Hilfsfonds schüttet 52000 Euro aus

30 Backnanger Vereine und Unternehmen bekommen Ausgleich für die Coronafolgen.

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. OB Frank Nopper befand sich selbst noch wegen einer Coronainfektion in Quarantäne, als er Ende April per Videobotschaft die Gründung eines städtischen Coronahilfsfonds anregte. Dieser sollte auch ein Ausgleich für die Einnahmeausfälle sein, die Vereine und Gastronomen durch die Absage des Backnanger Straßenfests hinnehmen mussten.

Viele Backnanger haben in den folgenden Wochen für die Aktion gespendet: Knapp 19000 Euro kamen dabei zusammen. Außerdem stellte die Stadt 30000 Euro zur Verfügung, die eigentlich für das Straßenfest eingeplant waren. Die Bürgerstiftung steuerte noch rund 3000 Euro aus eigenen Mitteln bei. So kamen am Ende 52000 Euro zusammen, die nun an insgesamt 30 Unternehmen und Vereine verteilt wurden.

Wie berichtet war das Interesse an dem Hilfsfonds zunächst verhalten: Zwei Wochen vor Ablauf der Antragsfrist waren erst vier Förderanträge bei der Bürgerstiftung eingegangen. Kurz vor Toresschluss wagten sich dann aber doch noch etliche Bedürftige aus der Deckung. Am Stichtag 30. Juni lagen schließlich 15 Anträge von Vereinen und ebenso viele von Gewerbetreibenden vor.

Aufseiten der Unternehmen waren Gastronomiebetriebe mit sieben Anträgen besonders stark vertreten, aber auch Einzelhändler, Soloselbstständige und Künstler wollten Geld aus dem Hilfsfonds haben. Bei den Vereinen waren Sportklubs mit sieben Anträgen am stärksten vertreten, gefolgt von Vereinen aus den Bereichen Kultur (drei Anträge), Musik, Soziales (je zwei Anträge) und Jugend (einer). Die Antragsteller mussten jeweils ihre finanzielle Lage offenlegen und darstellen, welche Einnahmeausfälle sie infolge der Coronapandemie hinnehmen mussten. Über die Verteilung der Gelder entschied ein fünfköpfiges Gremium, das sich aus Mitgliedern des Vorstands und des Stiftungsrats der Bürgerstiftung zusammensetzte. Kriterien seien dabei das Liquiditätsdefizit, die Höhe der entgangenen Einnahmen und die individuelle Problemsituation gewesen, erläutert der Vorsitzende der Bürgerstiftung, Ulrich Schielke. Bei Unternehmen wurde außerdem berücksichtigt, ob diese bereits eine Coronasoforthilfe von Bund oder Land erhalten hatten.

Aus steuerlichen Gründen bestand der Coronahilfsfonds aus zwei getrennten Säulen: Die Unterstützung für die Vereine wurde durch Spenden finanziert, die Mittel aus dem städtischen Haushalt wurden an Unternehmen verteilt. Für gewerbliche Antragsteller standen somit 30000 Euro zur Verfügung, der Topf für die Vereine war mit 22000 Euro gefüllt.

Laut Schielke kamen alle 30 Antragsteller zum Zug, allerdings mit unterschiedlichen Beträgen. Bei den Firmen lag die Fördersumme zwischen 900 und 3000 Euro, an die Vereine wurden zwischen 400 und 2400 Euro ausgeschüttet. Die nachgewiesenen Einnahmeausfälle lagen laut Schielke in vielen Fällen allerdings deutlich höher. „Es konnte naturgemäß nur verteilt werden, was zur Verfügung stand. Deshalb konnten wir die Not mit unseren Zuschüssen allenfalls etwas lindern“, erklärt der Stiftungsvorstand. Trotzdem bewertet Schielke die Aktion im Rückblick als Erfolg: „Backnang hat wieder einmal gezeigt, dass es bei Problemen zusammensteht.“

Dass die von Oberbürgermeister Frank Nopper ausgegebene Zielmarke von 40000 Euro beim Spendenaufkommen nur zur Hälfte erreicht wurde, ist für Schielke keine Enttäuschung: „Wir haben ja Erfahrung mit Spendensammlungen und wissen deshalb, dass bei solchen Aktionen in Backnang in der Regel zwischen 20000 und 30000 Euro zusammenkommen.“ Und nachdem die Stiftung erst im vergangenen Jahr Geld für ihre „Bürgerbänke“ gesammelt habe, dürfe man die Spendenbereitschaft von Privatleuten und Unternehmen auch nicht überstrapazieren.

Für die zahlreichen Spenden und Benefizaktionen zugunsten des Coronahilfsfonds sind Schielke und sein Stellvertreter Klaus Böhle dankbar. So verzichteten etwa die Backnanger Stadträte auf einen Teil ihrer Sitzungsgelder, unsere Zeitung stellte den BKZ-Solo-Laufcup in den Dienst der guten Sache und die Fellbacher Weingärtner füllten einen „Bürgerwein“ ab, bei dem von jeder verkauften Flasche ein Euro in den Coronahilfsfonds floss. Und auch Schlagerstar Andrea Berg und ihr Mann Uli Ferber ließen sich nicht lumpen. Sie hatten eine Spende von 2000 Euro angekündigt, wenn die Backnanger einen Euro pro Einwohner – also insgesamt 38000 Euro – spenden. Dieses Ziel wurde zwar verpasst, das prominente Paar vom Sonnenhof leistete aber trotzdem seinen Beitrag.

Foto: A. Becher Foto: A. Becherg
Hilfsfonds schüttet 52000 Euro aus

© Pressefotografie Alexander Beche

„Backnang hat wieder einmal gezeigt, dass

es bei Problemen
zusammensteht.“

Ulrich Schielke,

Vorsitzender der Bürgerstiftung

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Erstellt:
31. Juli 2020, 06:00 Uhr

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