Gefahren in der kalten Jahreszeit

Experten-Tipps: Sicherer unterwegs mit dem Motorrad im Herbst und Winter

Motorradfahren im Herbst oder Winter birgt Risiken. Mit den Tipps von Verkehrspolizist Michael Saur und dem ADAC sind Sie auch bei kühlen Temperaturen sicher unterwegs.

Wer im Winter mit dem Motorrad unterwegs ist, muss besonders vorsichtig sein (Symbolfoto).

© IMAGO/ZUMA Press Wire

Wer im Winter mit dem Motorrad unterwegs ist, muss besonders vorsichtig sein (Symbolfoto).

Von Gülay Alparslan

Ob feuchte Straßen, tief stehende Sonne oder buntes Laub auf dem Asphalt – der Herbst zeigt sich von seiner schönsten, aber auch tückischsten Seite. Während viele Motorradfahrer ihre Maschinen bereits winterfest gemacht haben und sehnsüchtig auf die neue Saison warten, zieht es einige Hartgesottene weiterhin auf die Straße. Doch wer im Herbst oder Winter Motorrad fährt, muss sich auf besondere Risiken einstellen – selbst wenn das Thermometer noch milde Temperaturen, wie beispielsweise an diesem Donnerstag und Freitag, anzeigt.

„Im Herbst und Winter steht die Sonne tiefer, es wird später hell und schneller dunkel“, erklärt Michael Saur, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Stuttgart. Diese Lichtverhältnisse können zu starken Blendeffekten führen und es erschweren, Fahrzeuge, Personen oder Hindernisse zu erkennen. Dazu kommt dass die Temperaturen sehr schnell um 10-20 Grad fallen können, wenn die Sonne weg ist. Besonders bei feuchtem Laub auf der Straße steigt die Rutschgefahr, selbst wenn es tagsüber trocken war.

Auch der ADAC weist darauf hin, dass Motorradfahrer in diesen Monaten besonders vorausschauend fahren sollten. Die Kombination aus tief stehender Sonne, nassem Asphalt und Schnee am Straßenrand erhöht das Risiko, von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen zu werden.

Herbst- und Winterrisiken für Motorradfahrer

Laub, nasse Straßen oder Raureif können zudem die Haftung der Reifen stark verringern. Gerade in ländlichen Gegenden sorgen landwirtschaftliche Fahrzeuge für Schmutz auf der Fahrbahn – das sogenannte „Bauernglatteis“. Saur rät Motorradfahrern deshalb, sich auf unerwartete Situationen einzustellen, bremsbereit zu bleiben und stets die Geschwindigkeit anzupassen. „Der Anhalteweg kann sich bei glatter Straße deutlich verlängern“, so der Beamte. Licht- und Sichtverhältnisse seien zudem anders als im Sommer.

„Grundsätzlich sind Sommerreifen, und für Motorräder gibt es ja keine Winterreifen-Pflicht, aus einer relativ weichen Gummimischung gefertigt. Sie benötigen eine gewisse Temperatur, um ihre Haftung optimal auszuspielen“, erklärt Saur. Bei Temperaturen unter 10 Grad sei das jedoch nicht immer gewährleistet. Motorradfahrer sollten daher die Grenzen ihrer Reifen kennen und nicht so fahren, wie es im Sommer auf warmen Fahrbahnen möglich wäre.

Auch der ADAC betont, dass vorsichtiges Fahren und gefühlvolles Bremsen entscheidend sind. Extreme Schräglagen sollten vermieden werden, da die Reifen bei niedrigen Temperaturen nicht optimal haften.

Auch bei der Bekleidung gibt es einiges zu beachten: Warme, wind- und wasserdichte Schutzkleidung ist im Herbst und Winter besonders wichtig. Michael Saur hebt hervor: „Wichtige Punkte sind warme Hände und Füße, damit das Fahrzeug jederzeit sicher bedient werden kann, sowie ein unbeschlagenes Visier oder Brille.“

Schutzkleidung und Handschuhe für sichere Winterfahrten

Die Experten von „Tourenfahrer“ setzen dabei auf das sogenannte Zwiebelprinzip: Funktionsunterwäsche, ein Mid-Layer und darüber die eigentliche Motorradjacke mit Protektoren. Optional können beheizbare Handschuhe, Sitzbänke oder Lenkergriffe für zusätzlichen Komfort sorgen. Helle Farben und reflektierende Elemente erhöhen die Sichtbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen.

Vor der Winterfahrt sollten alle beweglichen Teile des Motorrads ausreichend geschmiert sein, erklärt Michael Saur und betont: „Achten Sie darauf, dass keine Schmiermittel auf Bremsscheiben oder in Bremssättel gelangen.“ Besonders Ketten benötigen gute Pflege. Streusalz kann Lack, Aluminiumteile und blanke Metallflächen stark angreifen, daher empfiehlt sich nach jeder Fahrt eine gründliche Reinigung.

Die ADAC-Experten raten außerdem dazu, vor Fahrtbeginn Batterie, Reifendruck, Profil und Bremsen zu kontrollieren. Bei winterlichen Temperaturen empfiehlt sich ein Öl mit niedriger Viskosität, damit der Motor schnell geschmiert ist. Das heißt: Das Öl bleibt auch bei Kälte flüssig genug, um alle wichtigen Motorteile sofort zu schützen.

Motorradwartung und Pflege im Winter

„Die Licht- und Sichtverhältnisse sowie die Straßenbedingungen unterscheiden sich deutlich vom Sommer“, so Michael Saur. Fahrer sollten besonders vorausschauend unterwegs sein, abrupte Lenkbewegungen vermeiden und Schräglagen moderat halten. Auf Brücken oder in schattigen Bereichen kann es besonders glatt werden, weshalb dort erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich ist.

Wer diese Hinweise von Experten wie Michael Saur und dem ADAC beherzigt, kann auch in der kühlen Jahreszeit sicher unterwegs sein und die besondere Atmosphäre auf zwei Rädern genießen.

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Erstellt:
11. November 2025, 18:42 Uhr

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