Historie im Bauen ist schwer zu vermitteln

Zum bundesweiten Tag der Städtebauförderung informieren Oberbürgermeister Friedrich und seine Mitarbeiter über die baulichen Entwicklungen der Stadt Backnang, über die man sich aktuell auch in einer Ausstellung in der städtischen Galerie informieren kann.

Auch der Bereich Aspacher Brücke gehörte am Samstag zur Infotour durch Backnang.

© Alexander Becher

Auch der Bereich Aspacher Brücke gehörte am Samstag zur Infotour durch Backnang.

Von Carmen Warstat

Backnang. Der bundesweite Tag der Städtebauförderung unter dem Motto „Wir im Quartier“ wurde in Backnang am Samstag mit einem thematischen Programm begangen. Vertreter der Stadt informierten über Projekte, Planungen und Erfolge. Zunächst eröffnete Oberbürgermeister Maximilian Friedrich im ehemaligen Burgelgebäude (Marktstraße 10) die Ausstellung „Städtebauförderung in Backnang“, im Anschluss gab es einen von Vertretern der Stadtverwaltung geführten Rundgang durch die Innenstadt. Gekommen waren neben den Vertretern der Stadt einige Gemeinderäte sowie interessierte Bürger, die beispielsweise Planungsmodelle in Augenschein nahmen und sich an Infotafeln in Bild und Schrift Eindrücke von ausgewählten Projekten in unterschiedlichen Stadien verschaffen konnten.

Grund für die Wahl des Ausstellungsorts und Startpunkts für den Rundgang war die Tatsache, dass das frühere Burgelgebäude mit seinem Umfeld das nächste Sanierungsgebiet sein wird. Die Ausstellung soll als Werkstatt verstanden werden, die über den Status quo berichtet und einen Zwischenstand abbildet, der alle Maßnahmen präsentiert – sowohl die abgeschlossenen als auch die laufenden, so Tobias Großmann, Leiter des Stadtplanungsamts und für die inhaltliche Ausarbeitung städtebaulicher Konzepte, Freianlagenplanung und Projektsteuerung größerer Vorhaben wie der Oberen Walke zuständig.

Zudem soll über Finanzen beziehungsweise Fördermittel informiert werden. Beispielsweise werden private Einzelprojekte mit bis zu 100000 Euro von der Stadt plus 60 Prozent vom Land Baden-Württemberg unterstützt, wie Andrea Gromball vom Liegenschaftsamt, zuständig für Antragstellung auf Finanzen, mit Blick auf die Städtebauförderung mitteilte. Beispielhaft hierfür steht die Villa Hämmerle, deren typische historische Merkmale – wie etwa die Turmgestaltung – bei der Sanierung herausgearbeitet werden. In diesem Zusammenhang richtete Baudezernent Stefan Setzer einen Appell an die Eigentümer: Zur IBA, der Internationalen Bauausstellung der Stadtregion Stuttgart 2027, hätten sie die Gelegenheit, sich überregional zu präsentieren. In seiner Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung ging Oberbürgermeister Friedrich auf das Programm des Bunds zur Städtebauförderung ein, das seit über 50 Jahren Städte und Gemeinden unterstützt. Bereits seit 1974 führe Backnang mit der Hilfe des Lands Baden-Württemberg und des Bunds städtebauliche Erneuerungen durch. „Backnang war innovativ, Backnang ist innovativ, und Backnang wird innovativ bleiben“, versicherte Friedrich und sprach von nach wie vor erheblichem städtebaulichem Handlungs- und Entwicklungsbedarf. „Ziel soll es sein, gute Lebensbedingungen zu schaffen, unsere Attraktivität als Wohn- und Wirtschaftsstandort zu stärken und das lebendige Miteinander in Backnang zu erhalten.“ Es gehe ihm darum, nicht nur Zahlen auf dem Papier zu sehen, sondern konkret etwas Positives für die Menschen vor Ort zu erreichen. So seien die Grundstücke in der unteren Marktstraße, dem sogenannten Totengässle, wesentlicher Bestandteil des Konzepts zur Belebung und dauerhaften Sicherung einer attraktiven Innenstadt. Der Gesamtbereich einschließlich diesem Gebäude (Burgel) soll mithilfe der Städtebauförderung in den kommenden Jahren weiterentwickelt und den zukünftigen Anforderungen an eine zeitgemäße Innenstadtnutzung entsprechend umgestaltet werden. Der OB verwies auf in der Ausstellung präsentiertes „Fertiggestelltes“ wie den Annonaygarten und auf im Entwicklungsprozess Befindliches wie das Areal der Oberen Walke. Diese beginne Gestalt anzunehmen. Friedrich: „Wir reden hier von einem Meilenstein beim Thema unserer Zeit: der Schaffung von Wohnraum und in nennenswertem Umfang auch der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.“

Beim sich anschließenden gemeinsamen Stadtrundgang war die Ecke Grabenstraße/ Biegel erste Station, denn hier befindet sich seit Kurzem mit einigen Fahrradständern die Regio-Rad-Stuttgart, eine von fast 150 geplanten Bikesharing-Stationen, die zum Entdecken der Region per Fahrrad einladen. Zweite Station war die Grabenstraße Höhe Depot/Hörakustik/Stroh: Hier sind zwischen 2011 und 2013 Geschäftsräume entstanden, die die historische Stadtmauer in ihrem Inneren integrieren. Eine städtebauliche Herausforderung der besonderen Art – die Verbindung von Historischem mit Modernem, wie Setzer und Großmann betonten: „Immer geht’s auch um Historie“, und das sei oft schwer zu vermitteln.“ Dritte Station: Aspacher Brücke. Hier informierte Setzer über das Hochwasserproblem, die zum Anheben der Brücke führte, und kündigte unter anderem an, dass ein stilisiertes Brückenhäuschen als Reminiszenz an das alte entstehen wird. Zur Begrünung habe man, so Großmann, mit dem Baumhasel eine relativ hitzeresistente Baumart ausgewählt.

Vierte Station: Schillerplatz. Topsanierte innerstädtische Privatgebäude säumen die kleine Stadtoase schon jetzt, und weitere werden folgen. Fünfte Station: Ecke Schillerplatz/Engelkreuzung. Unter anderem ging es hier um die Planungen für eine barrierefreie Bushaltestelle vor dem Explorer Coffee (ehemals Rilke). Den Abschluss der Führung übernahm beim Helferhaus Kulturamtsleiter Johannes Ellrott, der die Neueinrichtung des Stadtrundgangs zu historischen Backnanger Sehenswürdigkeiten vorstellte: Nach seiner Digitalisierung erlauben QR-Codes an den Gebäuden beziehungsweise auch auf dem Flyer, sich per Smartphone umfassend zu informieren. Zudem kann die Stadt jederzeit zusätzliches Material einspielen, etwa Termine, Videos oder Hinweise zu aktuellen Maßnahmen.

Zum Abschluss des ersten Teils der Veranstaltung hob Ellrott den Stellenwert von Kultur, Kunst und Sport für eine lebenswerte Stadt hervor. Die Gruppe besichtigte im Anschluss die aktuelle Ausstellung in der städtischen Galerie.

Zahlreiche interessierte Bürger verschafften sich am Samstag einen Eindruck über die Städtebauförderung in Backnang. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Zahlreiche interessierte Bürger verschafften sich am Samstag einen Eindruck über die Städtebauförderung in Backnang. Foto: Alexander Becher

Ausstellung zum Städtebau

Öffnungszeit Die Ausstellung „Städtebauförderung in Backnang“ im ehemaligen Burgelgebäude in der Marktstraße 10 ist am Mittwoch, 18. Mai, von 15 bis 17 Uhr und am Freitag, 20. Mai, von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

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Erstellt:
16. Mai 2022, 06:00 Uhr

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