Geldauflage für Ex-Sparkassenchef Fickler

Zu Unrecht hat er zwei Personalräten 20000 Euro zusätzlich zukommen lassen, sagt die Staatsanwaltschaft Stuttgart

Bernd Fickler

© Edgar Layher

Bernd Fickler

Von Jörg Nolle

WAIBLINGEN.Mit einer Geldauflage kommt der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Waiblingen davon. Fickler muss einen mittleren fünfstelligen Betrag an die Staatskasse zahlen, weil er zwei Mitgliedern des Personalrats der Kreissparkasse Extravergütungen zukommen ließ. Was ihm sonst noch vorgeworfen wird, sein aufwendiger Repräsentationsstil, berücksichtigt die Staatsanwaltschaft Stuttgart nicht.

Hat Fickler zwei Personalräte bevorzugt? Die Ankläger sahen den Verdacht als begründet. Bernd Fickler hat zu seiner Zeit als Chef der Kreissparkasse Waiblingen nach Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft zwei Personalratsmitgliedern insgesamt 20000 Euro gewährt. In Form von Zulagen. Es handelte sich um zwei freigestellte Arbeitnehmervertreter, die auch Mitglieder des Verwaltungsrats waren. Fickler hat sich dieses Vorgehen vom Verwaltungsrat, dem obersten Aufsichtsgremium der öffentlichen und vom Landkreis kontrollierten Einrichtung, auch absegnen lassen, ergänzt Heiner Römhild, Sprecher der Staatsanwaltschaft, auf Anfrage. Freilich, die Staatsanwaltschaft Stuttgart befand jetzt, dass die Zulagen zu Unrecht aufs Gehalt der Personalräte draufgeschlagen wurden. Geahndet wird es auf diese Weise mit Zustimmung des Amtsgerichts Waiblingen. Fickler zahlt, damit ist das Verfahren gegen Geldauflage abgeschlossen. Keine Anklage.

Ursprünglich ging es um mehr. Im Verwaltungsrat fiel der opulente Führungsstil im Verlauf von Ficklers Amtszeit Anfang 2017 auf. Fickler, den noch der vorige Landrat Johannes Fuchs geholt hatte, erschien nicht mehr tragbar. Man trennte sich von ihm Knall auf Fall, die Bezüge liefen bis Ende 2017 weiter. Die Kreissparkasse hatte auf die Rückforderung der 20000 Euro verzichtet, informiert die Staatsanwaltschaft. Das Verfahren gegen Bernd Fickler wird mit diesem Beschluss eingestellt. Die Geldauflage liegt bei einem mittleren fünfstelligen Betrag.

Ficklers Blitzkarriere in Waiblingen endete jäh, als im Verwaltungsrat schwer erklärliche Zahlen diskutiert wurden. Das Spesengebaren erschien ungewöhnlich hoch. Der Repräsentationsstil dünkte Kontrolleuren nicht gemäß, wenn bedacht wird, dass es sich um eine öffentlich-rechtliche Einrichtung handelt und nicht um eine versnobte Privatbank. So hat sich Fickler das dreiseitig verglaste Besprechungszimmer, mit dem man trefflich über Waiblingen thront, gleich mal als Chefzimmer genehmigt. Das musste auch intern Kopfschütteln auslösen. Wohl warteten einige Mitglieder des mittleren Managements denn auf Fehler. Fickler hielt sich zugute und es konnte ihm wohl auch zugutegehalten werden, dass er mehr Leute an die Verkaufsfront brachte. Er verschlankte die Führungsebene. So etwas schafft Unmut, dazu brauchte er Rückhalt beim Personalrat.

Arbeitsrechtler streiten, wie viel speziell einem langjährigen und freigestellten Arbeitnehmervertreter monatlich zusteht. Denn er sollte von seinem alten Posten aus betrachtet nicht nur an der allgemeinen Gehaltsentwicklung teilnehmen, sondern es müssen auch noch seine Aufstiegschancen in der Zeit berücksichtigt werden. Die Staatsanwaltschaft befand, dass der Chef zu viel genehmigt hat. Jeden Monat 500 Euro für den einen, 250 für den anderen. Das rückt die Zahlungen in den Ruch der Vorteilsgewährung. Fickler reagiert auf Anfrage: „Ich begrüße, dass alle Ermittlungen wegen der aus meiner Sicht unbegründeten Vorwürfe endgültig eingestellt wurden.“ Die beiden Personalräte wurden auf eigene Weise abgestraft. Die Berichterstattung führte dazu, dass die Angestellten der Bank ihren beiden Arbeitnehmervertretern das Vertrauen entzogen. Es musste neu gewählt werden.

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Erstellt:
30. Mai 2018, 06:00 Uhr

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