Förderprogramm soll der Murrhardter Innenstadt helfen

Mit Zuschüssen für Pop-up-Stores sowie Existenzgründerinnen und -gründer möchte die Stadt Murrhardt das weitere Ausbluten des Zentrums verhindern. Um eine Unterstützung können sich auch Personen mit Geschäftsideen für die Weststadt, Fornsbach und Kirchenkirnberg bewerben.

Auf die schwierige Lage in der Innenstadt reagieren Verwaltung und Gemeinderat nun mit der Auflage eines Förderprogramms auch für kurzfristigere Geschäftsideen. Foto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Auf die schwierige Lage in der Innenstadt reagieren Verwaltung und Gemeinderat nun mit der Auflage eines Förderprogramms auch für kurzfristigere Geschäftsideen. Foto: Stefan Bossow

Von Christine Schick

Murrhardt. Der englische Begriff „Pop- up“ – auftauchen oder hochschießen – transportiert ganz klar das Kurzfristige und Schnelle: Ähnlich wie andere Kommunen will die Stadt Murrhardt nun sogenannte Pop-up-Stores fördern, sprich temporäre Betriebe, aus denen sich im Idealfall ein längerfristiges bis dauerhaftes Geschäftsmodell entwickeln kann, wie Bürgermeister Armin Mößner in der jüngsten Gemeinderatssitzung das Konzept erläuterte. Solch eine Förderung ist als Starthilfe für die Miete der Geschäftsräume und/oder eine Ladenausstattung gedacht. Über das Programm möchte die Stadt innovative Ideen und Inhaberinnen und Inhaber in der Innenstadt, aber auch darüber hinaus – in der Weststadt, Fornsbach und Kirchenkirnberg – fördern. Dahinter steht der Wunsch, längerfristige Leerstände zu vermeiden. Die Fördersumme pro Vorhaben kann bis zu 10.000 Euro betragen und ist auf zwei Jahre begrenzt, so Mößner. Im Gegenzug erwartet die Stadt, dass sich die Betreiberinnen und Betreiber zu bestimmten, festen Ladenöffnungszeiten verpflichten und sich beim Gutscheinprogramm „Murrtaler“ sowie Aktionen des Stadtmarketingvereins beteiligen.

Leerstände müssen dokumentiert und die Flächen müssen präsentiert werden

Der nächste Schritt für die Stadtverwaltung ist, die Leerstände zusammenzutragen, um die verfügbaren Flächen über die Homepage beziehungsweise das Netz präsent machen zu können. Die Stadt möchte mit der Anschubfinanzierung Vorhaben und innovative Geschäftsideen fördern, die ohne solch eine Unterstützung möglicherweise scheitern würden. „Aber es braucht natürlich auch Leute, die gute Ideen haben und einen Laden eröffnen“, sagte Bürgermeister Mößner.

Viele Faktoren haben zu Leerständen geführt

Zu den Hintergründen der aktuell schwierigen Situation in der Murrhardter Innenstadt mit vielen Leerständen umreißt die Verwaltung in der Beratungsvorlage die Ursachen aus ihrer Sicht: deutliche Zunahme des Internethandels seit mehreren Jahren, vielschichtige Krisen von Pandemie bis Inflation, die vielen Einzelhändlern ganz oder teilweise die Grundlagen entzogen haben, ihre Geschäfte so zu betreiben, dass sie davon leben können. Als weiteres Problem werden die Mietkosten gesehen. Nicht selten stehen dabei Eigentümer im Hintergrund, die früher selbst ein Geschäft im Haus betrieben und die Mieteinnahmen für die Altersversorgung miteinkalkuliert haben. Aber im Gegensatz zu Neugründern konnten die damaligen Betreiber für den Geschäftsalltag noch auf die Unterstützung von Familienmitgliedern zurückgreifen. Der Vorteil von Pop-up-Stores aus Sicht der Stadt ist, dass sie die Möglichkeit bieten, neue Ideen und die Standorte selbst im Einzelhandel mit einem geringeren Risiko zu testen, zu expandieren oder saisonale Verkäufe zu verbessern. Der letzte Satz unterstreicht, dass auch die Verwaltung Handlungsbedarf sieht und zeitnah reagieren möchte: „Um einem weiteren Ausbluten der Innenstadt entgegenzuwirken, soll das beiliegende Konzept möglichst schnell umgesetzt werden.“

„Die Dringlichkeit für den Handel ist sicher jedem bewusst“, sagte Martin Stierand (MDAL/Die Grünen). Insofern halte die Fraktion das Vorhaben für gut, allerdings seien vonseiten der Verwaltung Verantwortliche nötig, die das betreiben und als Ansprechpartner fungieren. „Das braucht viel Kommunikation und entsprechende Men- beziehungsweise Womenpower“, sagte Stierand. Bisher habe Elke Kleinknecht auf dem Gebiet gewirkt und es stelle sich für ihn die Frage, wer die Aufgaben und notwendigen Gespräche rund ums Förderprogramm nun personell abdecken könne.

Federführend begleiten Bürgermeister Mößner und Wirtschaftsförderer Matti

Mößner verwies dabei auf das Amt für Wirtschaft, Kultur und Tourismus sowie das Stadtmarketing, konkret seien es Amtsleiter und Wirtschaftsförderer Uwe Matti und er selbst, die dies begleiten würden.

Für Andreas Winkle (CDU/FWV) heißt es jetzt, alle Wege zu beschreiten, um die Innenstadt zu unterstützen und wieder attraktiver zu machen. Das Förderangebot an Existenzgründer beziehungsweise Interessenten eines Pop-up-Store-Projekts hält er für gut, um günstige Rahmenbedingungen für einen niederschwelligen Einstieg zu schaffen. „In Universitätsstädten sieht man das schon öfters“, sagte er. Dabei hält er aber eine gute Lage für wichtig. Wenn sich ein Geschäft im Hinterhof befände oder erst renoviert werden müsse, kommt solch ein Standort für ihn eher nicht infrage.

Auch Klaus-Peter Dörrscheidt (UL) signalisierte Zustimmung. Er bat die Verwaltung darum, dem Gemeinderat in rund einem Jahr Rückmeldung über die Entwicklung zu geben – in Form eines Berichts. „Das wäre auch für den Online-Marktplatz wünschenswert“, sagte er. Letzteres nahm Mößner auf seine Liste auf, beim Förderprogramm werde der Gemeinderat sowieso bei den jeweiligen Zuwendungsentscheidungen entsprechend eingebunden.

Elisabeth Zenker (SPD) setzt auf die Men- und Womenpower der Stadt und geht bei Konzept und Vorschlägen mit. Sorge habe sie nur, dass sich möglicherweise niemand als Interessent meldet, da Murrhardt eben keine Universitätsstadt sei. Durch den Kopf gegangen sei ihr noch, ob von Angeboten für Seniorinnen und Senioren möglicherweise auch in Murrhardt eine gewisse Attraktivität ausgehen könnten. Der Gemeinderat stimmte geschlossen dafür, das Förderprogramm nach der vorgeschlagenen Konzeption umzusetzen.

Pfiffige Ideen über kurz oder lang

Förderkonzept Gefördert werden sollen die Neueröffnung oder Neuansiedlung von temporären (Pop-up-Stores) und ständigen Betrieben in der Innenstadt, Weststadt, in Fornsbach und Kirchenkirnberg. Voraussetzung für eine Unterstützung ist ein individuelles und möglichst innovatives Betriebskonzept, das für Murrhardt von Bedeutung ist, die Grundversorgung sichert und den Angebotsmix fördert, um die Innenstadt und Stadtteilzentren zu stärken. Interessenten müssen einen Mietvertrag über Gewerbeflächen von mindestens 24 Monaten oder einen entsprechend befristeten Vertrag für eine zeitlich begrenzte Pop-up-Idee vorlegen. Die Förderung beträgt bis zu 10.000 Euro pro Antragsteller/Betrieb, der Zeitraum der Förderung bis zu 24 Monate.

Prozedere Die Förderung soll ab 1. Mai beantragt werden können. Dazu will die Stadt ein Formular entwerfen, das sich per Post oder digital übermitteln lässt. Vorgesehen ist, dass der Antrag bis spätestens drei Monate nach der Eröffnung des Betriebs einzureichen ist. Für die ersten Projekte sind im Haushaltsplan 2023 Mittel eingestellt. Je nach Nachfrage müssen Stadt und Gemeinderat über die weitere Finanzierung beraten.

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Erstellt:
28. März 2023, 06:00 Uhr

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