Gut fürs Klima und für die Bilanzen

Weissacher Firma Talbau spart Betriebskosten nach Effizienz-Check der Energieagentur – Geringer Aufwand, hoher Nutzen

Viele Wenig machen ein Viel. Das alte Sprichwort zählt auch beim Energiesparen: Was vielleicht im ersten Moment wie ein bescheidener Beitrag aussieht, kann sich, aufs Jahr gerechnet, zu einem großen Posten aufsummieren. Wo Unternehmen ansetzen können, um Kosten zu sparen und gleichzeitig das Klima zu schützen, zeigt die Energieagentur Rems-Murr mit kostenlosen Checks.

Ziehen an einem Strang (von links): Talbau-Produktionsleiter Stefan Strifler, Geschäftsführer Sven Feil und Energieberater Michael Schaaf von der Energieagentur Rems-Murr. Fotos: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Ziehen an einem Strang (von links): Talbau-Produktionsleiter Stefan Strifler, Geschäftsführer Sven Feil und Energieberater Michael Schaaf von der Energieagentur Rems-Murr. Fotos: A. Becher

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. Sven Feil, Geschäftsführer der Talbau-Haus GmbH in Oberweissach, war zunächst auch skeptisch. Er hatte eine Notiz gelesen, in der die Energieagentur Rems-Murr ihre Serviceleistungen für Unternehmen anpries, unter anderem einen Druckluftcheck. „Bei uns pfuhst es auch überall“, überlegte er, auch wenn er erst noch zweifelte: „Was soll da rauskommen?“ Dennoch meldete er sich bei der gemeinnützigen GmbH in Waiblingen – und freut sich heute darüber, dass er den Schritt getan hat, denn die Einsparungen, die mit den seither realisierten Maßnahmen erzielt wurden, belaufen sich auf annähernd 10000 Euro im Jahr. Und ganz nebenbei ist auch der CO2-Ausstoß beträchtlich gesunken.

Feils anfängliche Zweifel verflogen rasch, als Michael Schaaf von der Energieagentur anrückte und sein Ultraschallmessgerät herauszog. „Es sieht klein aus, ist aber recht teuer“, erläutert Schaaf. Mit dem Apparat nahm sich der Berater die Druckluftleitungen vor, die sich durch die ganze Produktion ziehen. Und siehe da: Der Wirtschaftsingenieur mit einem Masterabschluss in Ingenieurwesen – Bereich Umweltschutz ortete insgesamt elf Leckagen. Löcher, aus denen Luft austrat. Im Anschluss an den Druckluft-Check wurden die Lecks behoben und im gleichen Zuge die alten Kupplungen und Wartungseinheiten erneuert. Außerdem wurden die Leitungswege der Haupt- und Nebenleitungen Stück für Stück verkürzt und optimiert, um Druckverluste und Anfälligkeiten für Leckagen künftig zu vermeiden. Und was hat es dem Unternehmen gebracht? Eine Kostenersparnis um an die 1500 Euro im Jahr, wie Feil berichtet.

Die Leitungen müssen jedoch weiterhin überwacht und instand gehalten werden. Dafür hat das Unternehmen die Mitarbeiter sensibilisiert. „Seit dem Check denken wir anders“, fasst Produktionsleiter Stefan Strifler die Botschaft zusammen, mit der die Belegschaft sensibilisiert wurde: „Wenn’s zischt, lohnt es sich, zu reparieren.“ Und Sven Feil sagt: „Materialeinsatz und Aufwand sind relativ gering gegenüber dem Nutzen.“

LED-Elemente ersetzen die alten Leuchtstoffröhren

Noch deutlicher fallen die Einsparungen aus, die ein Systemwechsel in der Beleuchtung gebracht hat. Da wurden in der Produktionshalle die 285 Leuchtstoffröhren à 65 Watt, die unter der Decke an den Holzbalken entlang angebracht waren, durch neun LED-Elemente à 250 Watt ersetzt – eine Maßnahme, die schon vor dem Engagement der Energieagentur anvisiert worden war. Schaaf beziffert die damit erzielte Einsparung auf 32550 Kilowattstunden im Jahr. Das macht 8135 Euro aus und entspricht einer CO2-Reduktion um 16,5 Tonnen.

Im Herbst will Feil die modernere Technik auch in der zweiten Halle installieren und gibt damit die weitere Marschrichtung vor: Die Produktion soll möglichst CO2-neutral beziehungsweise klimaneutral werden. Viele kleine Schritte seien dafür notwendig, macht er deutlich und verweist darauf, dass beispielsweise die Lauf- und Stillstandzeiten der Kompressoren bereits optimiert wurden und dass das Dach mit einer Fotovoltaikanlage genutzt wird. Letzteres vermisst Experte Schaaf bei vielen Betrieben, die über große Dachflächen verfügen.

Feil hingegen möchte bei potenziellen Erweiterungsbauten hohe Klimaschutzstandards realisieren und „so bauen, dass wir den maximalen Effekt erzielen“. Das angedachte Bürogebäude beispielsweise soll als Energie-plus-Haus entstehen – als ein Haus also, das mehr Energie erzeugt, als seine Nutzer verbrauchen.

„Das Thema Klimaschutz ist hochaktuell“, hält Michelle Kraus von der Energieagentur deshalb fest. Was bei Talbau entstanden ist, sei ein schönes Beispiel, um auch andere Unternehmen darauf aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren, welche Möglichkeiten es gibt, die Energiekosten zu senken, etwa bei Heizung, Lüftung, Beleuchtung, Pumpen und Druckluft. „Hier können 10 bis 20 Prozent der Energiekosten eingespart werden“, erklärt die Energieagentur.

Mit dem Ultraschallmessgerät lassen sich undichte Stellen in Druckluftleitungen auffinden.

© Pressefotografie Alexander Beche

Mit dem Ultraschallmessgerät lassen sich undichte Stellen in Druckluftleitungen auffinden.

Info
Energieagentur

Die Energieagentur Rems-Murr gGmbH wurde 2008 auf Initiative des Landkreises und der Stadt Waiblingen gegründet. Sie berät und motiviert im Rems-Murr-Kreis als unabhängige und neutrale Anlaufstelle alle Akteure zum Energiesparen, zur effizienten Verwendung von Energie und zum Einsatz erneuerbarer Energien.

Ziel ist es, mithilfe von Beratungen, Vorträgen, Veranstaltungen, Weiterbildungen und Workshops den ganzen Landkreis in Bezug auf Klimaschutz und Energieversorgung zukunftsfähig zu machen.

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen nutzen ihre Energiespar-Potenziale oft nur unzureichend – und das, obwohl viele Maßnahmen keine oder nur geringe Investitionen erfordern. Die Einsparungen können sogar den wirtschaftlichen Erfolg spürbar vergrößern.

Die Effizienz-Checks der Energieagentur sind für Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern kostenfrei. Finanziert werden sie vom Landkreis. Folgende Checks werden angeboten: Druckluft-, LED-, Pumpen- und Motorencheck.

Termine können vereinbart werden bei Energieagentur Rems-Murr gGmbH, Gewerbestraße 11, 71332 Waiblingen, Telefon 07151/975173-0, E-Mail info@energieagentur-remsmurr.de. Infos auch auf www.energieagentur-remsmurr.de.

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Erstellt:
12. September 2019, 06:00 Uhr

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