Weiße Rosen und Kerzen: Gedenken am Jahrestag des Absturzes

dpa Haltern. Sie fehlen. In Haltern und anderswo. 150 Menschen starben vor fünf Jahren beim Absturz einer Germanwings-Linienmaschine in Frankreich. Wegen der Corona-Krise fielen die Gedenkfeiern am fünften Jahrestag aus. Würdig gedacht wurde der Opfer trotzdem.

Mit einer Schweigeminute zur Absturzzeit um 10.41 Uhr ist am Dienstag in Haltern der Opfer der Flugzeugkatastrophe vor genau fünf Jahren in Südfrankreich gedacht worden. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Mit einer Schweigeminute zur Absturzzeit um 10.41 Uhr ist am Dienstag in Haltern der Opfer der Flugzeugkatastrophe vor genau fünf Jahren in Südfrankreich gedacht worden. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Genau 18 Muschelschalen hat jemand auf den Gedenkstein auf dem Haltener Waldfriedhof über die eingravierte Trauerschleife gelegt. Auf einem Schleifenflügel steht die Nummer des Germanwings-Unglücksfluges: „4U9525“.

Darüber die Namen der 16 Jugendlichen und zwei Lehrerinnen aus Haltern am See. Fünf Jahren ist es schon her, dass sie in den südfranzösischen Alpen ums Leben kamen. Neben der Gedenkstätte liegen die liebevoll geschmückten Gräber von fünf Schülerinnen. Auf einem großen Kiesel steht geschrieben: „Und wir dachten, wir hätten noch so viel Zeit“.

18 von 150 Toten, die aus 17 Nationen kamen, die meisten aus Deutschland und Spanien. Die Gruppe des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern kam von einem Schüleraustausch in Spanien, als der Flieger in den Felsen zerschellte. Der psychisch kranke Copilot hatte die Maschine absichtlich auf Kollisionskurs gesteuert, sind die französischen Ermittler überzeugt. Niemand überlebte an jenem 24. März 2015.

Totengedenken in Corona-Zeiten: Eigentlich wären viele Angehörige in diesen Tagen wie in den Vorjahren jetzt in Südfrankreich in der Nähe der Absturzstelle. Sie hätten am Vormittag an einem ökumenischen Gottesdienst in der Kathedrale von Digne les Bains teilgenommen und wären anschließend in die kleine Gemeinde Le Vernet gefahren. Dort gibt es ein Gemeinschaftsgrab, in dem die sterblichen Überreste bestattet wurden, die keinem der Opfer mehr zugeordnet werden konnten. An dem Gymnasium in Haltern hätten alle 1100 Schüler den Unterricht unterbrochen und sich auf dem Schulhof vor einer Gedenkstätte versammelt.

Stattdessen stilles Gedenken im kleinen Kreis: Auf dem Friedhof von Le Vernet wird zur Absturzzeit um 10.41 Uhr ein Blumengebinde niedergelegt. Anwesend sind die Bürgermeister der Gemeinden Le Vernet und Prads Haute-Bléone, in deren Gebiet die Absturzstelle liegt, außer ihnen wegen der Ausgangsbeschränkungen in Frankreich nur fünf, sechs andere Menschen.

In Haltern kommen ebenfalls nur wenige zur Gedenkstätte an der Schule, darunter einige Eltern. Sie legen weiße Rosen nieder und zünden eine Kerze an. Zur Absturzzeit stehen sie schweigend in einem großen Halbkreis mit viel Abstand zueinander und schauen auf die Stahlplatte, aus der die Namen ihrer Kinder ausgeschnitten wurden. Fünf Minuten lang läuten die Glocken in ganz Haltern. „Man merkt, wie schwer es gerade heute ist, nicht zusammen mit den anderen Eltern der verstorbenen Kinder gedenken zu dürfen“, sagt Schulleiter Ulrich Wessel kurz danach.

Der Ministerpräsident und das Schulministerium haben Trauergebinde geschickt. Die Stadt Haltern hat einen Kranz auf dem Waldfriedhof aufstellen lassen. Für den Abend war die Bevölkerung aufgerufen, eine Kerze als „Licht des Gedenkens“ ins Fenster zu stellen. Auch in den Fenstern der Schule sollten dann 18 Kerzen brennen.

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Erstellt:
24. März 2020, 11:57 Uhr

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