Familien finden Halt in schwierigen Zeiten

BKZ-Leser helfen Das Projekt Sharecare der Zukunftswerkstatt Rückenwind in Backnang hilft Familien in belastenden Lebenssituationen mit kreativen Angeboten, Beratung und Gemeinschaft. Ungefähr 100 Familien pro Jahr sollen davon profitieren.

Beim adventlichen Basteln stellen Kinder und Eltern mit ZWR-Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen Weihnachtsdeko her. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Beim adventlichen Basteln stellen Kinder und Eltern mit ZWR-Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen Weihnachtsdeko her. Foto: Alexander Becher

Backnang. Um 16.30 Uhr füllt sich der Aufenthaltsraum des Vereins Zukunftswerkstatt Rückenwind (ZWR) in der Backnanger Schillerstraße. Weihnachtliches Basteln ist an diesem Nachmittag angesagt. ZWR-Mitarbeiterin Olesia Niemova und die ehrenamtliche Helferin Hanna Yatselenko haben bereits buntes Papier, Scheren und Stifte auf den Tischen verteilt. Sie möchten Tannenbäume aus Papier mit den Eltern und Familien, die kommen, basteln. An der Küchenzeile hinter den Tischen rühren zeitgleich einige Mütter Plätzchenteig an.

Jeden Mittwochnachmittag findet in der ZWR eine Eltern-Kind-Aktion im Rahmen des Projekts Sharecare statt. Sie soll jedoch kein reines Beschäftigungsprogramm sein, sondern den Teilnehmenden auch die Möglichkeit bieten, sich mit anderen zu vernetzen, sich auszutauschen, vielleicht sogar neue Freundschaften zu schließen.

„Sharecare ist ein Projekt für Familien in belastenden Lebenssituationen – zum Beispiel durch Armut, Krankheit, Verlust, Abhängigkeit oder auch Behinderung“, erklärt Misha Rybalchenko, der das Vorhaben mit Emma Kengeter leitet. „Wir bieten schnelle und unkomplizierte Unterstützung an.“ Das Ziel sei es, Familien in schwierigen Zeiten zu entlasten, ihnen Zuversicht zu geben und das Gefühl zu vermitteln: „Wir sind nicht allein.“

Eine Altersbegrenzung gibt es nicht

Die wöchentliche Eltern-Kind-Aktion ist nur ein Baustein des Projekts, das am 1. Juli dieses Jahres gestartet ist. Am Dienstagnachmittag beispielsweise helfen Ehrenamtliche Kindern bei den Hausaufgaben. Darüber hinaus finden in unregelmäßigen Abständen Schulungen zu verschiedenen Themen statt, zum Beispiel zum Schul- oder zum Gesundheitssystem in Deutschland. Das ist natürlich vor allem für Eltern interessant, die nicht aus Deutschland kommen. Die kostenfreien Angebote von Sharecare richten sich aber gleichermaßen an Familien von hier, die sich in einer schwierigen Lage befinden, betont ZWR-Leiterin Hannah Nothstein. „Das wissen viele gar nicht, aber wir sind für alle da.“

Ungefähr 100 Familien pro Jahr sollen von Sharecare profitieren, berichtet sie. Da die Laufzeit auf drei Jahre ausgelegt ist, könnte es demzufolge bis zu 300 Familien zugutekommen. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht – weder für die Kinder und Jugendlichen noch für ihre Begleitpersonen. „Zum Teil sind bei den Veranstaltungen auch die Großeltern mit im Boot – wir haben viele Alleinerziehende“, so Hannah Nothstein.

Auch eine Beratung gehört zum Angebot

Die Familien begleitet die ZWR meistens länger als nur ein paar Tage oder Wochen. „Wir erarbeiten zusammen kurzfristige und langfristige Ziele“, führt die Leiterin aus. „Wenn zum Beispiel eine alleinerziehende Mutter mit ihrer Situation überlastet ist, könnte es ein kurzfristiges Ziel sein, für das Kind einen Kindergartenplatz zu finden. Langfristig möchten wir erreichen, dass sie es selbst schafft, sich um ihre Bedürfnisse und die ihres Kindes zu kümmern. Unser Wunsch ist es immer, uns überflüssig zu machen. Wir sehen uns als Türöffner: Es gibt viele Hilfsangebote, aber die Leute, die zu uns kommen, kennen diese oft nicht.“

Neben den niedrigschwelligen Gruppentreffen und Veranstaltungen gehört zum Sharecare-Angebot außerdem eine offene Beratung für alltägliche Probleme, die mit und ohne Termin in Anspruch genommen werden kann, bei Bedarf auch mit Sprachvermittlung. „Dabei geht es meistens um bürokratische Themen wie etwa Fragen zu Behörden“, weiß Misha Rybalchenko.

Weitere Themen

In Zukunft sollen zudem noch Workshops und gemeinsame Ausflüge auf die Beine gestellt werden. Sie sollen wertvolle Entlastung im Alltag bieten und Gemeinschaft ermöglichen. „Mit einem anderen Projekt waren wir dieses Jahr mit Familien in den Bergen und am Bodensee“, berichtet Hannah Nothstein. „Da haben wir gemerkt, wie gut es allen tut, wenn sie einmal raus sind aus ihrem gewohnten Setting.“ 2026 ist des Weiteren ein vormittägliches Treffen für Eltern mit ganz kleinen Kindern oder größeren Kindern, die in dieser Zeit anderweitig betreut werden, geplant.

Die Ressourcen bedingen das Angebot

Für all diese Angebote, aber auch für die Miete der Räumlichkeiten, Materialien für kreative Aktivitäten oder gemeinsames Kochen, die Aufwandsentschädigungen für Fachkräfte sowie für Sprachmittlerinnen und -mittler sollen Spenden aus der Aktion BKZ-Leser helfen eingesetzt werden. „Die finanziellen Ressourcen bedingen letztlich, wie viel wir anbieten können“, sagt Hannah Nothstein. Die Personalkosten und Miete werden bereits vom Deutschen Hilfswerk zu einem großen Teil mitgetragen.

Yuliia Shloma ist sehr dankbar für die Hilfe der ZWR-Mitarbeitenden sowie für das umfangreiche Angebot des Vereins. Die 45-Jährige ist erst vor fünf Monaten aus der Ukraine nach Deutschland gekommen und nimmt an diesem Nachmittag mit ihrer 15-jährigen Tochter am Basteln teil. „Alle sind sehr hilfsbereit, außerdem man kann sich hier mit vielen Menschen unterhalten und andere kennenlernen“, sagt sie.

Auch der 38-jährige Ihor Hordieiev, der vor drei Jahren aus der Ukraine gekommen ist, nimmt die Angebote der ZWR gerne wahr. Er selbst hat auch schon einmal als Ehrenamtlicher eine Aktion geleitet. Seine neunjährige Tochter werde bei dem Verein gut integriert, berichtet er. „Sie hat schon zwei gute Freunde hier gefunden.“

Familien finden Halt in schwierigen Zeiten
Die aktuelle Spenderliste

Konrad Rist; Sini und Werner Götz, Rielingshausen; Peter Skowronek, Backnang; Claudia und Jürgen Senk; Andrea und Michael Vogel, Großerlach; Grete Trefz; Karl-Heinz Appenzeller; Maria Bernhardt; Edith und Werner Stradinger; Rosi und Helmut Greiner; Gabriele und Günther Schumann; Renate Krämer; Bernd Krämer; Barbara und Dieter Renz; Marie-Luise Fink; Leili und Günther Breisch; Margarete Beate und Heinrich Sprenger; Kurt Mutschler; Sybille Beck und Thomas Blattert; Edeltraud Maria Rudolph; Beate und Adolf Rivinius; Daniel Brugger, Aspach; Peter Janus; Ulrike Gall; Brigitte und Günther Maurer, Aspach; Ingrid und Robert Wieland; Heidi und Claus Dyck; Maria und Walter Zimmermann, Sulzbach an der Murr; Helmut Häberle; Johannes Muck, Backnang; Maria und Eberhard Unkauf, Aspach; Arnold Zierot; Sigrun Kühn; Ulrich Wieland, Backnang; Volksbank Backnang eG; Familie Unkauf Höhengasthof Sinzenburg, Aspach; Horst Hesser; Ursula und Horst Gläser; Bettina Claus-Kruger, Backnang; Judith und Uwe Matena, Backnang; Sabine und Gunter Neuhaus; Maieli und Hans-Jürgen Grünefeldt; Angela und Hartmut Kämpfner; Helmtrud Schindele; Erich Esenwein; Sabine und Ralf Kadereit; Martin Föll; Elke Kretzschmar-Brandl, Kirchberg an der Murr; Margit Trautwein, Backnang; Inge Hübner; Perdita Stoiber; Gerlinde Benignus; Werner Kiefer; Hans Volker Müller, Schiller-Apotheke; Ines Schweizer, Raphael-Apotheke; Gertraude Heinkel; Ingeborg und Albert Heß; Hildegard Pfeil, Backnang; Anneliese Kaufmann; Maria Lisson; Eva und Hartmut Beck; Irene Weller; Cornelia Seitz; Hans-Peter Traub; Ursula und Nikolai Giesecke; Dagmar und Gernot Langer, Backnang; Sonja und Gerhard Gruber; Renate und Siegbert Glock; Robert Antretter, Backnang; Ingeborg und Dieter Seez; Gunhild und Wolfgang Paul; Silvia und Theophil Schwenk, Backnang; Renate Fischer; Waltraud und Udo Pretelli; Luise und Ulrich Schielke, Backnang; Susanne Steinborn; Sabine und Peter Lüthcke, Backnang; Marta Weller; Sybille und Rolf Bauer; Rita und Heinrich Krimmer; Rotraut und Peter Schilling, Backnang; Heike und Rainer Gust; Gabriele Trefz; Renate Winter; Helga Brunner, Elke Scharf; Gisela Stryja; Gerd Baumann; Inge Rüger; Martin Schober; Gisela und Udo Enchelmayer. Allen Spendern gilt ein herzliches Dankeschön.

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Erstellt:
16. Dezember 2025, 10:00 Uhr

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