Mückenbekämpfer in Halbachtstellung

dpa Speyer/Wiesbaden. Sommer, Sonne, Mückenstich. Damit geht es auch in Hessen wieder los. Ob die Insekten in dieser Saison zu einer Plage werden? Experten geben vorerst Entwarnung und sehen Erfolge bei der Bekämpfung.

Eine Mücke saugt Blut am Arm einer Frau. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild

Eine Mücke saugt Blut am Arm einer Frau. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild

Über die vergangenen Niederschläge und die steigenden Temperaturen freuen sich auch einige Plagegeister in Hessen: Stechmücken. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) erwartet, dass sich ihre Larven, die jetzt im Wasser sind, mit sommerlich-warmen Temperaturen schlagartig entwickeln. „Sie stehen in den Startlöchern“, sagte HLNUG-Biologe Aljoscha Kreß der Deutschen Presse-Agentur.

Die kühlen April- und Maiwochen hatten die Insekten bislang ausgebremst: „Wir hatten jetzt im Frühjahr, wenn sich die Mückenpopulation aufbaut für den Sommer, zwar mit ausreichend oder sogar mehr Niederschlag zu tun“, erläuterte Kreß. „Aber es war kalt. Gerade Mückenarten, die die Wärme mögen, also unsere Hausstechmücke, sind jetzt noch ein bisschen mit ihrer Entwicklung im Hintertreffen.“

Was die Tiere mögen: feucht-schwüle Tage. „Das ist genau die optimale Witterungssituation, dass sich die Mücken freuen und alles schlüpft, was da ist. Wir werden also in den nächsten Tagen mit einem schlagartigen Anstieg der Populationen zu tun haben“, sagte Kreß zur kurzzeitigen Prognose. Wie sich die Mückensaison aber langfristig entwickele, müsse man abwarten: „Das hängt von vielen Faktoren ab. Und man muss eben im Hinterkopf behalten, dass die vorherigen Monate kalt waren und es dementsprechend noch nicht zu einem übermäßigen Aufbau der Population gekommen ist.“

Nach Einschätzung der Organisation Kabs ist aktuell keine Stechmückenlage zu befürchten. „Die eine oder andere Mücke wird man spüren, aber nirgendwo in unserem Einsatzgebiet ist derzeit eine Plage in Sicht“, sagte der Wissenschaftliche Direktor der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs), Dirk Reichle. „Unsere Bekämpfung der vergangenen Wochen war erfolgreich.“ Mehr als 90 Kommunen am Oberrhein in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg haben sich zur Kabs zusammengeschlossen.

Reichle zufolge ist der Aufwand der Stechmücken-Bekämpfung aktuell höher als in den vergangenen drei, vier Jahren. „Wir hatten zwar stets Winterhochwasser, aber diesmal war es durch Schneeschmelze und Regen besonders hoch, hatte jedoch keinen Einfluss auf die Stechmückenpopulation in den Rheinauen“, sagte der Biologe in Speyer. Die Pegel seien seit Anfang Mai nie wirklich stark gesunken. „Im Mai hatten wir den Vorteil, dass es kühl war, die Larven entwickeln sich dann langsamer, und wir haben mehr Zeit zur Bekämpfung. Diesen Vorteil haben wir nun nicht mehr. Wir sind in Habachtstellung.“

In der ersten Mai-Hälfte seien die Stechmückenlarven sehr erfolgreich bekämpft worden, sagte der Kabs-Chef. „Doch dann wurde es problematisch - vor allem wegen der Witterungsbedingungen. Wir hatten extremen Wind und mussten zwei Hubschraubereinsätze abbrechen.“ Trotzdem seien alle Flächen mit Erfolg behandelt worden. Die Arbeit der Experten ist aufwendig: Am Boden kämpfen sie sich oft durchs Dickicht, aber viele Brutstätten können nur aus der Luft bekämpft werden. Vom Helikopter aus verteilt die Kabs dann den biologischen Wirkstoff Bti, der die Larven der kleinen Blutsauger tötet.

Im Auge behalten die Behörden insbesondere auch die eingewanderte Asiatische Tigermücke. Diese stammt ursprünglich aus Südostasien, wurde in der Vergangenheit eingeschleppt - und fühlt sich hier angesichts gestiegener Temperaturen wohl. Seit 2018 wurde die Mückenart wiederholt auch in Hessen nachgewiesen. Diese kann potenziell Krankheiten übertragen. Das Risiko gilt laut dem hessischen Gesundheitsministerium bisher als gering, wird aus Expertensicht aber steigen und muss daher ernst genommen werden. Das Land Hessen baue daher ein Monitoring-System auf, um die Verbreitung im Blick zu behalten und Präventionsmaßnahmen ergreifen zu können.

Doch was kann man selbst gegen Mücken tun? Experte Kreß rät: „Das A und O ist, seine Umgebung frei von Brutgewässern für Stechmücken zu machen. Die sind wirklich in jedem Topfuntersetzer, in jeder Gießkanne, die nicht umgedreht ist, in Balkonkästen-Untersetzern oder verstopften Regenrinnen. Man sollte also darauf achten, diese frei von stehendem Wasser zu halten. Das hat den größten Effekt.“

© dpa-infocom, dpa:210610-99-931720/3

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Erstellt:
10. Juni 2021, 05:08 Uhr

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