Backnanger Stadtverwaltung zählt Schritte

Zu Fuß gehen ist gesund und nachhaltig. Ein Verein für fahrrad- und fußgängerfreundliche Kommunen hat deshalb eine Aktion für städtische Mitarbeiter in Baden-Württemberg gestartet. Wer mehr Schritte sammelt, der gewinnt. Die Stadt Backnang macht mit.

Mit guter Laune laufen ein paar der Teilnehmer zum Auftakt der Schritte-Challenge durch Backnang. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Mit guter Laune laufen ein paar der Teilnehmer zum Auftakt der Schritte-Challenge durch Backnang. Foto: Alexander Becher

Von Anja La Roche

Backnang. Rund 20 Angestellte der Stadt Backnang haben sich am Dienstagnachmittag zu einem besonderen Spaziergang zusammengefunden. Angeführt von Oberbürgermeister Maximilian Friedrich und Erstem Bürgermeister Stefan Setzer wollen sie eine ausgewählte Runde durch die Stadt gehen. Und dabei zählt jeder Schritt. Denn der Spaziergang ist keineswegs zum reinen Vergnügen, sondern dient einem ehrgeizigen Ziel: Die Mitarbeiter der Stadt wollen in den kommenden vier Wochen die meisten Schritte sammeln und so die anderen teilnehmenden Kommunen besiegen. Gezählt werden die Schritte mit einer App auf dem Handy oder der Smartwatch.

Hinter der Aktion steckt die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK-BW). Mit dem Wettbewerb sollen auf spielerische Art kommunale Mitarbeiter dazu motiviert werden, mehr Wege zu Fuß zurückzulegen – weil sich das positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirkt und weil auf die Belange der Fußgänger aufmerksam gemacht werden soll. Die Teilnehmer treten sowohl in Teams gegen andere Angestellte der Stadt an als auch gemeinsam als Stadt Backnang gegen andere Kommunen (siehe Infotext).

Der OB zieht mit seiner Familie in die fußläufige Nähe des Rathauses

„Selbstverständlich werde ich mein Bestes geben, um Backnang aufs Siegertreppchen zu führen“, kündigt Friedrich ehrgeizig an. Der OB nimmt nicht nur selbst teil, sondern hat auch die Schirmherrschaft für die Aktion übernommen. Er möchte so das Zufußgehen als gesunde und klimafreundliche Fortbewegung ins Bewusstsein holen und als gutes Beispiel vorangehen. Außerdem gehe es darum, Schwachstellen zu entdecken. „Ich bin gespannt, was noch besser gestaltet werden kann“, sagt Friedrich. Er selbst bewege sich in der Stadt fast immer zu Fuß und sei auch privat als Hundehalter ans spazieren gewöhnt. Er plane außerdem, bald mit seiner Familie in fußläufige Nähe des Rathauses zu ziehen.

Elf Teams mit über 100 städtischen Mitarbeitern haben sich bereits für die Aktion angemeldet. „Und ich bin sicher, wir stecken noch mehr an“, meint Simone Lebherz. Die Klimamanagerin ist maßgeblich für die Organisation der Aktion in Backnang verantwortlich. Sie plant gemeinsame Touren für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Aber natürlich zählen auch die Schritte, die während der Arbeit oder bei eigenen Spaziergängen gemacht werden.

Die Topografie macht es den Backnanger Stadtplanern nicht leicht

Los geht die Tour an den Murrtreppen neben der Bleichwiese. Die Gruppe überquert die Straßen des dortigen Kreisels und geht den steilen Weg am Koppenberg hoch. Erster Bürgermeister Setzer betont, dass das Wohngebiet dort enorme Investitionen braucht, um es leichter begehbar zu gestalten. Allein um die Treppe an moderne Standards anzupassen, würden rund eine Millionen Euro benötigt, schätzt er. Seine Botschaft: Die Topografie von Backnang mache es den Stadtplanern nicht leicht, die Wege möglichst barrierefrei zu gestalten. Der Wille zur Verbesserung sei aber da.

Weiter geht es durch die Straße Auf dem Hagenbach und die Ludwigsstraße. Dort erwartet einen als Fußgänger eine mehr oder weniger gemütliche Sitzbank auf einer kleinen Verkehrsinsel. Danach passiert die Gruppe Straßen, schmale Wege mit Gefälle und Treppen. Die beiden Herren von der Rathausspitze führen ihre Mitarbeiter dabei ganz bewusst durch eher schwieriges Gelände. Die Ekertsklingenstraße rauf, die Staige runter, über die Straße Zwischenäckerle zur Rosenstraße.

Dort haben die Anwohner einen schönen Blick bis runter zur Murr. „Hier wohnt man eigentlich schön“, findet Setzer. Über eine Treppe zum Annonaykreisel geht es wieder runter an die Murr. Dort immerhin kann Friedrich auf die Vorzüge hinweisen, die der Geh- und Radweg am Fluss bietet. Der Annonaygarten mit Spielplatz, Fitnesspark und Erholungsfläche bietet den Backnangern zudem weiteren Anreiz, sich an die frische Luft zu wagen und zu bewegen.

Die Teilnehmer sind größtenteils bereits begeisterte Fußgänger

Unter den städtischen Mitarbeitern ist trotz kalten Wetters und zahlreicher Stäffele die Motivation zum Schrittesammeln geweckt. Für Beate Winkle vom Stadtplanungsamt ist das nichts Neues, wie sie erklärt. Sie wohnt im Backnanger Stadtteil Sachsenweiler und hat es sich zur Gewohnheit gemacht, morgens mit dem Bus zur Arbeit zu kommen und abends heimzulaufen. Dabei dauert der Heimweg eine halbe Stunde. Auch ihre Kollegin Kordula Kemmler ist bereits bewegungsfreudig und sieht keine Schwierigkeit darin, die Challenge zu meistern. Ob sie optimistisch sind, dass Backnang gewinnt? „Auf jeden Fall“ und „Ja klar“, antworten die Kolleginnen.

Auch Marcel Langner, der als Mobilitätsplaner angestellt ist, sagt, dass er eigentlich alles zu Fuß mache in Backnang. „Meine Regel ist: Alles unter 20 Minuten kann man laufen.“ Für ihn sei wichtig, dass für alle geeigneten Arten der Mobilität eine gute Infrastruktur geboten wird.

Ein letzter Berg fordert die Schrittesammler noch heraus: der Naturpfad hoch zur Stiftskirche. Dann verabschiedet Lebherz die Teilnehmer bis zur nächsten Tour.

27 Kommunen nehmen teil

Konkurrenz Knapp 3.500 Mitarbeiter aus 27 Kommunen, die wie Backnang Mitglied beim AGFK BW sind, nehmen teil. Gefördert wird die Challenge vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg.

Denkanstöße Begleitet werden die Teilnehmer von Denkanstößen in der Schrittzähler-App, etwa zur Aufenthaltsqualität und Barrierefreiheit.

Aktueller Stand Wer aktuell die meisten Schritte gesammelt hat, ist unter www.agfk-bw.de/schritte zu sehen.

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Erstellt:
9. März 2023, 06:00 Uhr

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