Feierstunde zum Tag der Heimat mahnt zu Frieden

Die Landsmannschaft der Donauschwaben gestaltete in der Backnanger Max-Eyth-Realschule eine stimmungsvolle Gedenkfeier.

Donauschwäbische Trachten und die ungarndeutsche Heimatblaskapelle unter der Leitung von Hans Bachstetter. Foto: Klaus J. Loderer

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Donauschwäbische Trachten und die ungarndeutsche Heimatblaskapelle unter der Leitung von Hans Bachstetter. Foto: Klaus J. Loderer

Von Klaus J. Loderer

Backnang. „Der Friede ist das Meisterwerk der Vernunft“ – vom deutschen Philosophen Immanuel Kant soll dieser Satz stammen, mit dem der Backnanger Oberbürgermeister Maximilian Friedrich sein Grußwort zum Tag der Heimat schloss. Die Landsmannschaft der Donauschwaben gestaltete die stimmungsvolle Gedenkfeier in Backnang am gestrigen Sonntag im Hof der Max-Eyth-Realschule. Deren Vorsitzender Heinz Kaldi, erst kürzlich am Tag des Ehrenamts von der Stadt mit dem Backnanger Ehrenteller geehrt, begrüßte die Gäste.

Mit dem Castaldo-Marsch erwies die ungarndeutsche Heimatblaskapelle Backnang der Kulturhauptstadt 2023 eine Referenz, lebte dessen Komponist Rudolf Nováček doch einige Jahre in Temeswar (Timișoara). Ebenfalls aus dem Banat, genauer aus Nitzkydorf (heute Nițchidorf in Rumänien), stammt die Tracht, die Beate und Günther Weißbarth mit ihren Enkeln zeigten.

Erinnerung an das Schicksal der Vetriebenen

OB Maximilian Friedrich erläuterte den Hintergrund und den Sinn des Tags der Heimat: „Der Tag der Heimat ist ein Tag des Erinnerns an eine Tragödie, eine Tragödie unvorstellbaren Ausmaßes. 15 Millionen Deutsche wurden infolge des Zweiten Weltkriegs vertrieben, mehr als zwei Millionen Menschen kamen dabei ums Leben. Sie wurden aus ihrer Heimat vertrieben, weil sie sich zu ihrer Herkunft, zu ihrer Kultur und zu ihrer Sprache bekannten.“ Durch das Schicksal der Vertreibung seien diese Menschen doppelt von den katastrophalen Auswirkungen des Kriegs betroffen gewesen. Friedrich erinnerte daran, dass viele nach Backnang gekommene Heimatvertriebene gerade dort, wo heute Max-Born-Gymnasium und Max-Eyth-Realschule stehen, eine erste Unterkunft fanden. Dieses Flüchtlingslager auf der Maubacher Höhe sei dann für viele Menschen der Ausgangspunkt für ihre weitere Zukunft in Backnang und der Region geworden. Die Integration der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge sei nicht einfach gewesen: „Sie mussten sich nicht nur in der fremden geografischen und sozialen Umgebung orientieren, sondern oft auch traumatische Erlebnisse der Flucht verarbeiten.“ Damals haben die Städte Deutschlands in Trümmern gelegen, so das Stadtoberhaupt. Trotz aller Schwierigkeiten sei es gelungen, Backnang als neue Heimat anzunehmen. Als Geste der Versöhnung hob Friedrich die Charta der deutschen Heimatvertriebenen hervor. Schon damals haben sich die Heimatvertriebenen zur Idee eines geeinten Europas bekannt.

Heimatfeste dienen dem Erhaöt der Bräuche

Den Begriff der Heimat stellte Jürgen Harich, stellvertretender Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Donauschwaben, ins Zentrum seiner Ansprache. Er machte sich Gedanken über Heimatfeste, Heimatmuseen und Heimatdichtung. „Alle diese Begriffe führen meiner Ansicht nach zu dieser identitätsstiftenden Kultur.“ Heimatfeste seien ein schönes Beispiel des Zusammengehörigkeitsgefühls mit Trachten, sich kennenden Gesichtern, dem gemeinsam gesungenen Liedgut und gleichen kulinarischen Köstlichkeiten. Immerhin dienten diese Feste auch der Erhaltung der Bräuche. Diese Treffen sind für Harich eine Auszeit aus der hektisch gewordenen Welt. „Heimat ist auch eine gemeinsame Kultur, die sehr wohl grenzüberschreitend sein kann.“ Der Krieg in der Ukraine zeige gerade, dass man Heimat nicht nationalistisch von oben herab erzeugen kann. Gerade deshalb sei der Tag der Heimat von eminenter Wichtigkeit. Harich wünschte sich, dass die Veranstaltung auch dann noch durchgeführt werde, wenn jene, welche die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg noch erlebt haben, nicht mehr dabei sein können. Die Themen Heimatverbundenheit, ein vereintes Europa und die Brückenfunktion der Heimatvertriebenen zwischen alter und neuer Heimat bleiben weiterhin aktuelle Themen, so Harich.

Noch weitere Musikstücke spielte die ungarndeutsche Heimatblaskapelle Backnang. Deren Leiter Hans Bachstetter hatte noch einen Klassiker, nämlich den Margariten-Walzer von Anton Stribik, herausgesucht. Zu den Klängen von „Ich hatt’ einen Kameraden“ erfolgte die Kranzniederlegung am von Oskar Kreibich gestalteten Mahnmal der deutschen Heimatvertriebenen. Besinnliche Worte des Gedenkens sprach Diakon Carsten Wriedt von der katholischen Kirche in Backnang. Die dritte Strophe des Deutschlandlieds schloss die Gedenkfeier.

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Erstellt:
12. September 2022, 13:00 Uhr

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