Freiwilliger Einsatz fürs Gemeinwohl

Tabea Lüders und Paula Schmidgall absolvieren beim Kreisjugendring ein soziales Jahr – Neue Bewerbungen Mangelware

Mit Bewerbungen für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) sieht es zurzeit noch ziemlich mau aus. Kreisweit herrscht Flaute. Zu spüren bekommt das auch der Kreisjugendring, der zwei Plätze zu vergeben hat. Tabea Lüders und Paula Schmidgall, die aktuellen FSJlerinnen, haben schon viel zu sehen bekommen. Gerade planen und organisieren sie ein Sportfest beim Weissacher Bize.

Tabea Lüders (links) und Paula Schmidgall gemeinsam auf der Suche nach Fotomotiven: Während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres beim Kreisjugendring haben die beiden unter anderem beim Filmdreh zur Kommunalwahl mitgemacht. Auch bei der Gestaltung von Flyern wirken sie mit. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Tabea Lüders (links) und Paula Schmidgall gemeinsam auf der Suche nach Fotomotiven: Während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres beim Kreisjugendring haben die beiden unter anderem beim Filmdreh zur Kommunalwahl mitgemacht. Auch bei der Gestaltung von Flyern wirken sie mit. Foto: A. Becher

Von Armin Fechter

BACKNANG. Tabea Lüders ist 19, Paula Schmidgall 18 Jahre alt. Beide kommen aus dem Weissacher Tal, beide haben dort das Bildungszentrum absolviert, beide haben sich für ein FSJ entschieden, ehe sie weiter an ihrer Laufbahn basteln. Warum legen sie ein Zusatzjahr ein? „Weil mir“, so Tabea Lüders, „nach der Schule viele Türen offen standen und ich mich nicht Hals über Kopf in ein Studium stürzen wollte, das mir vielleicht am Ende nicht gefällt“. So hatte sie jetzt aber ein Jahr länger Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Und: Es könnte ja auch sein, dass sich im FSJ etwas findet, das sie sich für ihre Zukunft vorstellen kann.

Dass sie beim Kreisjugendring gelandet ist, dessen Sitz sich im Kreishaus der Jugendarbeit in der Marktstraße in Backnang befindet, hat sich so ergeben: „Als ich nach einer Einsatzstelle gesucht habe, bin ich eher zufällig über die Website des Kreisjugendrings gestolpert“, berichtet Paula Schmidgall. Der Kreisjugendring, namentlich Projektreferentin Ellen Klinger, betreut viele Stellen im ganzen Landkreis und ist daher auf dem Gebiet ziemlich präsent. Derzeit sieht es aber mit Interessenten für ein FSJ recht dünn aus. Ellen Klinger hat zwar 19 Bewerbungen vorliegen, aber die Kandidaten kommen aus aller Herren Länder, bis hin nach Südafrika. Da geht es dann immer auch um Aufenthaltsfragen und Visa, mit denen sich der Kreisjugendring nicht befassen kann – dafür gibt es, wie Klinger weiß, andere Anlaufstellen.

Zwischen Kaffeekochen und Mitwirkung bei Projekten

Wer sein freiwilliges Jahr direkt beim Kreisjugendring macht, bekommt vielerlei Aufgaben. Das erschöpft sich keineswegs im Kaffeekochen, Brezelnkaufen oder Vorbereiten von Besprechungen. Vielmehr packen die Freiwilligen auch echt mit an. Es gilt beispielsweise, die „Kolleg*innen“ – Paula Schmidgall lacht: „Das haben wir jetzt gelernt“ – bei ihren Projekten zu unterstützen: „Das bedeutet, dass wir zum Beispiel Flyer designen, Filme produzieren, Dinge basteln oder einkaufen und bei den Veranstaltungen mithelfen.“ Bei solchen Workshops und Veranstaltungen lernt man dazu, „und je länger man dabei ist, desto mehr wird man auch bei der Planung von verschiedenen Projekten miteinbezogen.“

Dabei können die Helfer auch ihre jeweiligen Stärken einbringen. Tabea Lüders: „Ich zum Beispiel mache mehr am PC und überlasse die kreativen Sachen Paula.“ Und: Beim Kreisjugendring realisieren die Freiwilligen auch immer ein eigenes Projekt. Um was es dabei geht, hängt von den Personen ab. „Bei uns ist es etwas größer geworden“, lachen die beiden. Weil sie aus dem Weissacher Tal kommen und dort gerade das Programm Partnerschaft für Demokratie (PfD) läuft, stellten sie sich der Frage: Was hätten wir gerne, was würden wir umsetzen?

Herausgekommen ist der Plan für ein buntes Sportfest unter dem Motto „Dörfles Triple“, ein Turnier mit drei Disziplinen, bei dem die Teilnehmer in Teams antreten und bei dem der Spaß und das Fair Play im Vordergrund stehen sollen. Da gibt es im Vorfeld viel zu tun. Als Erstes galt es, den Antrag für Fördergelder aus dem PfD-Programm zu stellen. Schiris und Sanis müssen gefunden, Verpflegung gesichert und Material – Spielgeräte und Ausstattung – besorgt werden. Auch um die Technik mit Lautsprecheranlage und um die Werbung müssen sich die Freiwilligen kümmern.

Aber auch ohne dieses Projekt haben die beiden schon einiges erlebt. „Mein Highlight war auf jeden Fall bisher der Filmdreh zur Kommunalwahl“, berichtet Tabea Lüders: „Das war ein superlustiger Tag mit einem echt coolen Ergebnis.“ Das Video wurde dann im Rahmen der Kampagne „Bock auf Wahl“ online gestellt. Beeindruckt hat sie auch der Bunt-statt-Braun-Award, bei dem sie hinter die Kulissen eines Konzerts schauen und neue Bands entdecken konnte.

Zudem konnten sie, so Paula Schmidgall, beim Berufeparcours Aufgaben übernehmen. Dabei hatten sie ganz direkt mit vielen Jugendlichen zu tun. Und es gab noch mehr Highlights – etwa ein Besuch bei dem Kabarettisten Christoph Sonntag, ein Kurs in Gebärdensprache oder ein Tag im Haus der Geschichte. Außerdem sind die Kurse für die Jugendleiterausbildung ins FSJ integriert.

Für ihren Einsatz erhalten die Freiwilligen ein Taschengeld – ein recht bescheidenes Entgelt. Trotzdem sagt Paula Schmidgall: „Für mich ist es relativ viel Geld, weil ich zu Hause wohne und so keine großen Ausgaben habe. Außerdem habe ich davor wesentlich weniger Taschengeld bekommen.“ Und wenn jemand für sein FSJ umziehen muss, gibt es dazu noch mehr Unterstützung.

Künftigen Freiwilligen empfiehlt Tabea Lüders: „Ich würde einfach so viel wie möglich mitnehmen und, so oft es geht, mitkommen, weil meistens am Ende echt was Gutes rauskommt und man dann etwas erlebt hat. Außerdem lernt man so viel, das man später noch braucht. Zum Beispiel weiß ich jetzt, wie man Elektroschrott entsorgt.“

Auch für Paula Schmidgall hat es einige neue Erfahrungen und Erkenntnisse gegeben, zum Beispiel „wie man mit einem großen Auto in die kleinsten Parklücken reinkommt“. Auch sie findet, man sollte einfach alles ausprobieren und nicht schon vorher urteilen. Wichtig ist für sie aber auch: „Trotzdem kann man auch mal Nein sagen, wenn man etwas wirklich gar nicht machen möchte.“

Info
FSJ beim Jugendring

Wer sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr interessiert, kann seine Bewerbung richten an Kreisjugendring Rems-Murr, Marktstraße 48 in 71522 Backnang.

Vorabinfos gibt es bei Ellen Klinger unter 07151/502906-84, E-Mail ellen.klinger@jugendarbeit-rm.de.

Bewerbungen sollten bis spätestens Mitte Juli vorliegen. Das Mindestalter für Bewerber liegt bei 16 Jahren. Melden können sich auch Geflüchtete. Für den Kreisjugendring wichtig: Einer der beiden Freiwilligen sollte den Führerschein haben.

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Erstellt:
14. Juni 2019, 16:00 Uhr

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