„Hugotrail“ im Plattenwald eingeweiht

Mit dem „Hugos Family Trail“ ist im Plattenwald einer der ersten legalen Mountainbiketrails im Raum Backnang offiziell eingeweiht worden. Auf 900 Metern können sich Einstiger und Kinder mit dem Mountainbike ausprobieren und Konflikte auf dem Schotterweg sollen vermieden werden.

Geeignet für Groß und Klein ist der neu angelegte Hugotrail im Plattenwald. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Geeignet für Groß und Klein ist der neu angelegte Hugotrail im Plattenwald. Foto: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Backnang. Ganz gespannt sitzen die etwa 15 Mountainbiker in einer Reihe auf ihren Rädern mit den breiten Reifen im Backnanger Plattenwald und warten auf den Startschuss. Oberbürgermeister Maximilian Friedrich drückt zweimal auf die Tröte und dann treten alle in die Pedale. Damit ist der erste legale Mountainbiketrail im Plattenwald gestern ganz offiziell eröffnet worden. Der „Hugos Family Trail“ – benannt nach Hirsch Hugo, an dessen Gehege der Trail auch vorbeigeht – ist rund 900 Meter lang und ein leichter Einstiegstrail. Einige Wurzeln, Wellen und Kurven sorgen aber trotzdem dafür, dass gerade die Kinder begeistert eine Runde nach der anderen drehen. „Zehn von zehn“, bewertet einer der kleinen Mountainbiker den Trail. Die Strecke startet am Waldfriedhof und schlängelt sich parallel zum Schotterweg durch die Bäume, „sodass es auf dem stark genutzten Weg eine Entlastung gibt“, meint Janet Weick, Sprecherin der Interessensgemeinschaft der Deutschen Initiative Mountainbike (Dimb) für den Rems-Murr-Kreis.

Bis es soweit war, musste aber einiges an Arbeit geleistet werden, denn der Trail wurde ganz neu angelegt. Fünf Arbeitseinsätze von jeweils vier bis fünf Stunden mit vielen freiwilligen Helfern waren dafür notwendig, berichtet Weick. „Insgesamt sind etwa 128 Arbeitsstunden der lokalen Mountainbiker in den Trailbau geflossen“, sagt sie. Viel mitgeholfen haben auch Mitglieder der Sparte Mountainbike der TSG Backnang, die sich 2019 gebildet hat und bei der Skiabteilung angegliedert ist. „Wir haben damals schon gemerkt, dass es in dem Bereich eine große Nachfrage nach Angeboten für Kinder gibt, doch die Sportstätte war einfach nicht da“, erzählt Bastian Burr, der für die TSG spezielle Mountainbikekurse gibt.

Regeln auf den Trails sollen Konflikte mit anderen Waldnutzern verhindern

Durch den legalen Trail könne man als Verein nun ganz andere und für Kinder und Jugendliche attraktivere Kursangebote bieten. „Dabei geht es uns nicht nur um die Grundlagen der Fahrtechnik, sondern auch darum, den Kindern beizubringen, den Sport in Einklang mit der Natur und mit allen anderen Waldnutzern auszuüben“, sagt Burr. Damit es im Wald nicht zu Konflikten unter den verschiedenen Nutzern kommt, gibt es nämlich klare Trailregeln, die auf einem Schild am Anfang des Hugotrails stehen. Ähnlich wie beim Albverein übernimmt die TSG Mountainbike-Abteilung für den Trail die Patenschaft, sorgt also dafür, dass er in einem guten Zustand ist und ist Ansprechpartner bei Problemen.

Die anderen Waldnutzer – also Waldbesitzer, Förster, Jäger und Vertreter von Naturschutzvereinen und dem Schwäbischen Albverein – sind zu dem gestrigen Eröffnungstermin im Plattenwald auch gekommen. Denn: „Das Projekt lebt vom Miteinander“, drückt es Dezernent Gerd Holzwarth aus. Damit meint er das gemeinsame Bilden eines legalen Trailnetzwerks im Rems-Murr-Kreis, zu dem das Kreisforstamt 2020 aufgerufen hatte (siehe Infokasten). Ziel sei es, dass sich die verschiedenen Waldnutzer nicht bekämpfen, sondern begrüßen. Dass man nach nur zwei Jahren nun schon so weit sei, liege daran, dass alle bereit waren, Kompromisse einzugehen und die Interessen der anderen anzuerkennen.

Besonders viele Konflikte habe es zwischen den Mountainbikern und den Wandervereinen gegeben, da diese sich viele Wege geteilt haben. „Und diese Probleme können wir nur miteinander lösen“, sagt Roland Luther, Vorsitzender des Rems-Murr-Gaus des Schwäbischen Albverein. Etwas besseres als die Runden Tische hätte ihnen nicht passieren können, erzählt er. „Trailvorschläge der Mountainbiker haben alle Interessensgruppen angeschaut und diskutiert. So kann keiner sagen, man hätte ihn nicht gefragt.“ Auch durch eine gemeinsam abgestimmte Beschilderung seien klare Regeln geschaffen worden. Besonders für Wege, die sich Wanderer und Mountainbiker teilen oder Orte, an denen sich ein Wanderweg und ein Trail kreuzen. „Wir bilden unsere Wanderführer mittlerweile auch dafür aus, wie sich eine Wandergruppe verhalten sollte, wenn ein Mountainbiker entgegen kommt, und was die Schilder bedeuten“, sagt Luther. Er sieht in der Zusammenarbeit der Vereine nur Vorteile, auch wenn es sicher noch einige Wanderer gebe, die den Mountainbikern nicht so offen gegenüberstehen. „Aber die sind mittlerweile in der Minderheit.“ Dass es nun offizielle Trails gibt, hinter denen auch die Politik steht, sei deshalb besonders wichtig.

Auch OB Maximilian Friedrich lobte gestern die gemeinsame Kraftanstrengung der Beteiligten. Gerade weil der Plattenwald das bedeutendste Naherholungsgebiet für die Backnanger Bürger ist und dort auch nachhaltige Forstwirtschaft stattfinde, sei es für die Stadt wichtig, dort Konflikte zu vermeiden. „Möglichst viele Gruppen sollen im Plattenwald ihre berechtigten Interessen wahrnehmen können“, sagte Friedrich.

Bei der Einweihung gab es aber nicht nur viele lobende Worte für das Projekt, sondern auch eine Spende von 5000 Euro für die Dimb Rems-Murr von der in Aspach ansässigen Eugen-und-Helga-Seitz-Stiftung. Genutzt werden soll das Geld in den kommenden Jahren besonders für die Trailpflege, die bisher fast ausschließlich mit privat gekauften Geräten stattgefunden hat. Janet Weick freut sich nicht nur über die finanzielle Unterstützung. „Das ist auch eine Wertschätzung für die viele ehrenamtlich Arbeit, die in den vergangenen zwei Jahren von so vielen geleistet wurde“, sagt sie. Und obwohl allgemein eine gute Stimmung herrscht, hebt Dezernent Holzwarth auch etwas mahnend den Zeigefinger: „Wir freuen uns, dass es einen legalen Trail mehr gibt. Verbunden ist das aber mit der Bitte, dass die illegalen Trails wegfallen.“ Das hoffe auch Weick – und sie ist positiv gestimmt. Gerade durch von der Dimb organisierte Biketreffs gebe es immer mehr Individualsportler, die auch den Vorteil an der Interessensgruppe für Mountainbiker sehen und Verantwortung übernehmen wollen.

IG der Deutschen Initiative Mountainbike (Dimb) für den Rems-Murr-Kreis

Gründung Da die Ansprüche an den Wald als Erholungs- und Freizeitgebiet immer höher wurden, kam es unter den verschiedenen Nutzern immer häufiger zu Konflikten. Im Sommer 2020 hat das Kreisforstamt Mountainbiker und alle anderen Waldnutzer zusammengebracht, um zwischen den Gruppen zu vermitteln und ein gemeinsames Konzepts für ein legales Trailnetz zu entwickeln. Das hat dazu geführt, dass sich Interessengemeinschaft (IG) der Deutschen Initiative Mountainbike (Dimb) für den Rems-Murr-Kreis unter dem Namen: „Dimb IG Rems-Murr“ gegründet hat.

Runde Tische In der Folge fanden dann zahlreiche runde Tische mit vielen unterschiedlichen Interessengruppen wie Jägern, Naturschützern, Wanderverbänden, Förstern, Wandervereinen und Mountainbikern statt, um gemeinsame Regeln zu erarbeiten.

Legale Trails Im Anschluss haben die Mountainbiker eine Bestandsanalyse von Trails erhoben und den Bedarf kartiert. Nach vielen Absprachen mit den verschiedenen Interessensgruppen und der Kommunalpolitik konnten nun schon einige offizielle Trails eröffnet werden. Neben dem im Plattenwald gibt es mehrere Trails in Fellbach, Kernen, Winnenden, Plüderhausen und Urbach. Weitere legale Trails im Kreis sollen folgen. Mehr Infos zur IG Dimb Rems-Murr und den legalen Trails gibt es unter www.dimb-ig-remsmurr.de

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Erstellt:
7. Mai 2022, 06:00 Uhr

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