„Es war schon sehr realistisch“

Der Backnanger Rainer Mögle war am Samstag als Statist bei der Terrorübung in Stetten am kalten Markt im Einsatz

Bedrückende Szenen bei der Großübung in Stetten am kalten Markt: Polizisten sichern das Gebiet nach einem Terroranschlag mit vielen Toten und Verletzten. Foto: Imago/A. Hettrich

© imago images/Arnulf Hettrich

Bedrückende Szenen bei der Großübung in Stetten am kalten Markt: Polizisten sichern das Gebiet nach einem Terroranschlag mit vielen Toten und Verletzten. Foto: Imago/A. Hettrich

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Bei der größten Übung in der Geschichte des Landes haben am Samstag rund 2500 Polizisten, Soldaten und Hilfskräfte auf dem Truppenübungsplatz in Stetten am kalten Markt das richtige Verhalten bei einem Terroranschlag geprobt. Unter den Teilnehmern war auch der Backnanger Rainer Mögle. Im Interview schildert er seine Erlebnisse.

Herr Mögle, wie kam es dazu, dass Sie bei dieser Übung mit dabei waren?

Ich bin Hauptmann der Reserve bei der Bundeswehr und Mitglied im sogenannten Kreisverbindungskommando in Stuttgart, in dem militärische und zivile Katastrophenschutzorganisationen zusammenarbeiten. Darüber bekam ich die Anfrage, ob ich als Darsteller für die Übung zur Verfügung stehe. Ich habe 2017 schon einmal bei einer Terrorübung mitgewirkt und habe mich auch jetzt wieder gemeldet, weil mich interessiert hat, wie so etwas abläuft. Insgesamt waren bei der Übung etwa 100 Statisten von der Bundeswehr und 200 von der Polizeihochschule im Einsatz.

Was war Ihre Aufgabe?

Ich war Statist in der sogenannten Panikmasse. Meine Aufgabe war es, panisch durch die Häuserschluchten zu rennen. Es gab nur sehr wenige Handlungsanweisungen. Wir sollten uns so verhalten, wie wir auch sonst in einer solchen Situation reagieren würden. Wobei es mir als Offizier schwergefallen ist, Panik zu spielen, weil ich gelernt habe, dass man in einer solchen Situation alles haben sollte, nur keine Panik.

Und wie war das Szenario?

Simuliert wurde ein Terroranschlag in der Innenstadt von Konstanz. Es gab einen Anschlag mit einer Autobombe und eine Schießerei. Ich habe einen Passanten dargestellt, der zufällig in diese Situation hineingeraten ist.

Was war das für ein Gefühl?

Es war zum Teil schon grenzwertig. Ich habe mich zwei Stunden lang um einen Verwundeten mit schwersten Verbrennungen gekümmert. Da kam mir schon mal der Gedanke: Warum hilft denn hier keiner? Später bin ich dann auch selbst noch erschossen worden. So etwas muss man erst mal verarbeiten.

Das fiktive Szenario fühlte sich also real an?

Es kann kippen. Darauf sind wir auch psychologisch vorbereitet worden. Es wird geschossen, es raucht, das war zum Teil schon sehr realistisch.

Und wie fällt Ihre Bilanz des Tages aus?

Es war kalt und hat den ganzen Tag geregnet. Das war weniger schön, aber wenn ich einen Beitrag leisten konnte, dass unsere Gesellschaft sicherer wird, habe ich es gerne getan. Die Polizisten, die dort im Einsatz waren, haben jedenfalls meinen höchsten Respekt. Ob die Übung erfolgreich verlaufen ist, kann ich allerdings nicht beurteilen. Wir waren ja nur in unserer Häuserschlucht und haben das Ganze sozusagen aus der Froschperspektive mitbekommen.

Rainer Mögle

Rainer Mögle

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Erstellt:
22. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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