Eschentriebsterben macht Waldwege unsicher

Eine Pilzkrankheit erfordert größere Verkehrssicherungsmaßnahme im Wüstenbachtal, um die Sicherheit der Besucher nicht zu gefährden. Ulrich Häußermann vom Forstamt Rems-Murr informiert Gemeinderäte aus Burgstetten und Kirchberg vor Ort im Wald und weist auf die Gefahren hin. Umfangreiche Rodungsmaßnahmen sind unausweichlich.

Im Wüstenbachtal weist bereits fast jeder dritte Baum Schadsymptome auf. Immer wieder stürzt ein Baum um, so auch bei der Informationsveranstaltung am Wochenende. Diesmal provoziert durch einen Traktor mit angehängtem Stahlseil. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Im Wüstenbachtal weist bereits fast jeder dritte Baum Schadsymptome auf. Immer wieder stürzt ein Baum um, so auch bei der Informationsveranstaltung am Wochenende. Diesmal provoziert durch einen Traktor mit angehängtem Stahlseil. Foto: A. Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Burgstetten/Kirchberg an der Murr. Das Wüstenbachtal sei ein Kleinod, vor allem in den letzten Monaten hätten viele Erholungssuchende dieses idyllische Fleckchen Erde für sich entdeckt. So beschreibt Ulrich Häußermann, stellvertretender Amtsleiter des Forstamts Rems-Murr, den Bachlauf im Wald, der sich durch Kirchberger und Burgstettener Gemarkung schlängelt. An sich nicht schlimm, doch: „Hier strömen Massen.“ Umso wichtiger, dass die Wege für die zahlreichen Besucher auch gesichert sind. Doch das ist durch das Eschentriebsterben nicht mehr gegeben, vor allem zwischen Götzen- und Römerbrücke.

Etwa 30 Prozent des Baumbestands in diesem Bereich sind Eschen – und so gut wie alle weisen Schadsymptome auf. Das macht die Wege unsicher, immer wieder stürze ein Baum um. Allein im vergangenen Jahr habe der Holzeinschlag auf Burgstettener Gebiet zu 100 Prozent aus Schadholz bestanden, auf Kirchberger Gebiet seien es 94 Prozent gewesen, insgesamt habe das etwa 1200 Festmeter Holz ausgemacht.

Um die Sicherheit der Besucher zu wahren, ist eine umfangreiche Maßnahme notwendig. Und um die Öffentlichkeit vorab ausführlich darüber zu informieren, hatte das Forstamt zur Waldbegehung geladen. Neben Häußermann waren Dezernent Gerd Holzwarth, Praktikant Florian Elsässer und Revierleiter Paul Bek dabei, um Grund und Vorgehen der Einschlagmaßnahme zu erläutern. Die Bürgermeister der Gemeinden Burgstetten und Kirchberg, Irmtraud Wiedersatz und Frank Hornek, zahlreiche Gemeinderäte, Mitglieder der Aktionsgemeinschaft Umweltschutz Kirchberg und interessierte Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, um sich zu informieren.

Dass der Umweltschutzgedanke neben der Verkehrssicherung an vorderster Stelle stehe, betonte Revierleiter Bek: „Wir wollen das Maximale für die Artenvielfalt herausholen.“ Es werde noch eine Begehung mit Fachleuten des Naturschutzes geben, um zu überprüfen, wie verschiedene Arten durch die Maßnahme begünstigt werden können.

„Vieles hier schenkt uns die Natur“, so der Revierleiter. Auch werde darauf geachtet, dass, sofern Nachpflanzungen notwendig seien, heimische Baumarten dafür genutzt würden. Jochen Schäufele vom Amt für Naturschutz ergänzt, dass Forst- und Naturschutzamt in regem Kontakt miteinander stünden, um das ökologisch Sinnvolle mit den notwendigen Maßnahmen zur Verkehrssicherung optimal zu verbinden.

Schon seit längerer Zeit sind die Wege durch das gefährdete Gebiet abgesperrt, doch viele Besucher seien sich der Gefahren durch umstürzende Bäume offensichtlich nicht bewusst und hielten sich nicht an die Sperrungen. Daher der eindringliche Appell der Gemeindeoberhäupter und des Forstamts, Durchgangsverbote unbedingt zu beachten. Sperrungen seien zur eigenen Sicherheit unbedingt ernst zu nehmen. Um darzustellen, dass die Warnungen nicht leichtfertig ausgesprochen werden, demonstriert Holger Pfizenmaier vom gleichnamigen Forstunternehmen, wie einfach eine ausgewachsene Esche mit Stahlseil und Schlepper umgezogen werden kann. Ein wenig Zug am Seil und innerhalb kürzester Zeit stürzt der kranke Baum um. Die Wurzeln, davon können sich die Anwesenden überzeugen, sind schwammartig und zerbröseln in den Händen.

Von der Sicherungsmaßnahme ist nicht nur Gemeinde- und Staatswald, sondern vor allem Privatwald betroffen. Momentan sei man noch mit der Auszeichnung der Bäume beschäftigt, bisher seien alle betroffenen Waldbesitzer mit im Boot. Man versuche, die Kosten für die betroffenen Privatbesitzer möglichst gering zu halten, es gebe ein kostenloses Beratungsangebot, man unterstütze bei Förderanträgen. Garantieren könne man jedoch nicht, dass diese auch erfolgreich sein würden.

Voraussichtlich vor Weihnachten solle eingeschlagen werden, man hofft darauf, bis zum Beginn der Brutzeit fertig zu sein. Falls das nicht erreicht werde, müsste das Tal möglicherweise für ein Jahr gesperrt werden. Der stellvertretende Amtsleiter betonte: „Wir wollen einen vielstufigen Wald und wir wollen eigentlich nicht, dass man die Maßnahmen sieht.“

Der Wald verändert sich

Eschentriebsterben Es wird durch den Pilz Hymenoscyphus fraxineus (falsches weißes Stangenbecherchen) verursacht und tritt seit 2008 in Europa auf. Eintrittspforte für den Pilz sind die Eschentriebe, daher erkennt man den Befall gut an der Krone. Der Baum bildet neben den befallenen Trieben neue aus. Doch wenn der Pilz ins Innere gelangt, entwickelt er sich weiter, Rindennekrose und das Absterben der Wurzeln ist die Folge. Es gibt bisher noch kein wirksames Pflanzenschutzmittel dagegen.

Klimaerwärmung Zwar war es diesen Sommer in Deutschland eher kühl, doch im restlichen Europa sehr heiß, die letzten drei Jahre sind insgesamt sehr trocken gewesen. Auch die Niederschlagsverteilung hat sich verändert. Sehr viel Regen kommt nun auf einmal, was zu Stress bei den Bäumen und so schlussendlich zum Vertrocknen führt, beispielsweise bei den Buchen. Insektenschäden und Pilzanfälligkeit kommen dazu, andere Bäume, die besser mit den Bedingungen zurechtkommen, setzen sich durch.

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Erstellt:
18. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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