der befragten Unternehmen positiv bewertet.
Mit Blick auf die Gesamtwirtschaft planen 55,6 Prozent, ihr Personal zu halten, 29,7 Prozent planen sogar mit einer Aufstockung der Belegschaft.
Zeitraum Die Konjunktur-Sonderauswertung für den Rems-Murr-Kreis basiert auf der Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart, die in der Zeit vom 2. bis zum 20. Januar stattgefunden hat. Darin eingeflossen sind 114 Antworten von Unternehmen aus dem Rems-Murr-Kreis.
Ergebnisse Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage sind abrufbar unter www.stuttgart.ihk.de (Dok.Nr. 25350), erscheinen dreimal jährlich und spiegeln die Einschätzung der Wirtschaftslage zum Zeitpunkt des Abfragezeitraums wider.
Kontakt Ansprechpartner für Fragen in der Bezirkskammer Rems-Murr ist Oliver Kettner, E-Mail: oliver.kettner@stuttgart.ihk.de, Telefon 07151/95969-8724.