Geballte Nostalgie auf der Startbahn

Zweite Auflage von „Oldtimer trifft Flugplatz“ des Luftsportvereins Backnang-Heiningen erweist sich als Besuchermagnet – Hagelflieger in Heiningen stationiert

Während die Zuschauer am Samstagnachmittag zum Flugplatz strömen, halten sich die Besitzer der Oldtimer noch etwas zurück. Auf keinen Fall möchten sie ihre „Schätzchen“ dem Regen preisgeben. Der kam am Ende nicht, die nostalgischen Fahrzeuge dann doch. Transparente sorgen zuvor für Ärger bei den Veranstaltern. Zu bestaunen gab es letztlich aber genug. Nicht nur Autos, sondern auch Flugzeuge, die teilweise Raritäten darstellen.

Markus Renz fand sein großes Schmuckstück, ein Buick Riviera mit 360 PS aus dem Jahr 1968, nach langer Suche in Bad Cannstatt. Fotos: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Markus Renz fand sein großes Schmuckstück, ein Buick Riviera mit 360 PS aus dem Jahr 1968, nach langer Suche in Bad Cannstatt. Fotos: A. Becher

Von Andreas Ziegele

BACKNANG. Ein Wummern lässt die Gespräche innehalten und die Besucher schauen nach der Herkunft dieses Geräuschs. Es ist ein Buick Riviera aus dem Jahr 1968, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auf dem Datenblatt, das jedes der Fahrzeuge kennzeichnet, ist neben der Marke, dem Baujahr und dem Besitzer auch immer ein Feld mit der Überschrift „Besonderheiten“ zu finden. Bei dem Buick steht hier einfach nur: „Groß“. Und das ist das Auto tatsächlich. Mit einer Länge von knapp fünf und einer Breite von fast zwei Metern überragt er den daneben geparkten NSU Prinz um einiges.

Markus Renz heißt der stolze Besitzer dieses Schmuckstücks. Auf die Frage, wie man an ein solches Fahrzeug kommt, antwortet Renz: „Ich habe überall und lange danach gesucht und ihn schließlich in Bad Cannstatt gefunden.“ Mit seinen 360 PS benötigt er nach Aussage seines Besitzers um die 20 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Aber Verbrauchswerte sind kein Thema an diesem Tag unter den Oldtimer-Liebhabern.

Ein paar Schritte weiter steht das an diesem Tag wohl älteste Fahrzeug. Es ist ein Ford A Coupé aus dem Jahr 1930. Als Besonderheit gibt der Besitzer hier „Schwiegermuttersitz“ an. Dabei handelt es sich um einen im Heck des Fahrzeugs ausklappbaren Notsitz. Bleibt nur die Frage, wie die Schwiegermutter diesen Sitz erreicht und was sie mit ihren Beinen gemacht hätte...

Überhaupt sind die Besonderheiten, die die Besitzer ihren Schmuckstücken antexten, teilweise humorvoll und teilweise sehr selbstbewusst: „Der Fahrer eines NSU Prinz ist ein König“, ist zu lesen. Das Infoblatt bei einem anderen Oldtimer verrät: „Fährt besser, als er aussieht“, und bei einem Ford Capri heißt es schlicht und einfach: „Fährt immer!“

Aber nicht nur Autos ziehen die Blicke der zahlreichen Besucher auf sich, sondern auch Flugzeuge gibt es zu bestaunen. Ein besonderes Highlight dabei ist eine Stampe SV-4. Wobei das SV für Stampe & Vertongen steht, einen belgischen Hersteller. Das Flugzeug aus dem Jahr 1946 ist eines von drei bekannten dieses Typs weltweit, die von den Instrumenten über die Propeller bis hin zum Motor noch im Originalzustand sind. Besitzer und Pilot Alfred Kohler zeigt sich auch mächtig stolz, dass er sich im Besitz dieser Maschine befindet. „Ich bin durch Zufall an dieses Flugzeug gekommen“, erzählt Kohler, der selbst Mitglied beim Luftsportverein ist. „Und ich wollte es auch genau in dieser rot-weißen Lackierung haben“, ergänzt er. Mit seinem 140-PS-Motor hat es eine Reisegeschwindigkeit von 150 km/h und eine Reichweite von rund 500 Kilometern. „Wenn ich damit Kunstflug mache, dann sind auch 270 km/h drin“, sagt der Pilot. Für die ganz Mutigen unter den Gästen gab es bei der Tombola einen halbstündigen Mitflug zu gewinnen.

Auf die Frage, was sich im Vergleich zur Premiere im Vorjahr bei der nunmehr zweiten Veranstaltung geändert habe, antwortet die Pressesprecherin des Vereins, Sabrina Föder, selbstkritisch: „Wir sind organisierter geworden.“ Sie meint damit unter anderem die Lenkung der Besuchermassen durch eine verbesserte Ausschilderung. „Etwas mehr als die Hälfte der rund 100 Vereinsmitglieder sind vor, während und nach der Veranstaltung im Einsatz“, sagt Föder. „Und die Hubschrauberrundflüge gibt es jetzt an zwei Tagen“, ergänzt sie. Dass sich diese großer Beliebtheit beim Publikum erfreuen, zeigt sich dadurch, dass der Helikopter fast ständig in der Luft ist. Besonders haben den Verein die Rückmeldungen aus dem Vorjahr gefallen. „Die Leute schreiben uns: ,Tolles Fest und wir kommen wieder‘, und das zeigt uns, dass die Idee für eine solche Veranstaltung die richtige war.“

Protest anonymer Naturschützer nervten die Veranstalter

Für Verärgerung beim veranstaltenden Luftsportverein Backnang-Heiningen sorgten im Vorfeld allerdings Transparente einiger Unbekannter. Mit ihren Leintüchern überdeckten die vermeintlichen Natur- und Umweltschützer die Veranstaltungsplakate, was den 1. Vorsitzenden Matthias Greber richtig auf die Palme brachte. „Wo bleibt euer Beitrag zum Natur- und Umweltschutz? Lärm macht krank. Greifvögel werden verdrängt“ stand unter anderem auf den Transparenten, die – wie üblich in diesen Zeiten – anonym angebracht wurden.

Fast schon eine Aufforderung zur kriminellen Handlung fand sich auf einem Plakat wieder: „Protest bringt nichts. Landeplatz umpflügen!“ Greber ist auch deshalb verärgert, weil auf dem Flugplatzgelände Falken und Milane ansässig sind, denen der vermeintliche Lärm nichts auszumachen scheint. Genau wegen diesen nistenden Falken verzichten die Veranstalter in diesem Jahr auf das Feuerwerk. „Warum kommen diese Leute nicht einfach auf uns zu und lassen sich von uns erklären, was wir hier tun?“, fragt sich der Vorsitzende und verweist darauf, dass in Heiningen seit Neuestem ein Hagelflieger stationiert ist, der aktiven Naturschutz leistet.

Nicht nur betagte Fahrzeuge auf vier Rädern waren zu bestaunen, sondern auch Oldtimer-Flugzeuge.

© Pressefotografie Alexander Beche

Nicht nur betagte Fahrzeuge auf vier Rädern waren zu bestaunen, sondern auch Oldtimer-Flugzeuge.

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Erstellt:
15. Juli 2019, 06:00 Uhr

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