Harte Arbeit in der prallen Sonne

Sommerreportage: Unterwegs mit Manu Berwick und Paul Maronic von der „Ausgraskolonne“ des Städtischen Bauhofs

Sie sind das ganze Jahr über in Backnang unterwegs und sorgen dafür, dass die Grünanlagen der Stadt gepflegt und schön aussehen: Manu Berwick und Paul Maronic von der Abteilung Grünpflege des Bauhofs. Nicht immer stößt ihre harte Arbeit auf Anerkennung und oft müssen sie sich vor Passanten rechtfertigen. Trotzdem haben sie großen Spaß an dem, was sie tun. Wir haben sie für ein paar Stunden begleitet.

Paul Maronic (links) und Manu Berwick sorgen dafür, dass die Grünanlagen in Backnang gepflegt und sauber aussehen. Fotos: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Paul Maronic (links) und Manu Berwick sorgen dafür, dass die Grünanlagen in Backnang gepflegt und sauber aussehen. Fotos: A. Becher

Von Silke Latzel

BACKNANG. Es ist 7 Uhr. Während andere Menschen gerade erst wach werden oder sich auf den Weg zur Arbeit machen, stehen Manu Berwick und sein Kollege Paul Maronic schon in den Startlöchern. Die beiden Mitarbeiter des Städtischen Bauhofs haben alle Hände voll zu tun. Vor allem im Sommer endet die Arbeit der „Ausgraskolonne“, wie ihr Team genannt wird, eigentlich nie. Der Tag verspricht wieder sehr warm zu werden, die beiden sind mit viel Wasser und Sonnencreme gewappnet. „Wenn es richtig heiß ist, fangen wir auch schon mal um 6 Uhr an, Sommer 2018 war das zum Beispiel der Fall“, erzählt Berwick.

Ihre Aufgabe: vor allem Unkrautbekämpfung und Rückschnitt. Während sie im Frühjahr und Herbst die großen Schiffe und Beete in der Innenstadt mit neuen Blumen bestücken, kümmern sie sich im Sommer darum, den Auswüchsen der Sträucher, Stauden und Gräser Herr zu werden. Heute sind sie rund um die Annonaybrücke unterwegs, die Büsche dort haben einen ordentlichen Schnitt nötig. Und auch der sogenannte Wildwuchs sollte dringend wieder entfernt werden.

Die richtige Pflege und der richtige Schnitt zur richtigen Zeit

Für einen Laien ist es manchmal relativ schwer zu erkennen, was von der Stadt extra gepflanzt wurde und was ein „Unkraut“ ist. Das bekommen die beiden Bauhofmitarbeiter auch oft zu spüren, erzählen sie. Und just in diesem Moment kommt auch schon eine Passantin und will wissen, wieso sie den Haselnussstrauch an der Annonaybrücke entfernt haben. Berwick erklärt, dass der Busch schon seit vergangenem Herbst tot sei, die Äste trocken und ohne Blätter. Doch die Passantin will sich nicht überzeugen lassen. Sie wirkt aufgebracht, hört nicht auf, mit Berwick zu diskutieren. „Man muss sich für alles rechtfertigen. Und das oft vor Menschen, die gar keine Ahnung von dem haben, was wir hier tun und wie man richtig schneiden muss. Wir machen das ja nichts aus Jux und Tollerei, weil wir gerade Lust drauf haben, sondern weil es nötig ist“, so Berwick. „Würden wir ein oder zwei Jahre einfach gar nichts machen und die Flächen brach liegen lassen, würde alles zuwachsen, dann könnte man hier nicht mehr laufen und wir müssten mit der Kettensäge hier durch“, erklärt er. „Die Menschen sehen oft nicht, dass wir viel mehr tun, als nur ein bisschen hier und da die Büsche zu beschneiden.“

Es ist mittlerweile 10 Uhr, langsam wird es heiß. Die körperliche Arbeit schlaucht, die beiden Bauhofmitarbeiter kommen ganz schön ins Schwitzen, sie müssen viel trinken, suchen immer wieder für wenige Minuten Schutz vor der Sonne unter der Annonaybrücke. „Wir arbeiten immer in der Stadt, immer in der Sonne. Es gibt kaum Schatten, wo wir sind. Das ist schon ziemlich anstrengend“, sind die beiden sich einig. Dazu kommt der Staub und die trockene Erde, die beim Arbeiten aufgewirbelt werden. Nicht zu vergessen die vielen kleinen – und ab und an auch größeren – Kratzer auf den Armen oder im Gesicht, die die beiden sich zuziehen, wenn sie sich mitten ins Getümmel beziehungsweise ins Gebüsch „stürzen“. Welche Grünfläche sie wann genau bearbeiten, ist in der Regel nicht vorgegeben. „Wir wissen schon ganz genau, wo es wann etwas zu tun gibt. Und wir fahren auch mit offenen Augen durch die Stadt, machen uns Notizen, wo wir mal wieder hinkönnten, und arbeiten das dann ab“, erklärt Berwick.

Zu ihrem Team gehört noch ein weiterer Kollege, der im Sommer je nach Temperatur ein- bis zweimal wöchentlich den ganzen Tag nur mit Gießen beschäftigt ist – 7000 Liter am Tag kommen dabei mindestens zusammen. Und dabei werden nur die frisch bepflanzten Grünanlagen gegossen, nicht jedoch Bäume und Sträucher.

Berwick erzählt: Seit 24 Jahren arbeitet er als Landschaftsgärtner, seit etwa sechs Jahren in Backnang. Schon immer hat er sich für Pflanzen interessiert, sein Vater hat ihm von der Pike auf alles beigebracht, vor allem wenn es um die Pflege und Aufzucht von Rosen geht. „Das ist eine Wissenschaft für sich. Am Adenauerplatz gibt es beispielsweise eine sehr, sehr alte Rose. Da habe ich mich die ersten paar Jahre hier gar nicht rangetraut, weil man da viel falsch machen kann.“ Mittlerweile aber hat er auch sie fest im Griff und schafft es oft, dass die Pflanze dreimal im Jahr austreibt. „Das geht natürlich nur mit der richtigen Pflege und dem richtigen Schnitt zur richtigen Zeit.“

Nach einigen Stunden ist die Grünanlage an der Brücke wieder richtig gepflegt, kein Unkraut und kein Wildwuchs sind mehr zu sehen, die Büsche sind in Form geschnitten. Und mit dem ganzen Grünschnitt entsorgen die Bauhofmitarbeiter auch noch den Müll, der achtlos in die Grünanlage geworfen wird – Flaschen, auch zerbrochene, Dosen, Papier und Getränkepackungen sind es vorwiegend. Alles wird auf den Bauhof gefahren und dort weiterverarbeitet.

Berwick und Maronic wechseln den Standort. Es geht nur ein paar Meter weiter in eine Grünanlage gegenüber der Feuerwehr, direkt an der „Taverna Miauuu“. Eigentlich war das so nicht geplant, aber ein Passant hat diese Stelle angesprochen und Berwick hat spontan entschieden, dort weiterzumachen. „Das macht es bei uns ja auch so angenehm, wir haben wirklich freie Hand und unser Chef weiß auch, dass er sich auf uns verlassen kann.“

Rücken und Knie leiden vor allem beim Unkrautjäten

Das ungeübte Auge sieht nicht die feinen Unterschiede, erkennt nicht die Vielfalt der Pflanzen dort. Berwick weiß allerdings genau, was hier wächst: Katzenminze, Mirabellen, Forsythien, Potentilla... Er kennt die Pflanzen, weiß, was sie brauchen und wie sie geschnitten werden müssen, vor allem „brauchen sie jetzt wieder genug Platz, um zu atmen“. Nach kurzem Begang rund um das Gelände und einer schnellen Absprache begeben er und Kollege Maronic sich mitten in die Grünanlage. Die elektrischen Geräte, mit denen sie arbeiten. sind schwer und laut. Die beiden tragen Gehörschutz. Die Sonne brennt unbarmherzig herunter, direkt neben ihnen fahren die Autos im Kreisverkehr, die Abgase machen die Arbeitssituation nicht angenehmer. „Bei uns leidet aber der Rücken am meisten, vor allem beim Unkrautjäten. Oder die Knie“, sagt Maronic. Manchmal wünschen sich die beiden mehr Anerkennung für das, was sie tun. „Aufmerksam werden die Menschen auf uns oft nur, wenn wir die Schiffe in der Innenstadt mit Blumen bepflanzen. Da werden wir oft angesprochen und es gibt auch mal ein Lob“, so Berwick.

Es ist kurz vor 12 Uhr, die Mittagspause ist mittlerweile in greifbarer Nähe. Die Hitze flirrt auf dem Asphalt, die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. Trotzdem sagt Berwick lachend: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, kann es denn etwas Schöneres geben? Ich stehe morgens sehr gerne auf, um meinen Job zu machen. Denn am Ende des Tages kann ich sehen, was wir erreicht haben. Und das fühlt sich einfach gut an.“

Das Schnittgut wird zum Bauhof gebracht und dort weiterverarbeitet.

© Pressefotografie Alexander Beche

Das Schnittgut wird zum Bauhof gebracht und dort weiterverarbeitet.

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Erstellt:
2. August 2019, 11:30 Uhr

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