Hochphase bei Backnangs Zustellern

Zwischen Black Friday und Weihnachten herrscht viel Betrieb im Zustellstützpunkt der Deutschen Post im Industriegebiet Lerchenäcker. Über 8000 Pakete täglich sind in dieser Zeit keine Seltenheit. Damit Zusteller das stemmen können, wird extra Personal eingestellt.

Die Pakete werden in fünf Sortierkreisen nach den Touren sortiert. Aktuell gibt es Unterstützung durch Teilzeitkräfte. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die Pakete werden in fünf Sortierkreisen nach den Touren sortiert. Aktuell gibt es Unterstützung durch Teilzeitkräfte. Fotos: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Backnang. So sieht sie also aus, die Werkstatt des Weihnachtsmanns – oder vielmehr die moderne Versandabteilung des Weihnachtsmanns. Eifrig werden Wagen, meterhoch beladen mit Paketen unterschiedlichster Größe und Form, durch die Halle gefahren. Auf einer Seite der Halle stapeln sich die Pakete so hoch, dass man die Menschen, die zwischen ihnen arbeiten, teils dahinter gar nicht mehr sehen kann. In einem Großteil der Pakete finden sich sicherlich Spielsachen, Kleidung oder elektronische Geräte, die am 24. Dezember unterm Weihnachtsbaum landen werden.

Natürlich sind es keine Elfen des Weihnachtsmanns, die hier täglich Tausende Pakete transportieren, sondern die Mitarbeiter der Deutschen Post. Für sie ist die Vorweihnachtszeit alles andere als ruhig und besinnlich. „Heute haben wir rund 8700 Pakete hier“, sagt Helga Beyreuther, die Betriebsleiterin des Zustellstützpunkts der Deutschen Post im Backnanger Gewerbegebiet Lerchenäcker. In normalen Zeiten seien es durchschnittlich etwa 4000 bis 5000, in der Zeit des sogenannten Starkverkehrs – also zwischen Black Friday und Weihnachten – allerdings kommen 6000 bis 8000 Pakete durch den Zustellstützpunkt, zum Teil eben auch noch mehr.

Bei Krankheitswellen müssen Büroarbeiter der Post einspringen

Diese zusätzlichen Pakete können die rund 58 Zusteller, die im Zustellstützpunkt in Backnang arbeiten, nicht ohne Weiteres einfach mit verteilen, auch deshalb, weil sie als Verbundzusteller nicht nur Päckchen, sondern auch Briefe zustellen und damit an eine feste Route gebunden sind. „Schon im September versuchen wir, weitere Leute zu gewinnen“, erzählt Beyreuther. Für diese gebe es für gewöhnlich auch keine befristeten Verträge, sollten sie auch nach der Starkverkehrszeit noch weiter als Zusteller arbeiten wollen. Zusätzlich gibt es dann ab November noch weitere Unterstützung durch Teilzeitkräfte, zum Beispiel Studenten. „Eigentlich bräuchten wir hier in Backnang zehn“, sagt Beyreuther. Aktuell habe man allerdings nur acht. Sie helfen den Zustellern morgens beim Sortieren der Pakete.

Helga Beyreuther ist seit 2014 Betriebsleiterin in Backnang.

© Alexander Becher

Helga Beyreuther ist seit 2014 Betriebsleiterin in Backnang.

Denn für gewöhnlich beginnen die Zusteller etwa gegen 7.30 Uhr ihre Arbeit damit, die Pakete und Briefe für ihre Tour selbst zu sortieren und dann in ihr Fahrzeug zu verladen. Doch die Arbeit ist schon in normalen Zeiten anstrengend. „Man muss körperlich auf jeden Fall fit sein“, betont Beyreuther. Schließlich sind Paketsendungen bis zu etwa 30 Kilogramm erlaubt. „Selbst wenn man nur 20 Kilogramm hat, davon dann aber viele, wird es einfach anstrengend.“ Gerade in der Starkverkehrszeit ginge es bei der Masse an Paketen kaum, dass die Zusteller ihre Pakete wie üblich selbst sortieren. Sonst seien sie eigentlich schon erschöpft, bevor sie überhaupt losfahren. Insgesamt stellt die Post im Starkverkehr rund 10000 Aushilfskräfte ein, erzählt Pressesprecher Marc Mombauer. „Und wir mieten rund 9000 zusätzliche Fahrzeuge“, so der Pressesprecher weiter.

Bei Krankheitswellen müssen Mitarbeiter einspringen

Problematisch wird es allerdings trotz der Teilzeitkräfte, wenn es eine Grippewelle gibt und viele Mitarbeiter gleichzeitig krank werden. Dann, so Helga Beyreuther, komme es auch immer wieder vor, dass Büroangestellte der Post, zum Beispiel aus dem Controlling, spontan einspringen und Touren übernehmen müssen. „Da ist der Zusammenhalt schon groß. Teamfähigkeit ist sehr wichtig bei uns“, sagt die Betriebsleiterin, auch wenn die Zusteller letztendlich auf ihrer Tour alleine unterwegs sind. „Wenn jemand neu ist, helfen die Kollegen.“ Auch sei es für alle eigentlich klar, dass man in der Starkverkehrszeit nicht gerade seinen Jahresurlaub bucht.

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Und so kommen die Pakete zu den Verbrauchern ins Haus: Vom Verteilzentrum in Köngen wird ein Teil der Pakete, die nach Backnang und in die umliegenden Kommunen versendet werden, bereits in der Nacht angeliefert. Dort nämlich beginnt das Sortieren der Lieferungen bereits um 2 Uhr nachts. Je nach Menge kommen am Morgen noch weitere Lastwagen in Backnang an. Auf Transportwagen kommen die Pakete schon teilweise vorsortiert nach Postleitzahl an, dann machen sich die Zusteller beziehungsweise die Hilfskräfte daran, die Pakete für ihre Touren zu sortieren und in ihre Autos zu laden. Eigentlich sei es das Ziel, dass nur eine Tour gefahren werden muss und auf dieser dann auch alles geliefert werden kann, doch dass klappt nicht immer. „Ich habe heute über 150 Pakete“, erzählt ein Zusteller beim Beladen seines Fahrzeugs. Das ist schon fast bis obenhin voll, viele Pakete sind an diesem Tag sehr groß. „Drinnen steht noch ein ganzer Wagen voll“, meint er weiter. Er wisse gar nicht, wo er diese noch unterbringen solle.

Erst Mitte Januar wird es wieder ruhiger im Zustellstützpunkt der Post

In manchen Fällen müssen die Zusteller im Lauf des Tages also zurück zum Zustellstützpunkt kommen und ihr Fahrzeug neu beladen, zumindest wenn es zeitlich überhaupt noch machbar ist. „Früher mussten die Zusteller so lange fahren, bis alles verteilt ist“, erinnert sich Beyreuther, die selbst als Zustellerin angefangen hat. Im Sommer habe man dann schon früher Feierabend machen können, in der Vorweihnachtszeit dafür deutlich später. Heute sei bei jeder Überstunde eine Klärung mit dem Betriebsrat nötig. Die Überstunden werden üblicherweise mit Freizeit ausgeglichen.

Die Fahrzeuge beladen die Zusteller selbst, damit die Pakete in der richtigen Reihenfolge für die Tour liegen. Unterwegs muss für die Ladungssicherung auch mal umsortiert werden.

© Alexander Becher

Die Fahrzeuge beladen die Zusteller selbst, damit die Pakete in der richtigen Reihenfolge für die Tour liegen. Unterwegs muss für die Ladungssicherung auch mal umsortiert werden.

Unerlässlich ist beim gesamten Ablauf der Zustellung der Scanner. Jedes Mal, wenn ein Paket in die Hand genommen wird, wird es auch abgescannt. Das bestätigende Piepsen tönt deshalb sowohl in den verschiedenen Sortierkreisen als auch draußen an den Fahrzeugen als ständiges Hintergrundgeräusch über das Gelände. Doch der Scanner kann mittlerweile noch deutlich mehr. So werden dort die anzufahrenden Adressen angezeigt, er kann anhand der Adressen sogar ganze Routen berechnen, um die beste Route auszuwählen. Außerdem sind in den Scannern die bevorzugten Ablageorte der Hausbesitzer angegeben, ebenso wie Besonderheiten. „Wenn es zum Beispiel einen aggressiven Hund gibt, wird das auf dem Scanner auch neuen Zustellern angezeigt“, sagt Beyreuther. Früher dagegen habe man alles im Kopf gehabt oder sich an langen Listen orientiert.

Und wenn Weihnachten vorbei ist, kehrt dann plötzlich Ruhe ein? Schließlich haben ja alle ihre Geschenke bereits unter einen Baum gelegt. „Zwischen Weihnachten und Neujahr ist es einige Tage tatsächlich ruhiger“, sagt Beyreuther. Doch im neuen Jahr geht die Hochphase der Paketzustellungen dann gleich weiter, zumindest noch für einige Tage. Zum einen sind es so einige Retouren, die wieder zurückgeschickt werden, zum anderen werden aber auch zahlreiche zu Weihnachten geschenkte Gutscheine eingelöst, erklärt die Leiterin des Zustellstützpunkts.

Bei all dem Stress um Weihnachten betont Beyreuther aber auch: „Es gibt von den Kunden viel gutes Feedback, wenn man einen guten Job macht.“

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Erstellt:
21. Dezember 2023, 06:00 Uhr

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