Warntag am 8. Dezember: Die Warnung kommt aufs Handy

Ein modernes Sirenennetz wird im Rems-Murr-Kreis aktuell aufgebaut. Am Warntag werden deshalb nur vereinzelt Sirenen im Kreis heulen. Dafür sollen Warnungen per SMS und über verschiedene Warn-Apps versendet werden.

Die Sirene auf dem Rathausdach in Erbstetten muss – wie viele alte Sirenen im Kreis – erst noch nachgerüstet werden, bevor sie zentral ausgelöst werden kann. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die Sirene auf dem Rathausdach in Erbstetten muss – wie viele alte Sirenen im Kreis – erst noch nachgerüstet werden, bevor sie zentral ausgelöst werden kann. Foto: Tobias Sellmaier

Von Kristin Doberer

Rems-Murr. Der letzte bundesweite Warntag fand im September 2020 statt. Daran erinnern dürften sich aber vermutlich eher wenige Menschen, schließlich ist an dem Tag kaum etwas von dem passiert, das zuvor groß angekündigt worden war. Beim deutschlandweiten Probealarm ging damals nämlich so einiges schief: Sirenen, die keinen Pieps von sich gaben, Apps, die viel zu spät oder einfach gar nicht reagiert haben – damals eine ziemliche Blamage für das Bundesinnenministerium. Nun gibt es einen neuen Versuch. Am 8. Dezember soll der Warntag stattfinden. Diesmal sollen sogar noch einige weitere Mittel zum Einsatz kommen, um tatsächlich alle Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Ziel des Warntag ist es, die Bevölkerung über bestehende Warnmittel zu informieren und gleichzeitig die Warnmittel und Abläufe zu testen. Der Bund, die Länder und die teilnehmenden Landkreise, Städte und Gemeinden erproben dabei gemeinsam ihre Warnmittel. Ab 11 Uhr können alle Bürgerinnen und Bürger die Probewarnungen auf ganz unterschiedlichen Kanälen wahrnehmen – vorausgesetzt, es klappt diesmal tatsächlich.

Zumindest in Burgstetten ist man sich relativ sicher, dass es mit dem Alarm klappt. Hier wurde die Sirene auf dem Rathaus in Burgstall nämlich schon zwei Wochen vor dem bundesweiten Warntag getestet. An der Sirene wurden kürzlich Wartungsarbeiten durchgeführt, weshalb die Funktionsfähigkeit am 25. November geprüft werden sollte. „Das hat auch alles wunderbar geklappt“, berichtet Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz. Reaktionen aus der Bevölkerung gab es beim Testen nicht; das Rathaus hat den Probealarm schon vorher angekündigt, um niemanden in Angst zu versetzen. Die Bürgermeisterin ist sich nach dem Test sicher, dass auch am Warntag alles klappen wird.

Über welche Wege wird die Bevölkerung am 8. Dezember gewarnt?

Dass tatsächlich eine Sirene zu hören sein wird, ist im Rems-Murr-Kreis eher noch die Ausnahme. In vielen Städten und Gemeinden gibt es überhaupt keine Sirenen mehr, denn das früher flächendeckende Netz wurde nach dem Kalten Krieg zurückgebaut. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 haben sich der Bund und auch der Landkreis vorgenommen, das Sirenennetz wieder auszubauen. Dafür wurde im Herbst 2021 ein Schallgutachten flächendeckend für den Landkreis erstellt – mit Standortempfehlungen für Sirenen. Viele Kommunen haben zumindest für einige dieser Standorte eine Förderbescheinigung erhalten (wir berichteten), die meisten befinden sich aktuell aber noch in der Ausschreibungsphase für die neuen Sirenen.

Aber Sirenen sind bei diesem Warntag nicht die einzigen sogenannten Warnmittel. Auch eine Meldung auf dem Handy, dem Fernseher, auf Websites oder auf digitalen Anzeigetafeln in den Kommunen gehört dazu, ebenso wie eine Eilmeldung im Radio oder sogar Durchsagen von der Feuerwehr oder dem Katastrophenschutz.

In Backnang gibt es keine Sirenen mehr

Im Backnanger Stadtgebiet dürften die meisten Menschen von der Testwarnung aber höchstens über ihr Handy oder das Radio erfahren. Sirenen für den Katastrophenfall gibt es in Backnang schon lange nicht mehr. Auch die Feuerwehr plant für den Tag keine besonderen Durchsagen per Lautsprecher, wie es in anderen Städten und Gemeinden der Fall ist, das teilt die Stadt mit. Und auch auf den digitalen Anzeigen im Stadtgebiet werde es wohl keine Hinweise geben, teilt der Pressesprecher der Stadt mit. „Wir wollen aber in den sozialen Medien auf den Warntag aufmerksam machen“, so der Pressesprecher weiter. Und auch auf den digitalen Anzeigen im Stadtgebiet werde es wohl keine Hinweise geben, teilt der Pressesprecher der Stadt mit.

„Insgesamt ist es wichtig, alle Bürgerinnen und Bürger über einen Mix von verschiedenen Warnmitteln zu erreichen“, heißt es auch in einer Pressemitteilung des Landratsamts. Ein Teil der Meldungen wird zentral vom Bund ausgelöst. Hinzu kommen auch lokale Warnungen, die zum Beispiel von der Stabsstelle Bevölkerungs- und Katastrophenschutz in Waiblingen ausgelöst werden. Damit kann auf ganz spezifische Notsituationen eingegangen werden, die nur eine Region oder ein größeres Gebiet betreffen.

„Im Alltag ist es wichtig, die Bürgerinnen und Bürger dort abzuholen, wo sie sich normalerweise informieren“, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Deswegen lege der Bund beim Warntag einen Schwerpunkt auf Warnungen über das Handy. Neu ist bei diesem Warntag eine Warnung per SMS – ganz egal, ob man eine Warn-App installiert hat oder nicht. Vorteil an dieser Art von Warnung ist, dass sie an alle Mobiltelefone geschickt wird, die sich in einem bestimmen Bereich befinden. Das nennt man Cell Broadcast. Dieser befindet sich aber noch in einer Testphase, deshalb kann es sein, dass noch nicht alle Handys die Meldung erhalten. Je nach Handy und Anbieter muss diese Einstellung aktiviert werden (siehe Infotext). In den vergangenen Wochen wurde eine SMS verschickt, die auf den Probealarm am 8. Dezember hinweist. Da noch nicht alle via SMS gewarnt werden, empfiehlt das Landratsamt das Herunterladen der Warn-App Nina umso mehr. Diese warnt die User im Ernstfall per Push-Nachricht. Diese Nachricht geht vom Modularen Warnsystem des Bundes aus. Ob in diesem Jahr tatsächlich alle angekündigten Warnungen bei der Bevölkerung ankommen, bleibt abzuwarten.

Wie steht es aktuell um den Katastrophenschutz im Kreis?

Sirenen allein reichen allerdings nicht aus – deshalb räume der Rems-Murr-Kreis dem Thema Katastrophenschutz insgesamt eine hohe Priorität ein, teilt das Landratsamt mit. Um künftig besser gegen Hochwasser gewappnet zu sein, arbeite der Rems-Murr-Kreis derzeit gemeinsam mit den Städten und Gemeinden an einem kreisweiten Pegelmessnetz. Dadurch sollen Informationen bei Starkregen oder im Fall eines Hochwassers möglichst frühzeitig bereitgestellt werden.

Auch bei größeren Bränden oder beim Austritt von radioaktiver Strahlung unterstützt der Landkreis die Städte und Gemeinden. Im Mai dieses Jahres hat der Landkreis deswegen einen neuen Gerätewagen Atemschutz und Strahlenschutz angeschafft, der die Feuerwehren im Kreis mit Atemschutzgeräten bei größeren Brand- und Gefahrguteinsätzen ausrüstet. Das Landratsamt plant außerdem den Neubau einer Integrierten Leitstelle (ILS) mit DRK-Rettungswache und DRK-Kreisgeschäftsstelle gegenüber der Rundsporthalle in Waiblingen.

Im Katastrophenfall sei die Warnung aber nur ein Aspekt, auch müsse Handlungsfähigkeit der Krisenstäbe sichergestellt sein. Damit die Zusammenarbeit im Ernstfall reibungslos funktioniert, haben die verschiedenen Blaulichtorganisationen und Kommunen im Oberen Murrtal am 22. Oktober geprobt. Eine weitere Übung ist für Mitte Dezember geplant, hier soll der Verwaltungskrisenstab gemeinsam mit der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und der Zivilen Verteidigung eine Krisenmanagementübung abhalten.

Bundesweiter Warntag

Zeitpunkt Künftig soll der bundesweite Warntag jährlich am zweiten Donnerstag im September stattfinden.

Details Weitere Informationen können auf der Seite des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unter https://warnung-der-bevoelkerung.de, auf Landesebene unter https://t1p.de/jnwam nachgelesen werden. Über den Link https://t1p.de/omh0t kann eingesehen werden, wer schon jetzt im Katastrophenfall per Handy gewarnt wird und welche Einstellung eingeschaltet sein muss.

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Erstellt:
5. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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