Ein Sesam-öffne-dich für den Mittelstand

Die Backnanger Softwareschmiede conesprit entwickelt Analyseinstrumente für Unternehmensführungen

Backnang ist seit Kurzem Sitz eines Unternehmens, das sich als Softwareschmiede einen Namen gemacht hat. Conesprit entwickelt Lösungen zur Geschäftsanalytik für Unternehmensführungen. Alles digital, versteht sich: Die Anwendung steckt in der Cloud.

„Unser Produkt Sesam ist von überall aus verfügbar, so wie wir ebenso von überall aus arbeiten können“: Katrin und Roman Douverne. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

„Unser Produkt Sesam ist von überall aus verfügbar, so wie wir ebenso von überall aus arbeiten können“: Katrin und Roman Douverne. Foto: A. Becher

Von Armin Fechter

BACKNANG.In jedem Unternehmen fällt eine Flut von Daten an. Informationen zu Einkauf, Wareneingang, Lagerverwaltung, Produktion, Warenausgang, Verkauf und so weiter: Jeder Faktor ist wichtig, jede Information wird deshalb gesammelt, alles wird dokumentiert. In dieser Masse von Daten gilt es den Überblick zu behalten. Mehr noch: Es gilt, aus allen Fakten die richtigen Schlüsse zu ziehen, damit ein Unternehmen erfolgreich bestehen und sich weiter entwickeln kann.

An diesem Punkt setzen Lösungen für Geschäftsanalytik – im Geschäftsgebrauch Business Intelligence (BI) genannt – wie die der Backnanger conesprit GmbH (www.conesprit.de) an. Sie liefern mit ihren Analysen die Grundlagen für unternehmerische Entscheidungen. Speziell für den Mittelstand hat das Software- und Beratungshaus unter dem Namen Sesam eine eigene Anwendung entwickelt, die dessen Bedürfnissen entgegenkommt. Sie kann rasch eingerichtet sowie leicht und mit geringem Aufwand betrieben werden. Zur Unterstützung und für die Weiterentwicklung steht das Sesam-Team bei conesprit bereit, sodass die unternehmenseigene IT-Abteilung von diesen Aufgaben entlastet wird.

Informatikexperten aus Backnang schon als Schüler im Kontakt

An der Spitze des 2008 gegründeten Beratungshauses steht Roman Douverne, der in Backnang aufgewachsen ist. Im vergangenen Jahr ist er mit dem Unternehmen, das seinen Sitz zeitweilig in Frankfurt und Leingarten hatte, in die Murr-Metropole zurückgekehrt. Douverne hat an der Uni Hohenheim Wirtschaftswissenschaften und an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität Betriebswirtschaft studiert und mit dem Titel eines Diplom-Kaufmanns abgeschlossen. Darauf folgte ein Zweitstudium in Schottland, wo er einen Mastertitel in Informatik erwarb. Nach einer Tätigkeit als Consultant hat er sich vor zehn Jahren mit conesprit selbstständig gemacht. Der Unternehmensname stellt übrigens ein Wortspiel dar: Er ist zusammengesetzt aus „con“, das einerseits als Abkürzung für consulting (Englisch: Beratung) gelten kann und andererseits auch „mit“ bedeutet, und aus „esprit“ (Französisch: Geist, Scharfsinn). Conesprit steht also für Beratung mit Geist und Scharfsinn.

Zum Sesam-Entwicklungsteam gehören neben ihm unter anderem der Diplom-Informatiker Andreas Mück – ein Absolvent des Backnanger Max-Born-Gymnasiums, mit dem Douverne schon als Schüler anlässlich einer „Informatik-Olympiade“ zusammengekommen ist – und der Diplom-Mathematiker Holger Furmanek. Mit an Bord ist seit zwei Jahren auch Douvernes Ehefrau Katrin, die ebenfalls aus dem Backnanger Raum stammt, nämlich aus Cottenweiler. Ihr Weg führte vom Bildungszentrum über das Max-Born-Gymnasium zu einem dual organisierten Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Berufsakademie Stuttgart in Verbindung mit der Firma Weru in Rudersberg. Schon damals spezialisierte sie sich in Richtung Controlling. In London vertiefte sie dieses im Rahmen eines Aufbaustudiums, ehe sie in Frankfurt als Analystin bei einem Fondsmanager tätig wurde und ab 2011 ein neues Unternehmen in diesem Bereich mit aufbaute.

Conesprit hat anfangs vor allem Beratungsleistungen für große, teils DAX-notierte Unternehmen unterschiedlicher Branchen erbracht. Immer wieder wurden neue Antworten auf wechselnde Anforderungen entwickelt, es galt, allgemeine Lösungen für wiederkehrende Fragestellungen zu finden. So entstanden die Softwarepakete BI Director und BI Painter – zwei Pakete zur manuellen und automatischen Dokumentation, visuellen Aufbereitung und Analyse von SAP-BI-Architekturen.

Business-Intelligence-Lösungen aber, wie sie etwa Europas größter Softwarehersteller SAP mit seinen Partnerunternehmen im Beratungsprojekt anbietet, sind für mittelständische Unternehmen nur schwer einsetzbar. Zwei Gründe nennt Douverne: zum einen die langen Zeiten bei der Einrichtung von SAP Business Intelligence und zum anderen die hohen Kosten für interne Ressourcen und Beratung.

Daher haben die Köpfe der Backnanger Softwareschmiede einen eigenen Ansatz für mittelständische Unternehmen entwickelt, der auf deren Bedürfnisse zugeschnitten ist: Sesam. Wobei der Name bewusst den Zauberspruch „Sesam öffne dich“ aus dem Märchen „Ali Baba und die 40 Räuber“ assoziieren soll. Mit diesem Paket konnte conesprit beispielsweise vor zweieinhalb Jahren auf eine entsprechende Anfrage von Murrelektronik, Oppenweiler, reagieren. Auch die Lorch Schweißtechnik aus Auenwald zählt mittlerweile zu den Sesam-Kunden.

Sesam baut auf SAP-Grundlagen auf. Die Anwendung wird jedoch nicht auf den Servern der Kunden angelegt, sondern in der Microsoft-Cloud Deutschland, die unter der Treuhänderschaft der Telekom steht und somit deutschen Gesetzesbedingungen unterliegt. Die Daten sind für die Nutzer in der Cloud immer und überall greifbar. Betrieb, Support und Weiterentwicklung erfolgen durch das Sesam-Team. Das Paket umfasst eine Vielzahl an Komponenten, die nach Bedarf eingesetzt werden können. Da sie voreingestellt sind, lässt sich Sesam für den jeweiligen Auftraggeber innerhalb von 20 Tagen einrichten, während eine Lösung im Beratungsprojekt mehrere Monate in Anspruch nehmen kann. Gleichzeitig sparen die Standardisierung sowie der Einsatz der Cloud Kosten. Vorzüge von Sesam seien beispielsweise die einfache und intuitive Benutzerführung. „Man kommt sehr schnell klar damit.“ Neben einer Vielzahl an Standardanalysen gibt es eine umfassende Self-Service-Funktion. Diese ermöglicht es Nutzern, die Informationen, auf die es ihnen ankommt, selbst auszuwählen. Sesam-Dashboards stellen wichtige Kennzahlen grafisch dar. Nur mit einem Klick können die Ansichten von der Ebene der Muttergesellschaft auf Tochtergesellschaften bis hinunter zur detailliertesten Berichtsebene heruntergebrochen werden. Die Verwendung von Ampelfarben lässt positive und negative Abweichungen schnell erfassen. Die Vorteile von Sesam haben auch die Jury beim Innovationspreis-IT 2018 in der Kategorie Business Intelligence überzeugt: Unter 108 Bewerbern um die Auszeichnung konnte sich conesprit mit dem Produkt Sesam durchsetzen. „Es freut uns außerordentlich, dass Sesam nicht nur von unseren Kunden geschätzt wird, sondern die Vorzüge der Lösung auch von einer unabhängigen Jury, bestehend aus Professoren, Wissenschaftlern, Branchenvertretern und Fachjournalisten, bestätigt wurden“, erklärt Geschäftsführer Douverne. Die Initiative Mittelstand verleiht den Innovationspreis-IT jährlich in 38 Kategorien an besonders innovative IT-Lösungen mit hohem Nutzen für den Mittelstand. Stolz ist Douverne aber auch darauf, dass conesprit als SAP-Partner anerkannt wurde – so wie das siebenköpfige Unternehmen als einer der ersten Kunden der Telekom-Cloud auch bereits Microsoft-Partner ist. Douverne: „Das ist für eine so kleine Firma nicht selbstverständlich.“

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Erstellt:
2. August 2018, 06:00 Uhr

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