Forschungsfabrik kommt nach Münster: Ulm nur Nebenstandort

dpa/lsw Ulm/Berlin. Lange Gesichter in Ulm. Die Donaustadt kommt bei der künftigen Forschungsfabrik für Batteriezellen nicht zum Zug. Den Zuschlag für das Prestigeprojekt bekam stattdessen eine Stadt in Westfalen.

Forschungsministerin Anja Karliczek. Foto: Christoph Soeder/Archivbild

Forschungsministerin Anja Karliczek. Foto: Christoph Soeder/Archivbild

Bei der geplanten Forschungsfabrik für Batteriezellen hat Ulm das Nachsehen. Das Projekt, das der Bund mit einer halben Milliarde Euro fördern will, kommt nach Münster. Für die Stadt in Westfalen habe bei fast gleichwertigen Vorschlägen letztlich auch das Recyclingkonzept gesprochen, sagte Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Freitag in Berlin. Die Wiederverwertung soll in Ibbenbüren bei Münster aufgezogen werden. Dies könne dort dann eine Alternative zur mittlerweile eingestellten Steinkohleförderung sein.

Im Südwesten reagierten die Beteiligten enttäuscht. Denn Experten der sogenannten Gründungskommission beim Bundeswirtschaftsministerium hatten eine Empfehlung für Ulm abgegeben. Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) sagte, er erwarte nun, dass der ebenfalls vor Ort angesiedelte Bereich Brennstoffzellenforschung weiter ausgebaut werde: „Dafür müssen wir besondere Unterstützung bekommen.“ Er gehe davon aus, dass das Land die Batterieforschung mit eigenen Mitteln voranbringe.

Karliczek, die aus Ibbenbüren kommt, räumte ein, dass die Wahl des Hauptstandortes für sie eine sensible Entscheidung gewesen sei. Allerdings habe sie sich aus der Diskussion über die sechs infrage kommenden Bewerbungen herausgehalten. Weitere Standorte für einzelne Aspekte der Forschung seien in Salzgitter, Ulm und Karlsruhe sowie Augsburg vorgesehen.

Die baden-württembergische Landesregierung hatte sich für Ulm stark gemacht und wollte 185 Millionen Euro zur Verfügung stellen. In Ulm standen ein Grundstück und Gebäude bereit. Zudem hat rund 90 Kilometer nördlich in Ellwangen der Mikrobatterienhersteller Varta seinen Sitz.

Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte: „Wir waren fest davon überzeugt, dass im bundesweiten Wettbewerb kein Weg an uns vorbeiführt, und haben uns die besten Chancen für die Standortentscheidung ausgerechnet.“ Sie forderte eine enge Kooperation der Standorte. Die Batterietechnologie sei eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft und entscheidend für die Sicherung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen im Südwesten.

Der oppositionelle SPD-Fraktionschef Andreas Stoch monierte den aus seiner Sicht mangelnden Einsatz von Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) für das Thema: „Statt vollmundig zum Anfang der Woche die Kanzlerin in Sachen Autogipfel anzugreifen, hätte der Ministerpräsident besser seine Hausaufgaben machen und sich dafür einsetzen sollen, dass unser Land tatsächlich den Zuschlag erhält.“

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Erstellt:
28. Juni 2019, 14:18 Uhr

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