Grund zur Freude für Biene und Mensch

Die Stadt unterstützt das Projekt der Blühflächeninitiative Backnang mit einer Patenschaft und will sich auch darüber hinaus für Biodiversität engagieren. Der Erste Bürgermeister Stefan Setzer nahm am Freitag die Urkunde des Vereins in Empfang.

Freude über die Patenschaft: Imkerin Tanja Fichtl, Erster Bürgermeister Stefan Setzer, Imker Markus Munzinger, Edith Reihle vom Stadtplanungsamt, Landwirt Jürgen Benignus (vorne von links), Max Benignus und Imker Werner Wallenwein (hinten). Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Freude über die Patenschaft: Imkerin Tanja Fichtl, Erster Bürgermeister Stefan Setzer, Imker Markus Munzinger, Edith Reihle vom Stadtplanungsamt, Landwirt Jürgen Benignus (vorne von links), Max Benignus und Imker Werner Wallenwein (hinten). Foto: Alexander Becher

Von Kai Wieland

Backnang. Noch blüht nichts auf der rund 1000 Quadratmeter großen Ackerfläche zwischen Steinbach und Sachsenweiler, aber das soll sich dank einer Patenschaft durch die Stadt Backnang bald ändern. Mit 450 Euro unterstützt sie das Projekt des Vereins Blühflächeninitiative Backnang, der es sich zum Ziel gesetzt hat, rund um die Gerberstadt mehrjährige Blühflächen zu schaffen. Diese sind eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten, ein Überwinterungsquartier für Hummelköniginnen und Marienkäfer sowie ein Rückzugsort für Vögel und Niederwild wie Feldhasen und Rehkitze.

Hinter dem Projekt stehen Imkerinnen und Imker aus der Region sowie als Initiator der Landwirt Jürgen Benignus vom Ungeheuerhof. Er ist derjenige, der die notwendigen Flächen zur Verfügung stellt und mit den weiteren Mitgliedern des Vereins einsät und pflegt. Die Frage nach seinen Beweggründen ist schnell beantwortet: Zum einen liegen ihm die Natur und die heimische Tierwelt am Herzen, zum anderen vermittelt er mit seinem Engagement eine wichtige Botschaft: „Wir Landwirte haben einen schlechten Ruf, dagegen will ich ein Zeichen setzen. Landwirtschaft und Naturschutz können nämlich auch Hand in Hand gehen.“

85 Hektar seines bewirtschafteten Ackerlands hat er in das Projekt eingebracht, die Flächen verteilen sich vor allem rund um Steinbach. Nach und nach sollen sie nun im Rahmen von Patenschaften unterschiedlicher Größenordnungen – von der kleinen Patenschaft über 50 Quadratmeter für jährlich 28 Euro bis hin zur Firmenpatenschaft, wie sie die Stadt Backnang übernommen hat – mit Unterstützung der Bevölkerung in Blühflächen umgewandelt werden.

Die Saatgutmischungen, die dafür verwendet werden, sind abhängig von den jeweiligen Bodenverhältnissen. Auf dem Untergrund, der zukünftig mithilfe der Stadt Backnang erblühen soll, kommt die Mischung FAKT M3 zum Einsatz, die unter anderem Saatgut für Fenchel, Klatschmohn, Kornblume, Koriander, Rotklee, Schafgarbe, Wilde Möhre, Sonnenblume und Winterwicke enthält. Das Ziel ist es, eine mehrjährige Blühfläche zu schaffen, was allerdings Aufmerksamkeit erfordert: „Nach spätestens zwei bis drei Jahren kommt das Unkraut durch, dann muss man nachsäen“, erklärt Benignus.

Stadt Backnang setzt auf Blühflächen

Neben der Urkunde über die Firmenpatenschaft nahm der Erste Bürgermeister Stefan Setzer im Namen der Stadt Backnang am Freitag auch einen Korb mit fünf Kilogramm des süßen Naturprodukts entgegen und schmiedete sogleich Pläne für einen Backnang-Honig. Die Unterstützung des Projekts soll allerdings nicht bloß eine Marketingmaßnahme sein, sondern fügt sich als Glied in eine langfristige Entwicklung, der in der Stadt immer größeres Augenmerk geschenkt wird: „Das Thema Blühflächen treibt uns schon länger um“, betonte Setzer bei der Urkundenübergabe und verwies auf entsprechende städtische Initiativen, die auch auf kommunalem Grund bereits umgesetzt wurden oder noch geplant sind, wenn auch zumeist auf deutlich kleineren Flächen. „Es geht dabei erstens um die Biodiversität, zweitens ist der Pflege- und Erhaltungsaufwand innerstädtischer Grünflächen sehr hoch.“

Wobei es auch bei einer Blühfläche nicht damit getan sei, einmal auszusäen und dann alles wuchern zu lassen, fügte Setzer hinzu. „Gerade am Anfang ist der Aufwand sogar eher noch etwas höher“, bestätigte Jürgen Benignus – weswegen es bei einigen seiner Kollegen auch Unverständnis darüber gäbe, wieso er seine Flächen nicht „normal“ bewirtschafte. „Ein Umdenken findet langsam statt, aber das ist ein schwerfälliger Prozess. Momentan bin ich noch der Prügelknabe.“

Die Grundstücke können auch mal etwas wild aussehen

Auch bei der Stadt weiß man, dass nicht alle Bürger Begeisterung für derartige Projekte aufbringen können, zumal die Grundstücke nicht immer in voller Blütenpracht stehen, sondern auch mal etwas wild aussehen können. Das sei mitunter erklärungsbedürftig, sagt Setzer, aber schon ein Schild schaffe da oft Verständnis.

Vielleicht hilft dabei ja der Backnang-Honig: als Symbol, aber auch als greifbares natürliches Erzeugnis. Und lecker, ergänzt die Imkerin Tanja Fichtl, sei er noch dazu.

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Erstellt:
21. März 2023, 06:00 Uhr

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