Bericht zu Drogentoten

Ein Instrument, das Leben rettet – jenseits der Ideologie

In Deutschland sterben zu viele Menschen durch illegale Drogen. Will die Bundesregierung das ändern, müsste sie stärker auf legale Konsumräume setzen, findet Autorin Rebekka Wiese.

Die Zahl der Drogentoten hat sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelt.

© Boris Roessler/dpa

Die Zahl der Drogentoten hat sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelt.

Von Rebekka Wiese

Mehr als 2100 Menschen sind 2024 durch illegale Drogen gestorben. Das geht aus dem Bericht hervor, den der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Hendrik Streeck (CDU) nun vorgestellt hat. Damit bleibt die Zahl auf hohem Niveau: Es sind doppelt so viele Tote wie noch vor zehn Jahren.

Um das zu ändern, muss man natürlich vor allem den Handel mit Drogen besser bekämpfen. Doch das wird bestenfalls langfristig gelingen – wenn überhaupt. Umso wichtiger ist es deshalb, auch auf Prävention und Suchthilfe zu setzen. Es gibt dabei ein Instrument, gegen das es viele Vorurteile gibt, obwohl es nachweislich viele Todesfälle verhindert: nämlich Drogenkonsumräume, also Einrichtungen, in die Abhängige Drogen mitbringen dürfen, um sie dort unter medizinischer Aufsicht zu nehmen.

Keine Drogenkonsumräume in Bayern

Derzeit gibt es solche Angebote nur in etwa der Hälfte aller Bundesländer, Bayern zum Beispiel lehnt sie ab. Dabei können sie Leben retten. Will die Bundesregierung dafür sorgen, dass weniger Menschen an illegalen Substanzen sterben, müsste sie eine bundeseinheitliche Regelung für Drogenkonsumräume schaffen und sie stärker fördern.

Laut Zahlen, die unter anderem die Deutsche Aidshilfe erhoben hat, gab es 2024 insgesamt 32 solcher Einrichtungen in ganz Deutschland. Obwohl dort in dem Jahr 650 000 Mal illegale Substanzen genommen wurden, wurde kein einziger Todesfall erfasst. Wenn es zu Notfällen kam, war schnell genug Hilfe da. Die Räume sind zugleich ein niedrigschwelliges Angebot, um Süchtige zu erreichen und ihnen Beratung und Hilfe anzubieten. Oft wird die nicht angenommen – aber im Zweifel eher dort als woanders.

Auch der Bundesbeauftragte Streeck äußerte sich positiv über Drogenkonsumräume – obwohl die CDU, der er angehört, sie eigentlich skeptisch sieht. Er schaue aber ganz unideologisch auf das Angebot, sagte Streeck. Das sollten sich auch andere politisch Verantwortliche zu Herzen nehmen.

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Erstellt:
7. Juli 2025, 16:08 Uhr

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