Dreimal Silber für Entwürfe zur Schulerweiterung

Wettbewerb zum Neu- und Umbau der Conrad-Weiser-Schule Aspach – Preisgericht kann sich nicht auf einen klaren Sieger einigen

Einen klaren Sieger gibt es nicht, sondern drei zweite Plätze: Im Planungswettbewerb um die Erweiterung der Conrad-Weiser-Schule konnte sich das Preisgericht partout nicht einigen. Deshalb wurden gestern im Rathaus die drei Entwürfe vorgestellt, die es in die letzte Runde des Wettbewerbs geschafft haben. Sie alle haben allerdings eins gemeinsam: Nachbessern muss jeder.

Wilfried Borchers, Architekt und ehemaliger Baubürgermeister der Stadt Sindelfingen war zuständig für die Vorprüfung der Entwürfe. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Wilfried Borchers, Architekt und ehemaliger Baubürgermeister der Stadt Sindelfingen war zuständig für die Vorprüfung der Entwürfe. Foto: A. Becher

Von Silke Latzel ASPACH. Hätten die Schüler der Conrad-Weiser-Schule ein Wörtchen mitzureden, gäbe es einen klaren Sieger: Der Entwurf mit einem Sportplatz auf dem Dach des Gebäudes ist ihr Favorit, erzählt Heidi Ahlers, Rektorin der Schule. Doch das Preisgericht war anderer Meinung, der Entwurf, den die Schüler in den vergangenen Tagen als ihre Nummer Eins ersonnen haben, hat es nicht einmal unter die Top 3 geschafft. Diese sollte es eigentlich so auch gar nicht geben, doch das neunköpfige Preisgericht konnte sich nicht mehrheitlich auf einen klaren Sieger einigen. Drei gute Entwürfe mit Potenzial,
aber auch Nachbesserungsbedarf Die Conrad-Weiser-Schule benötigt für den Betrieb als zweizügige Gemeinschaftsschule zusätzliche Unterrichtsräume, Gruppenräume, einen Fachraum, Arbeitsplätze für die Lehrkräfte und Schüler, Hort- und Aufenthaltsraum sowie Nebenflächen – eine Investition, die in die Millionen geht. Im April dieses Jahres war deshalb der Wettbewerb in einer EU-weiten Bekanntmachung ausgelobt worden (wir berichteten). Begrenzt war der Wettbewerb auf zehn Teilnehmer. Die Bewertungskriterien waren die Erfüllung des Raumprogramms und der funktionalen Anforderungen, architektonische und gestalterische Qualität, städtebauliche und freiräumliche Qualität und die Wirtschaftlichkeit bei Bau (Höhe der Investitionskosten) und Betrieb (Betriebskosten). „Wir haben lange Diskussionen geführt und können jetzt hier drei gute Entwürfe mit Weiterentwicklungspotenzial vorstellen“, so Wilfried Borchers, Architekt, ehemaliger Baubürgermeister der Stadt Sindelfingen und zuständig für die Vorprüfung der Entwürfe. „Es ist natürlich nicht die beste Lösung, aber keiner der Entwürfe hat die nötigen Stimmen für eine Mehrheit bekommen, denn Kritikpunkte gibt es überall.“ Wichtig war der Jury, dass der Entwurf eine Verbindung von Alt- und Neubau vorsieht und somit eine zusammenhängende Schuleinheit bildet. Allein durch dieses Kriterium haben sich schon mehrere Entwürfe selbst aus dem Rennen genommen, denn sie stellten keinen Zusammenhang zwischen alt und neu dar. Ein Entwurf sah beispielsweise vor, die Gebäude nur mit einem Steg zu verbinden – zu wenig, befand das Preisgericht. Die drei zweiten Sieger zeichnen sich alle dadurch aus, dass sie die Schule als Ganzes sehen. „Beim Entwurf der Paul Generalplaner GmbH aus Bietigheim-Bissingen liegt die Qualität aber vor allem in der Innengestaltung,“ so der Vorsitzende des Preisgerichts, Architekt Hans-Dieter Kaiser. „Abwechslungsreiche und spannende Raumfolgen gipfeln in einer zweigeschossigen, zentralen Halle, die in vier Bereiche gegliedert ist und Alt- sowie Neubau eine starke Mitte gibt, die auch als Aula denkbar ist“, so das Urteil der Jury. Eine breite Treppe mit Sitzstufen verbindet beide Geschosse, die angebotenen inneren Freiräume geben der Schule pädagogische Spielräume für die Zukunft. Bemängelt wurde von der Jury an diesem Entwurf allerdings der nicht eingeplante Brandschutz. Lob gibt es von Kaiser für die Darstellung des An- beziehungsweise Umbaus unter Betrieb, die in sonst keinem Entwurf dargestellt wird: „Der Architekt sieht vor, dass der Neubau im Rücken des Bestandes gebaut wird, ohne dass die Schüler dabei im Schulbetrieb gestört werden. Ist der Anbau fertig und eingerichtet, ziehen die Klassen in den neuen Teil der Schule um und der alte kann saniert werden.“ Die gesamte Arbeit liegt mit ihren Kennzahlen für Neu- und Umbau etwas günstiger als der Durchschnitt. Auch der Entwurf der Datscha Architekten aus Stuttgart kam bei der Jury gut an. Ihre Idee: ein dreigeschossiger, quadratischer Erweiterungsbau, mit dem es den Architekten gelingt, den Campus der Schule nach Norden zu erweitern, indem die ansteigende Topografie von den bestehenden eingeschossigen Pavillonbauten und dem zweigeschossigen Langhaus im Süden bis hin zum dreigeschossigen Neubau betont wird. Mit einem Hof und einer Art Garten, der in den Pausen ebenfalls genutzt werden kann, werden zwei Rückzugsorte im Freien angeboten. „Entgegen unserer Erwartung wird besonders dieser Punkt von den Lehrern geschätzt“, so Kaiser. Kontrovers diskutiert wurde im Preisgericht hingegen die „Architekturbetonfassade in Anlehnung auf die bestehende Sichtbetonfassade“, die teilweise als zu massiv empfunden wurde. Und die Kosten? Laut Jury liegt die Arbeit im mittleren Bereich und lässt aufgrund ihrer moderaten Eingriffe in den Bestand eine wirtschaftliche Lösung erwarten. Jedes der drei Büros bekommt ein
Preisgeld von 14000 Euro Nummer drei der preisgekrönten Entwürfe, eingereicht von Kamm Architekten BDA aus Stuttgart, liegt ebenfalls im wirtschaftlichen Bereich. Der zweigeschossige Erweiterungsbau fügt sich laut Jury in diesem Entwurf durch die abgestuften, dem Hang folgenden Geschosse gut in die Umgebung ein und kommt dadurch zu einem geringeren Flächenverbrauch. Der Entwurf sieht ebenfalls zwei Pausenhöfe vor, die eine Verbindung zur alten und neuen Sporthalle bilden. Im Erdgeschoss sollen nach wie vor die Räume der Lehrer und der Verwaltung untergebracht sein und die Schulklassen sowie die Bibliothek im ersten Obergeschoss. Kritikpunkt an diesem Entwurf sind der beengte Bereich rund um den Eingang und die Treppe sowie das fehlende Licht. Die Kosten liegen auch hier im wirtschaftlichen Bereich. Welcher der drei Entwürfe es am Ende wird, soll so schnell wie möglich feststehen. Die Architekturbüros bekommen nun eine genaue Erläuterung der verschiedenen Kritikpunkte, danach werden sie zu einem Gespräch gebeten, in dem sie in kurzen Skizzen aufzeigen sollen, wie sie die kritischen Anmerkungen in den Plänen verbessern wollen. Insgesamt war der Wettbewerb mit einem Preisgeld von 45000 Euro ausgeschrieben. Da es nun keinen ersten sondern drei zweite Plätze gibt, bekommen die drei Architekturbüros jeweils 14000 Euro. Zusätzlich wurde ein Anerkennungspreis von 3000 Euro vergeben.

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Erstellt:
20. September 2018, 06:00 Uhr

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