Erste Fälle von Affenpocken im Rems-Murr-Kreis bestätigt

Drei Männer haben sich angesteckt und isolieren sich zu Hause. Die Kontakte der Betroffenen werden nachverfolgt.

Ein vier Jahre altes Mädchen mit Affenpocken. Symbolbild: Wikimedia Commons / http://phil.cdc.gov

Ein vier Jahre altes Mädchen mit Affenpocken. Symbolbild: Wikimedia Commons / http://phil.cdc.gov

Rems-Murr. Nachdem in Baden-Württemberg inzwischen mehrere Fälle von Affenpocken gemeldet wurden, gibt es seit dem Wochenende nun auch die ersten bestätigten Fälle im Rems-Murr-Kreis: Am Samstag wurde der erste Fall bestätigt, inzwischen seien noch zwei weitere hinzugekommen, teilte das Landratsamt gestern mit. Insgesamt drei Männer haben sich angesteckt, haben Symptome und isolieren sich nun zu Hause. Das Gesundheitsamt des Rems-Murr-Kreises hat bereits eine Kontaktpersonennachverfolgung im Umfeld der Betroffenen durchgeführt. Bislang ist nicht davon auszugehen, dass die drei Fälle im Zusammenhang stehen.

Nach Angaben des Sozialministeriums Baden-Württemberg sind Affenpocken eine seltene, von Tieren auf Menschen übertragbare Viruserkrankung. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber möglich, vor allem bei sehr engem Kontakt.

Die Inkubationszeit beträgt zwischen sieben und 21 Tagen

Affenpockenviren sind in West- und Zentralafrika bei Nagetieren verbreitet. Menschen können sich insbesondere durch Kontakt mit den krankhaften Hautveränderungen, dem Blut, Gewebe oder den Ausscheidungen infizierter Tiere oder auch beim Umgang mit dem Fleisch erkrankter Tiere infizieren. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch kann durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder dem Schorf Affenpocken-Infizierter auftreten, auch im Rahmen von sexuellen Handlungen. Eine Übertragung bereits in der Vorphase des Krankheitsausbruchs ist außerdem durch ausgeschiedene Atemwegssekrete möglich.

Die Inkubationszeit für Affenpocken beträgt zwischen sieben und 21 Tagen. Erste Symptome der Krankheit sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Diese können aber auch ganz wegfallen. Dazu kann großflächiger Hautausschlag dazukommen. Symptomatisch ähnelt eine Affenpockeninfektion anderen weit verbreiteten Infektionen, etwa mit dem Herpes-simplex-Virus oder dem Varizella-Zoster-Virus, dem Erreger von Windpocken und Gürtelrose. Die Pusteln oder Bläschen kommen vor allem im Gesicht, an den Handflächen, an den Fußsohlen sowie im Genital- und Analbereich vor. Diese solle man nicht aufkratzen, warnt Jens Steinat, Arzt aus Oppenweiler und Pandemiebeauftragter der Kreisärzteschaften. „Das Sekret aus den Bläschen ist natürlich auch infektiös“, erklärt er.

Hausarzt Jens Steinat geht von kleineren, lokalen Ausbrüchen aus

Was die Verbreitung betrifft, so rechnet Steinat nicht damit, dass Affenpocken bald die Dimension der Coronapandemie annehmen werden. „Das halte ich für ausgeschlossen“, sagt er. Die Krankheit, vermutet Steinat, werde sich vielleicht kleinflächig ein wenig ausbreiten. Er geht von kleineren, lokalen Ausbrüchen aus, die zumeist unkompliziert verlaufen. „Bis jetzt haben wir nur relativ milde Verläufe gesehen, keine Todesfälle.“

Mehr Sorgen als die Affenpocken-Fälle im Landkreis bereiten Steinat die vielen neuen Coronafälle. Seit der vergangenen Woche habe sich die Zahl der Neuinfizierten mindestens verdreifacht. „In der Praxis haben wir täglich 15 bis 20 Fälle“, berichtet Steinat. Dabei beunruhigen ihn weniger die Krankheitsverläufe der Infizierten als die Belastung der ambulanten Strukturen. „Die ist nämlich schon wieder ganz schön hoch“, weiß der Pandemiebeauftragte.

Affenpocken seien deutlich schlechter übertragbar als das Coronavirus. Schützen könne man sich mit den bewährten Coronamaßnahmen Händewaschen, Maske tragen, Abstand halten und Kontakte einschränken.

Wer vermutet, sich mit Affenpocken infiziert zu haben, dem rät Steinat, bei seinem Hausarzt beziehungsweise bei seiner Hausärztin vorstellig zu werden. Das Gesundheitsamt benachrichtige Kontaktpersonen und ordne Quarantäne an. Die Isolation dauert solange, bis Schorf und Krusten der pockenartigen Pusteln abgeheilt sind beziehungsweise abfallen. In jedem Fall aber mindestens 21 Tage. Risikogruppen haben die Möglichkeit, sich auch nach einer Infektion noch impfen zu lassen, die Bundesregierung habe für ausreichend Impfstoff gesorgt, so Steinat. Mehr Infos zum Thema unter https://bit.ly/3yePCuu.

Zum Artikel

Erstellt:
4. Juli 2022, 15:08 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!
Schockanrufe und Cyberkriminalität nehmen stetig zu. Zur Prävention bemüht sich die Polizei um Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung. Die Schwierigkeit dabei: Die Täter ändern ihre Maschen ständig. Archivfoto: Tobias Sellmaier
Top

Stadt & Kreis

Cyberkriminalität und Gewalt nehmen im Raum Backnang zu

Die Kriminalitätsstatistik des Polizeipräsidiums Aalen verzeichnet für 2023 steigende Fallzahlen in fast allen Bereichen. Teilweise sei dies eine Normalisierung gegenüber den Pandemiejahren, doch Polizeipräsident Reiner Möller sieht auch Anzeichen von Verrohung in der Gesellschaft.