Mutmaßlicher Schleuser bei Razzia festgenommen

dpa Hannover. Sie nannten ihn den „Botschafter“: Ein 65-Jähriger aus der Lüneburger Heide soll Ausländern mit gefälschten Pässen zum Aufenthalt in Deutschland verholfen haben. Jetzt schlug die Bundespolizei zu.

Ein Blaulicht leuchtet an einer Polizeistreife. Foto: Lino Mirgeler/dpa/Symbolbild

Ein Blaulicht leuchtet an einer Polizeistreife. Foto: Lino Mirgeler/dpa/Symbolbild

Die Bundespolizei hat mit mehr als 500 Beamten ein Netzwerk rund um einen mutmaßlichen Schleuser gesprengt, der Ausländern mit gefälschten Stempeln einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland ermöglicht haben soll. Drei Menschen wurden festgenommen und 26 Objekte durchsucht. Wie Bundespolizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Hannover mitteilten, schlugen die Polizisten in fünf Bundesländern zu. Betroffen waren Niedersachsen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Baden-Württemberg.

Im Zentrum der Ermittlungen steht ein 65 Jahre alter Kosovare aus Schneverdingen in der Lüneburger Heide, der nach Angaben der Bundespolizei in kriminellen Kreisen seit Jahren als „der Botschafter“ bekannt ist. Ihm wird vorgeworfen, ausländische Pässe mit gefälschten Grenzkontrollstempeln versehen zu haben. Den Inhabern der Pässe, überwiegend Albaner, sollte so gegen Geld zu einem illegalen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland verholfen werden.

Hintergrund ist, dass sich Albaner innerhalb von 180 Tagen für 90 Tage zu touristischen Zwecken im Bundesgebiet aufhalten dürfen - nicht aber dauerhaft. Um die Aus- und Wiedereinreise vorzutäuschen, habe der Kosovare für 500 Euro die benötigten Stempel gefälscht.

Dem „Botschafter“ werden gewerbsmäßige Urkundenfälschung und Einschleusung von Ausländern vorgeworfen. So hat er nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Verlobte eines Auftraggebers aus der Türkei nach Deutschland gebracht, ebenso wie die Mutter und die Schwester eines weiteren aus dem Irak. Seine Ehefrau soll ihn bei den Taten unterstützt haben. Der 65-Jährige wurde festgenommen.

Die Ermittlungen richten sich aber auch gegen 28 Auftraggeber der Fälschungen. Sie stehen im Verdacht der Anstiftung zur Urkundenfälschung sowie des unerlaubten Aufenthalts. Bei dem Einsatz wurden zudem zwei Haftbefehle aus anderen Verfahren vollstreckt. Neun Menschen, die nicht zum Aufenthalt im Land berechtigt waren, wurden den Ausländerbehörden übergeben.

Die Beamten stellten Stempel, Dokumente und Datenträger sowie Waffen und Bargeld sicher. Anhand des Beweismaterials hoffen die Ermittler nun auf weitere Ansätze, „um das Schleusernetzwerk weiter aufzuhellen und zu zerschlagen“.

Einsatzkräfte von Polizei und Zoll stehen auf der Straße. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Einsatzkräfte von Polizei und Zoll stehen auf der Straße. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

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Erstellt:
1. Juli 2020, 09:25 Uhr

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