Feinkostladen kommt jetzt doch nicht

Familie Özkan aus Backnang wird von neuen Besitzverhältnissen der früheren Uhland-Apotheke böse überrascht

Alles schien bereits in trockenen Tüchern zu sein. Unter dem Namen „Mythos“ wollte Zozan Özkan mit ihrer Familie in der bereits seit anderthalb Jahren leer stehenden Uhland-Apotheke eine Mischung aus Feinkostladen und Imbiss eröffnen. Doch als alle Genehmigungen vorlagen, kam alles ganz anders: Der Hauseigentümer hatte plötzlich seine Immobilie verkauft.

Geplatzter Traum in der Fußgängerzone: Ahmet, Zozan, Sultan und Ferhat Özkan (von links) wollten in der ehemaligen Uhland-Apotheke einen mediterranen Feinkostladen mit Imbiss eröffnen. Doch der neue Eigentümer vermietet die Räumlichkeiten maximal nur für drei Jahre. Archivfoto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Geplatzter Traum in der Fußgängerzone: Ahmet, Zozan, Sultan und Ferhat Özkan (von links) wollten in der ehemaligen Uhland-Apotheke einen mediterranen Feinkostladen mit Imbiss eröffnen. Doch der neue Eigentümer vermietet die Räumlichkeiten maximal nur für drei Jahre. Archivfoto: J. Fiedler

Von Florian Muhl

BACKNANG. An einer Frischetheke sollte es mediterrane Spezialitäten wie eingelegte Oliven und Käse geben. Dazu war ein Speisenangebot mit Döner Kebab, Pizza und wechselnden Tagesgerichten geplant. Das Ganze auf gehobenem Niveau und mit möglichst wenig Einwegverpackungen, wie die Betreiber versicherten (wir berichteten). Mit demselben Konzept war die kurdische Familie seit 2015 bereits im Kaufland an der Sulzbacher Straße erfolgreich, ehe sie ihren Platz Mitte 2018 wegen des Abrisses des Warenhauses räumen musste.

Mit dem Besitzer sei alles abgesprochen gewesen, mit der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat auch. Selbst die Stellplatzfrage war bereits geklärt. Weil die Betreiber bei einer gastronomischen Nutzung einen Stellplatz nachweisen müssten, dies in der Fußgängerzone aber nicht möglich ist, war die Neuansiedlung Thema im Gemeinderat. Gegen eine Ablöse von 9000 Euro befreite dieser die neuen Mieter von ihrer Verpflichtung. „Der Pachtvertrag mit dem Eigentümer bestand auch schon, war aber noch nicht unterschrieben“, sagt Sultan Özkan, Schwester von Zozan Özkan und Teilhaberin in spe. Dann habe dieser aber die kurdische Familie Woche um Woche vertröstet. „Und als dann endlich nach acht Monaten alle Genehmigungen vorlagen und wir loslegen wollten, hat uns der Besitzer plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt und hat gesagt, er habe das Objekt Uhlandstraße 16 aus gesundheitlichen Gründen verkauft. Wir sollten uns jetzt doch bitte an den neuen Eigentümer wenden“, sagt Sultan Özkan verärgert, enttäuscht und frustriert.

Neuer Eigentümer ist seit einigen Wochen die KF-Vermögensgesellschaft GbR. Die hatte gegen das Mietverhältnis grundsätzlich keine Einwände. Wie einer der geschäftsführenden Gesellschafter auf Anfrage unserer Zeitung sagte, habe er aber keinen langfristigen Mietvertrag anbieten können, sondern nur einen bis zum Jahr 2023.

„Ich hatte mich mit dem neuen Eigentümer getroffen. Und er hat gesagt, dass wir mieten könnten, aber nur für drei Jahre. Wir müssten 2024 wieder draußen sein. Eine Verlängerung sei nicht möglich. Zudem wollte er eine Kaution von 100000 Euro“, sagt Sultan Özkan. Das sei für die kurdische Familie nicht machbar gewesen. Sie hätte investieren müssen, eine Küche und sanitäre Anlagen sollten eingebaut und neue Stühle und Tische gekauft werden. 80000 Euro waren dafür eingeplant. Aber diese Investition nur für drei Jahre hätte sich nicht rentiert.

Der ehemalige städtische Wirtschaftsbeauftragte Ralf Binder hatte sich noch zu Beginn des Jahres für den Feinkostladen mit Imbiss starkgemacht und sprach von einer guten Lösung: „Wir glauben, dass ein solches Angebot in Backnang bisher fehlt.“ Gleichwohl sei dieser Wechsel durchaus typisch für die Entwicklung in der Fußgängerzone: Wo Einzelhändler rausgehen, rücken oft Gastronomen oder Dienstleister nach, da diese noch eher in der Lage sind, die hohen Mieten zu erwirtschaften. Für den Handel werde das immer schwieriger, erklärte Binder. Die Ladenflächen in der Uhlandstraße seien verhältnismäßig klein und verteilten sich oft über mehrere Stockwerke. Für die meisten Filialisten kämen sie deshalb nicht infrage.

Die KF-Vermögensgesellschaft sucht jetzt weiterhin nach einem Mieter für die frühere Uhland-Apotheke. Und die Familie Özkan sucht auch weiterhin einen geeigneten Standort in der Stadt für ihren Feinkostladen mit Imbiss.

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Erstellt:
18. Juli 2019, 17:34 Uhr

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