Ein letztes Tschüss im Pflanzengarten

Mit den Motorradtreffen in Spiegelberg ist es nun nach 25 Mal vorbei – Viele Besucher feierten einen rauschenden Abschluss

Zum letzten Mal veranstaltete der MSC Spiegelberg-Jux das Motorradtreffen auf einer Lichtung, dem Pflanzengarten.25 Treffen liegen hinter den Mitgliedern, den befreundeten Motorradclubs und vielen anderen Gästen. Doch wer sind die Besucher, die auf einem Motorradtreffen zusammenkommen?

Die Gäste vom Motorradclub Bernried sind aus der Nähe von Deggendorf in Niederbayern bis ins schwäbische Spiegelberg gefahren – extra für’s letzte Treffen des MSC Spiegelberg.Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Die Gäste vom Motorradclub Bernried sind aus der Nähe von Deggendorf in Niederbayern bis ins schwäbische Spiegelberg gefahren – extra für’s letzte Treffen des MSC Spiegelberg.Foto: J. Fiedler

Von Sarah Schwellinger

SPIEGELBERG. Bereits am Nachmittag fahren die ersten Motorräder mit Gepäck gen Spiegelberg. Auf einer Lichtung im Wald bei Jux machen sie Halt. Neben dem großen Zelt mit der Bühne für die Bands, die später spielen werden, und der langen und hohen Theke, steht draußen ein kleiner Pool. Anstatt Lagerfeuer-Romantik am Abend gibt’s Wasser zur Abkühlung. Viele der anrollenden Gäste sind schon von Weitem zu hören: Motorengeknatter dröhnt tief durch den Wald, den schmalen Weg zum Pflanzengarten, wie das Gelände heißt, hinab.

Empfangen werden die mit einer Reihe von aufgestellten Motorrädern in ihrer schönsten Form. Blitzblank geputzt, dass Chrom und Lackierung nur so in der Abendsonne um die Wette glänzen. Daneben eine Gruppe von Männern. Viele davon breit gebaut, trainierte und tätowierte Arme ragen aus schwarzen Lederkutten. Die Füße stecken in robusten, schweren Stiefeln, einige tragen die Haare zum tiefen Zopf gebunden oder lassen der wilden Mähne freien Lauf. Die ältere Generation trägt ebenfalls noch immer gerne lange Mähne, auch, wenn das Deckhaar nicht mehr ganz so voll ist. Hauptsache wild.

Natürlich sind auch viele gekommen, die einfach ein gemütliches Fest genießen oder ein paar schicke Motorräder sehen wollen. Und natürlich wird hier und da ein Foto geschossen.

Zwischendurch spazieren ein paar Frauen vorbei, der Ausschnitt tief, die Lederhose hauteng, die Absätze breit und hoch. Die glatten, langen Haare über die Schulter geschwungen, ein breites Lächeln aufgesetzt, die Wimpern geklimpert. Ein Lächeln hier, ein Küsschen da. Man zeigt sich und man zeigt, wo man hingehört.

Sie heißen Rats, Lobos oder Bastards, der Name des Clubs prangt auf der Kutte, das Logo ziert großflächig die Rückseite. Sie nennen sich gegenseitig Brüder, an der Spitze steht der Präsident. „Es ist eine besondere Gemeinschaft“, findet Mike, „die ganzen Ausfahrten, das Clubleben, der Zusammenhalt.“ Wie eine kleine Familie sei das im Motorradclub. Weil man eben viel Zeit miteinander verbringt. Man ist wer, wenn man die Kutte trägt. Es geht um Ehre und Ansehen.

Er und seine Jungs sind immer wieder gerne nach Jux gekommen: „Schade, dass das jetzt vorbei ist. Hier trifft man immer bekannte Leute.“ Am frühen Abend ist die Stimmung gut. Der Zapfhahn läuft, gemütlich wird zwischen den Motorrädern und an den Stehtischen gequatscht, das ein oder andere Bierchen getrunken. Man kennt sich.

Zwischen harte Biker-Typen mischen sich, je später der Abend wird, mehr und mehr Jugendliche, die zum Party machen gekommen sind. Je später der Abend wird, desto weniger harte Kerle sind im Zelt, dafür übernimmt langsam aber sicher die Dorfjugend hier die Oberhand.

Gas geben,

bis die Reifen qualmen

Und als dann noch die Kirchberger Punk-Band Unzensiert zu spielen beginnt, füllt sich die Fläche vor der Bühne mit vor allem jungen Leuten. Die meisten in Fan-Shirt. Die Band hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht, bringt Stimmung mit. „Ich mag die Musik einfach gerne, die Lieder kann ich teilweise mitsingen“, Simone wird unterbrochen, als es plötzlich draußen laut wird und Qualm aufsteigt. „Da macht mal wieder irgendwer ein Burnout“, sagt sie. Kurz darauf verbreitet sich der Geruch nach verbranntem Reifen. „Das gehört schon dazu“, findet Mike, der es sich mittlerweile draußen an einem der Tische bequem gemacht hat, „so ein bisschen Show.“ Man komme ja auch, um sein Motorrad zu zeigen und auch, um einfach ein bisschen Spaß zu haben, mal abschalten vom Alltag. Ein paar haben am Rande des Festes ihre Zelte aufgeschlagen, verbringen ein oder zwei Nächte auf dem Fest in Jux. Denn schließlich gibt es bei einem Motorradtreffen auch Frühstück.

Auch sein Bike zu präsentieren gehört zum Motorradtreffen dazu.Foto: S. Schwellinger

Auch sein Bike zu präsentieren gehört zum Motorradtreffen dazu.Foto: S. Schwellinger

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Erstellt:
20. August 2018, 09:20 Uhr

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