Gegen die Altersarmut und Einsamkeit

Bürgerpreis Rems-Murr 2025 Die Erich-Schumm-Stiftung in Murrhardt hält mit dem Schumm-Treff verschiedene Angebote für Seniorinnen und Senioren bereit, die den Austausch und die Begegnung fördern. Das Projekt ist für den Bürgerpreis nominiert.

Seit dem Start des „Suppentopfs“ serviert Kurt Weber den Seniorinnen und Senioren das Essen. Archivfoto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Seit dem Start des „Suppentopfs“ serviert Kurt Weber den Seniorinnen und Senioren das Essen. Archivfoto: Stefan Bossow

Murrhardt. Beim monatlichen Treff „Suppentopf“ der Erich-Schumm-Stiftung im Haus Emma steht an diesem Mittwochmittag Gaisburger Marsch auf dem Speiseplan. An einer großen Tafel lassen sich einige Seniorinnen und Senioren die deftige Suppe schmecken, die ihnen auf Spendenbasis von Kurt Weber geschöpft wird. Der Rentner gibt das Essen bereits seit dem Projektstart des „Suppentopfs“ vor einigen Monaten gemeinsam mit einer weiteren Ehrenamtlichen aus. „Ich lebe alleine, das ist eine gute Abwechslung, und es ist auch eine schöne Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen“, erzählt Kurt Weber. Auch die am Tisch sitzenden Senioren schätzen das neue Angebot. „Man braucht nicht zu kochen und kommt ins Gespräch“, sagt eine Frau, der der Gaisburger Marsch gut schmeckt. Einer der Senioren ist gekommen, um seinen Bruder zu besuchen, der im gegenüberliegenden Altenheim lebt, und gemeinsam mit ihm hier zu essen.

Kontakte knüpfen, gemeinsam essen, sich auch mal bekochen lassen – all das steckt laut Verena Ortmann, Vorständin der Erich-Schumm-Stiftung, hinter dem Angebot „Suppentopf“, das Teil des Schumm-Treffs ist. Der für den Bürgerpreis nominierte Schumm-Treff wurde Anfang des Jahres von der Stiftung ins Leben gerufen – mit dem Ziel, Treffen und spendenbasierte Angebote gegen Altersarmut und Einsamkeit im Alter zu schaffen. „Wir sprechen mit den Angeboten hauptsächlich Seniorinnen und Senioren über 60 Jahre an“, erklärt Verena Ortmann. Denn gerade ältere Menschen haben oft mit Einsamkeit zu kämpfen – insbesondere wenn die Kinder weggezogen sind.

Neben dem „Suppentopf“ wird im Schumm-Treff noch vieles mehr für ältere Menschen geboten – darunter ein Frühstückstreff, Vorträge zu verschiedenen Themen im Alter, ein Sing- oder Handarbeitskreis sowie Bewegungs- und Wurfspiele.

Zweimal im Monat findet zudem ein Digitalcafé statt. Dort können Seniorinnen und Senioren ehrenamtlichen Helfern Fragen rund um digitale Medien stellen. „Oft kommen Fragen wie: ‚Wie verschicke ich ein Foto über WhatsApp?‘ oder ‚Wie richte ich ein neues Gerät ein?‘“, erzählt Verena Ortmann. Dabei können die Hilfesuchenden nicht nur ihre eigenen Geräte mitbringen, sondern auch an zwei gespendeten Handys und einem Laptop üben. „Wer ein funktionierendes Gerät übrighat, kann es gerne bei uns vorbeibringen“, so Ortmann.

Weitere Themen

Gegen die Altersarmut und Einsamkeit
Für die Seniorinnen und Senioren ist es laut Ulrike Lang, die in der Zentrale des Schumm-Stifts arbeitet und das Projekt mitbegleitet, ein großer Gewinn, wenn sie den Umgang mit digitalen Medien erlernen. „Sie können zum Beispiel Rezepte herunterladen oder Musik hören – auch das hilft gegen Einsamkeit“, betont sie. Aktuell gibt es jedoch lediglich zwei Schüler, die das Digitalcafé betreuen. Verena Ortmann und Ulrike Lang hoffen deshalb künftig auf noch mehr ehrenamtliche Unterstützung, von der nicht nur die Seniorinnen und Senioren profitieren „Viele haben keinen Kontakt mehr zu älteren Angehörigen, keine Oma oder keinen Opa. Durch das Projekt können sie sich mit der älteren Generation austauschen und an der Aufgabe wachsen“, sagt Ulrike Lang. Aber nicht nur Schüler sind willkommen, sich zu engagieren, auch andere Freiwillige können mithelfen. „Die technischen Fragen sind ganz niederschwellig. Theoretisch kann jeder helfen, der sich ein bisschen mit Computern oder Handys auskennt. Man muss kein Technikgenie sein“, erklärt Verena Ortmann. Der Schumm-Treff ist aber nicht nur beim Digitalcafé, sondern auch bei weiteren Veranstaltungen auf freiwillige Unterstützung angewiesen. „Ohne Ehrenamt geht es nicht, denn die meisten Angebote werden durch Spenden finanziert und die Personalkosten wären sonst zu hoch“, berichtet Verena Ortmann. Mit zusätzlicher Hilfe könnte der Schumm-Treff sein Programm noch erweitern. „Wir freuen uns auch über neue Vorschläge für Aktivitäten“, sagt sie.

Ob Tandems oder Bewegungsraum: Es gibt noch viele weitere Ideen

Die Vorständin kann sich nicht nur vorstellen, neue Ideen einzubinden, sondern hat auch selbst welche. So steht die Einrichtung von Tandems im Raum. „Das könnte so aussehen, dass sich Senioren und Bürger, die Hilfe benötigen, gegenseitig unterstützen. Zum Beispiel könnte eine Seniorin oder ein Senior auf Kinder aufpassen, während die anderen einkaufen gehen. Eine echte Win-win-Situation“, beschreibt sie das Vorhaben. Hier müsse aber noch am Netzwerk gearbeitet werden. Zudem kann sie sich vorstellen, künftig einen Bewegungsraum einzurichten, in dem verschiedene Geräte bereitstehen. Auch weitere Vorträge sind geplant, um die ältere Generation bestmöglich über Themen wie zum Beispiel Pflegeversorgung zu informieren. Die bisher gehaltenen Vorträge sowie die anderen Angebote sind bislang gut besucht. „Zum ‚Suppentopf‘ kommen immer etwa 20 Leute“, erzählt Verena Ortmann. Aktuell sind es jedoch überwiegend die Bewohnerinnen und Bewohner des Schumm-Altersheims auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Wir haben den Eindruck, dass sich viele nicht trauen“, sagt sie. Verena Ortmann würde sich aber wünschen, dass noch mehr Seniorinnen und Senioren ihren Weg in den Schumm-Treff finden.

Leserpreis In einer Serie stellen wir die acht Kandidaten aus unserem Verbreitungsgebiet vor, die beim Bürgerpreis Rems-Murr für den Leserpreis der Backnanger Kreiszeitung und der Murrhardter Zeitung nominiert sind. Abstimmen für den eigenen Favoriten kann man vom 25. August bis zum 7. September auf www.bkz.de oder per Post.
Schumm-Treff

Angebote Das aktuelle Programm der Schumm-Stiftung gibt es unter https://t1p.de/qvpvo. Eine Anmeldung zu den Angeboten ist unter der Telefonnummer 07192/9226-199 möglich.

Ehrenamt Für den Schumm-Treff, das Digitalcafé sowie den „Suppentopf“ kann die Erich-Schumm-Stiftung noch Unterstützung gebrauchen. Interessierte können sich telefonisch unter 07192/9226-199 melden.

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Erstellt:
9. August 2025, 06:00 Uhr

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