Gemeinderat diskutiert über alternative Tiny-House-Siedlung
Eine Standortanalyse wurde vorgenommen. Ob und wo die Siedlung für kleine Häuser auf Weissacher Markung entstehen soll, steht noch nicht fest.

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Symbolfoto eines Tiny Houses. Foto: Stock-Adobe/DaylightPhoto
Von Melanie Maier
WEISSACH IM TAL. Beim Thema Tiny House (auf Deutsch „winziges Haus“) liegen die Meinungen der Weissacher Gemeinderäte zum Teil weit auseinander. Während manche die Häuschen eher für eine bessere Campingbehausung halten, wären andere am liebsten selbst in einen solchen alternativen Wohnraum gezogen, wenn sie nicht schon ein Haus oder eine Wohnung hätten.
Ob Weissach im Tal eine Tiny-House-Siedlung bekommt, steht allerdings noch nicht fest. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde bisher nur eine Analyse möglicher Standorte vorgestellt, die vom Verein Tiny Houses Region Stuttgart, dem Planungsbüro Roosplan sowie der Gemeindeverwaltung erarbeitet wurde. Insgesamt elf Standorte wurden untersucht, drei Favoriten seien bisher im Rennen, so Bürgermeister Ian Schölzel. Der erste liegt in Oberweissach gegenüber dem Baugebiet Schelmenäcker, der zweite am Eingang von Unterweissach (vom Ungeheuerhof kommend nahe dem Bolzplatz) und der dritte in Cottenweiler. Aufgrund der dortigen Wasserschutzbestimmung ist jedoch keine Bebauung mit Unterkellerung und unter Umständen auch keine Tierhaltung möglich.
Für den Verein Tiny Houses Region Stuttgart ist letzterer dennoch aktuell der bevorzugte Standort. Es gibt sogar schon einen Arbeitstitel für die Gemeinschaft, die nach Vorstellung des Vereins am Rand von Cottenweiler entstehen soll: „KleinGrünWeiler“ könnte die Tiny-House-Siedlung heißen, sagt Niko König, der dem Verein angehört. Großen Wert legen die Mitglieder auf die Nutzung von ökologischen und leicht rückbaubaren Materialien. Es soll ein nachhaltiges Wohnkonzept sein, bei dem vor allem die Gemeinschaft im Vordergrund steht.
Als Mittelpunkt dieser Gemeinschaft sollen geteilte Räume dienen, in denen unter anderem eine kleine Werkstatt sowie Dinge, die von allen genutzt werden – zum Beispiel Waschmaschinen und Trockner –, untergebracht sind. Auf lange Sicht könnten beispielsweise auch noch ein Spielplatz, ein Gästehaus oder ein Gemeinschaftsgarten mit Permakultur entstehen, sagt König, dessen Verein mit bestehenden Klimaschutzinitiativen in Weissach im Tal kooperieren möchte.
Interesse an dem Projekt wurde der Gemeinde bereits angemeldet. „Es gibt verschiedene Interessenten aus Weissach und dem Weissacher Tal, die den Wunsch geäußert haben, diese alternative Wohnform wahrzunehmen“, berichtet Schölzel. Er weiß, dass vonseiten des Gemeinderats der Wunsch besteht, sich die Standorte einmal anzusehen. Momentan sei aufgrund der Pandemie eine Exkursion aber nicht möglich.
Niko König verweist auf die Vorteile der Minihäuser: Mit der Tiny-House-Siedlung würde deutlich weniger Fläche versiegelt als beim Bau von klassischen Einfamilienhäusern. Ein Rückbau sei gegebenenfalls schnell möglich. „Was den Flächenverbrauch betrifft, können wir natürlich nicht mit dem Wohnblock in der Stadt mithalten“, gibt er zu, „aber mit dem Bau und dem Betrieb würden wir einen wesentlich kleineren ökologischen Fußabdruck hinterlassen.“
Pro Einfamilienhaus werde in Weissach im Tal durchschnittlich mit einer Fläche von 300 bis 500 Quadratmetern gerechnet, ergänzt Jochen Roos vom Planungsbüro Roosplan, pro Häusle dagegen mit gerade einmal 100 bis 150 Quadratmetern. Selbstverständlich könne die Siedlung nur eine Ergänzung bestehender Wohnformen sein, sagt er. „Aber ich sehe das als ein lohnenswertes Experiment, das man hier starten kann.“
Gemeinderat Carl Höfer (CDU/FWV) wundert sich nicht, dass Weissach auch als Standort für eine Tiny-House-Siedlung attraktiv ist. Er spricht sich jedoch dagegen aus, dass diese auf einem Gebiet gebaut wird, das auch für den normalen Wohnungsbau genutzt werden könnte. Auch Bürgermeister Ian Schölzel betont, es sei wünschenswert, die Siedlung auf einer Fläche umzusetzen, die nicht als klassisches Wohngebiet infrage kommt. Im Nachgang, sagt er, müsse man sich die einzelnen Standorte nochmals im Detail anschauen, das sei in einer Sitzung des zuständigen Ausschusses aber sinnvoller.
Generell für eine gute Idee halten die Gemeinderäte Thomas Obermüller und Luciano Longobucco (beide LWB) die Siedlung. Die Tiny Houses würden es Menschen ermöglichen, zu deutlich geringeren Kosten in ihren eigenen vier Wänden zu wohnen, sagt Obermüller. Für Longobucco stellt die Gemeinschaft eine „hochattraktive und zeitgemäße Form des Wohnens“ dar, die eine Ergänzung zu klassischen Wohnarten sein könne. Ihm liegt es, wie anderen Gemeinderäten, am Herzen, dass zunächst Weissacher sowie Bürger der angrenzenden Gemeinden zum Zug kommen, wenn es um die Vergabe der Wohnplätze gehen soll.
Davon ist die Gemeinde aber noch weit entfernt. Denn erst nach weiteren Besprechungen im Technischen Ausschuss sollen gegebenenfalls einer oder mehrere Vorschläge im Gemeinderat zur Abstimmung kommen. „Der Prozess wird wohl noch eine Weile dauern“, erklärt Ian Schölzel.