„Es geschehen noch Zeichen und Wunder“
Ex-Gemeinderat Gerhard Seiter bemängelt seit Jahren, dass die Dorfmitte im Heslachhof verkommt – Plötzlich tut sich was
„Seit über fünf Jahren vergammelt die schöne Dorfmitte des Heslachhofs“, schimpft Gerhard Seiter. Der ehemalige Gemeinderat sei immer wieder beim Bürgermeister vorstellig geworden, jahrelang sei nichts geschehen. Plötzlich rückt der Bauhof doch an. Seinem anderen Vorwurf, die Löschwassermenge im Heslachhof reiche nicht aus, entgegnet Karl Ostfalk: „Die ist ausreichend.“

© Pressefotografie Alexander Beche
Gerhard Seiter ist einerseits frustriert, da die Heslachhofer Dorfmitte über Jahre vergammelte, und andererseits froh, weil jetzt was passiert. Foto: A. Becher
Von Florian Muhl
AUENWALD. Vor 30 Jahren waren alle Heslachhofer sehr froh und dankbar. Warum? Die Gemeinde und auch das Land haben die Dorfentwicklung mit öffentlichen Geldern unterstützt. Ein Vorzeigeortsteil war für die rund 50 Einwohner entstanden – in allen Winkeln Beschaulichkeit, eine dörfliche Idylle wie aus dem Bilderbuch.
Und heute? Gerhard Seiter ist außer sich. Er ist hier aufgewachsen, hat die Dorfentwicklung hautnah miterlebt. Für die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWA) saß er weit über zehn Jahre im Auenwalder Gemeinderat. Wie sein Vater zuvor auch schon. „Der damals schöne Dorfteich wie auch der Dorfplatz in der Mitte des Heslachhofs vergammeln, und das schon seit über fünf Jahren. Der Zaun beim Löschteich ist total marode, gemäht wurde dieses Jahr auch noch nicht, die Dachrinne ist beschädigt – niemand kümmert sich drum.“
Warum ihm das Umfeld auch persönlich so wichtig ist? Sein Hof liegt direkt am Dorfteich. Vor 30 Jahren hat sein Vater die Dorfentwicklung „mit der Hergabe von privatem Grund an die Gemeinde – vor allem an der Dorfteichvergrößerung – entscheidend zum Gelingen der Dorfsanierung beigetragen“, sagt Seiter. Seit Jahren mahne er – einst als Gemeinderat, jetzt als Bürger – ob der Gleichgültigkeit im Rathaus. „Den hiesigen Bauhof scheint es nicht zu geben“, schimpft er.
Um seinem Ärger Luft zu machen, hat Seiter ein riesiges Plakat aus Pappe gemalt und verweist auf die drei Millionen Mark, die vor 30 Jahren investiert worden seien. Damals sei so ein schöner Dorfteich, ein Planschbecken für Kinder entstanden, eine Saugstelle für die Feuerwehr, ein Treffpunkt für Jung und Alt. Und heute? „Kein Dorfteich, verfallener Zaun, keine Saugstelle – eine Schande!“ hat Seiter die Mängel aufgelistet.
„Es wird nichts instand gehalten, alles verkommt“
Unterstützung erhält der ehemalige UWA-Fraktionsvorsitzende vom heutigen UWA-Sprecher Franz Matyas: „Ich kann Herrn Seiter nur zustimmen – in Auenwald verrottet alles. Meine E-Mail an die Verwaltungsspitze datiert vom 28. Juli 2017 – passiert ist bis dato – nichts“, so Matyas vor einigen Tagen. Und gestern: „Letztendlich ist der Heslachhof exemplarisch, wie sich die Verwaltung verhält. Es wird nichts instand gehalten, alles verkommt. Wenn man darauf hinweist, dann erhält man keine Antwort und alles versandet in einem schwarzen Loch.“
„Der Dorfplatz und der Dorfteich im Heslachhof sind aktuell in keinem guten Zustand. Dies ist mir bewusst“, teilt Bürgermeister Karl Ostfalk auf Anfrage unserer Zeitung mit. Und weiter: „Unsere Bauamts-Vertretungskraft hat in Absprache mit dem Bauhofleiter die Zaunreparatur beziehungsweise -erneuerung schon vor Wochen in Auftrag gegeben. Leider ist dies bisher noch nicht erfolgt.“
Die Mäharbeiten würden – entsprechend den gesetzlichen Erfordernissen – mindestens einmal im Jahr ausgeführt werden. „Abhängig von den sonstigen Aufgaben des Bauhofs auch mehrfach“, sagt Ostfalk. „Dieses Jahr ist der Bauhof durch die vielen Baustellen der Gemeinde, die Partnerschaftsjubiläumseinsätze, Kreiselgestaltung, Outdoorgeräte an der Kneippanlage, Spielplatzerneuerungen und Zwiebelbergneubau und so weiter sicher später dran als in normalen Jahren“, begründet der Bürgermeister, dass der Ortsteil Heslachhof in letzter Zeit vernachlässigt worden sei. Ostfalk teilte am Freitag mit: „Wird aber, ebenso wie die sonstigen Mängel, sicher in den kommenden Wochen erledigt sein.“
Und tatsächlich: Am Montag rückten Bauhofmitarbeiter an und demontierten den maroden Zaun an der Saugstelle. Ein Signal dafür, dass wohl demnächst ein neuer Zaun dort aufgebaut wird. „Es geschehen noch Zeichen und Wunder“, kommentierte Seiter, der allerdings noch ein anderes, noch gravierenderes Anliegen hat: aus seiner Sicht reicht das Löschwasser im Heslachhof nicht aus. „Die Saugstelle ist seit über fünf Jahren nicht mehr existent. Aber im Feuerwehrbedarfsplan, der im April im Gemeinderat behandelt wurde, ist die Wasserentnahme ohne Mängel angegeben.“ Seiter ist fassungslos. Er bezieht sich auf den Plan. Darin steht: „Heslachhof – abhängige Wasserversorgung: 800 Liter pro Minute – unabhängige Löschwasserversorgung: Heslachbach, Saugstelle Ortsmitte.“ Seiter interpretiert den Bedarfsplan so: „Die Wasserentnahme ist mit 800 Litern pro Minute aus der Saugstelle Ortsmitte angegeben. So viel Wasser führt der Heslachbach beziehungsweise Trailklingenbach derzeit aber gar nicht.“ Zudem habe die Freiwillige Feuerwehr Auenwald im Heslachhof über fünf Jahre keine Übung mehr gemacht und habe somit auch nicht die Wasserentnahme aus dem Löschteich geprobt. „Wenn es morgen brennt, dann gute Nacht“, sagt Seiter und blickt auf den Holz verarbeitenden Betrieb nebenan.
Auch zu diesem Vorwurf nimmt Ostfalk Stellung: „Laut unseren Unterlagen bringt das gemeindliche Wasserleitungsnetz zur Löschwasserversorgung über das Rohrleitungsnetz im Heslachhof 800 Liter pro Minute. Wenn dies der Fall ist, wovon eindeutig auszugehen ist, dann ist dies zur Versorgung als Grundschutz nach DVGW-Merkblatt 405 ausreichend. Der Bach mit Staustelle könnte – wenn überhaupt nennenswert Wasser kommt – dann eine zusätzliche Option sein, die aber nicht zwingend ist. Hier haben wir durch unsere mobilen Saugbecken vermutlich optimale zusätzliche technische Gerätschaften angeschafft.“
Bei den zurückliegenden Baugenehmigungen in den Jahren 2017 und 2018 im Heslachhof – zuletzt Betriebserweiterung Krauß, Neubau Ferienhaus Seiter, neuer Betriebszweig Bässler – gab es laut Ostfalk keine weiteren Forderungen über die vorhandene Wasserversorgung hinaus. Auch von den älteren Baugenehmigungen wie Maschinenbau Krauß ist dem Bürgermeister keine Forderung nach einer zusätzlichen Löschwasserentnahmestelle bekannt. In anderen Fällen dagegen sei in anderen Ortsteilen – zuletzt vor einem halben Jahr – vom Baurechtsamt eine bestimmte, höhere Löschwassermenge gefordert worden.
Auch zur Schlagkraft der Auenwalder Feuerwehr äußerte sich Ostfalk: „Unsere Feuerwehr übt regelmäßig alle Aufgaben/Tätigkeiten. Auch die Entnahme aus Gewässern. Dies konnte ich in den vergangenen Jahren sogar mehrfach selbst mit erleben. Zugegebenermaßen vermutlich nicht im Heslachhof. Aber die Einsatzfähigkeit oder Schlagkraft bei einem Einsatz im Heslachhof wird sicher vollumfänglich gewährleistet sein.“
Der Ton macht die Musik Von Florian Muhl Da haben sich zwei nicht gesucht, aber auch nicht gefunden. Auf der einen Seite Gerhard Seiter, der im Grunde sicher nicht unrecht hat. Auch wenn er selbst betroffen ist, darf er, und musste er als gewählter Volksvertreter, auf Missstände in der Gemeinde hinweisen. Aber der Ton macht die Musik. Schon als Gemeinderat ist der Heslachhofer öfter mal übers Ziel hinausgeschossen. Jetzt malt er große Plakate, stellt die Verwaltung an den Pranger, nach dem Vorbild eines Gemeinderats aus Oberbrüden, der diese Unsitte nicht sein lassen kann. Und da ist auf der anderen Seite Bürgermeister Karl Ostfalk, dessen Rathausmannschaft sicher viel zu tun hat. Aber es ist trotzdem nicht zu viel verlangt, auf E-Mail-Anfragen von Gemeinderäten zu reagieren. Ein guter Ton macht letztlich auch gute Musik. f.muhl@bkz.de Kommentar