Eiserne Hochzeit: Bei einer Trauung lernten sie sich kennen

65 Jahre verheiratet: Am heutigen Dienstag feiern Brigitte und Fritz Perle aus Weissach im Tal ihre eiserne Hochzeit.

Brigitte und Fritz Perle haben vier Kinder, elf Enkel und sechs Urenkel. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Brigitte und Fritz Perle haben vier Kinder, elf Enkel und sechs Urenkel. Foto: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Weissach im Tal. „Sie muss rechts sitzen, sonst stimmt es mit der Ehe nicht mehr“, sagt Fritz Perle und lacht, als er und seine Frau sich für das Foto bereitmachen. Möglicherweise hat ihnen das ja wirklich Glück beschert, denn auch auf dem Hochzeitsfoto strahlt Brigitte Perle rechts neben ihrem Mann in die Kamera. Vor 65 Jahren haben sie sich das Jawort gegeben. Wie es dazu kam ist eine abenteuerliche Geschichte.

Fritz Perle wurde vor 90 Jahren (auch wenn man ihm das keineswegs ansieht!) nahe Trakehnen in Ostpreußen geboren. Noch gut erinnert er sich an den Oktober 1944. Mit damals elf Jahren flohen er und seine Familie aus der Heimat Richtung Sachsen. Drei Tage und zwei Nächste saßen sie im Zug. „Wir gehörten zu den ersten Flüchtlingen in Sachsen“, berichtet er.

Nichts bereitete ihn darauf vor, dass die Hochzeit auch sein Leben verändern würde

Auch Brigitte Perle musste als Kind der Heimat den Rücken kehren. Aus Liegnitz/Niederschlesien stammend, gelang ihrer Familie Anfang 1945 die Flucht über Thüringen nach Sachsen. 1949 ging es für die damals zwölfjährige Brigitte mit ihrer Mutter weiter Richtung Westen nach Meßkirch, wo bereits ein älterer Bruder seine Heimat gefunden hatte. Ganz legal, betont Brigitte Perle, sei die Ausreise aus der DDR damals noch möglich gewesen. Zurücklassen musste sie jedoch ihre gute Freundin Sabine. Der Kontakt blieb aber weiterhin bestehen. Zum Glück, wie sich zeigen sollte.

Denn Fritz Perle lernte Sabine über die christliche Jugendarbeit in der DDR kennen. 1954 heiratete sie und er sollte ein Teil des Brautjungfernpaares sein. Nichts bereitete ihn darauf vor, dass die Hochzeit auch sein Leben verändern würde. Bei der Erinnerung an den Moment, als er seine Brautjungfernpartnerin und heutige Ehefrau das erste Mal sah, streicht ein Lächeln über sein Gesicht. Brigitte Perle war für die Hochzeit extra aus dem Westen angereist. „Er war mir sympathisch“, sagt sie und lächelt ebenfalls.

Die beiden heirateten am 28. März 1958.

© Alexander Becher

Die beiden heirateten am 28. März 1958.

Doch zunächst trennten sich ihre Wege wieder, denn sie kehrte zurück nach Meßkirch. Zwei Jahre schrieben sich die beiden. Auf einer christlichen Freizeit begegneten sie sich wieder. Da beschloss er, den großen Schritt zu wagen und „rüberzumachen“. Leicht gefallen ist ihm das nicht. Niemand durfte Bescheid wissen. „Ich musste alles hinter mir lassen.“ Nicht einmal das neue Motorrad konnte Fritz Perle mitnehmen. Nur die Zither und wenig Gepäck haben ihn begleitet. Da ein Bruder bereits seit Längerem in Tuttlingen wohnte, war dies seine erste Anlaufstelle. Bis vor fünf Jahren blieb die Stadt seine Heimat.

Die kirchliche Trauung fand am 14. Juni statt

Nach der zweijährigen Verlobungszeit kam es bald zur Hochzeit. Denn es herrschte Wohnungsknappheit und nur Verheiratete bekamen vom Amt eine Wohnung zugewiesen. So gaben sich Brigitte und Fritz Perle am 28. März 1958 das Jawort. Die kirchliche Trauung fand am 14. Juni statt.

Fritz Perle war länger als Heizungsmonteur tätig und legte auch seine Meisterprüfung ab. Später hatte das Paar das Glück, eine gemeinsame Arbeitsstelle zu finden. Im evangelischen Kinder- und Jugenddorf Tuttlingen arbeitete er als technischer Verwalter – „ein Managerjob bei der Größe“ –, sie war in der Verwaltung als Buchhalterin tätig. Für die eigenen vier Kinder war das Leben dort ein Paradies.

Sie und die elf Enkel sowie sechs Urenkel sind der Mittelpunkt für Brigitte und Fritz Perle. Neben den vielen Hobbys, die sie pflegen, sind Kirche und Musik dem Ehepaar wichtig. Mehr als 50 Jahre war Fritz Perle im Posaunenchor. Gemeinsam sind sie viel gewandert, waren Rad fahren. Beliebt waren die Ausflüge zum Bodensee und der Urlaub in den Bergen. Und es wird jede Gelegenheit zum Feiern genutzt. Wie eben zum Fest der eisernen Hochzeit.

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Erstellt:
28. März 2023, 11:30 Uhr

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