„In Backnang muss man nicht knausern“

Stadtwerke-Chef Höfer rät zu vernünftigem Umgang mit Wasser – Hoffen auf Winter mit viel Schnee und anhaltendem Regen

Wasser ist ein wertvolles Gut. Deshalb muss man grundsätzlich immer sorgsam und vernünftig damit umgehen. Aber gleichzeitig gilt, wie Stadtwerke-Chef Markus Höfer erklärt: „In Backnang braucht man nicht mit Wasser zu knausern.“ Nach seinen Worten sind genug Reserven da, um auch längere Hitze- und Trockenperioden zu überstehen.

Regelmäßige Kontrollen sollen die Qualität des Wassers sicherstellen. Hermann Wahl, als Vorarbeiter bei den Stadtwerken zuständig für Wasser und Gas, nimmt eine Probe, die dann zur mikrobiologischen Untersuchung ans Wasserlabor der Netze BW in Stuttgart geschickt wird. Fotos: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Regelmäßige Kontrollen sollen die Qualität des Wassers sicherstellen. Hermann Wahl, als Vorarbeiter bei den Stadtwerken zuständig für Wasser und Gas, nimmt eine Probe, die dann zur mikrobiologischen Untersuchung ans Wasserlabor der Netze BW in Stuttgart geschickt wird. Fotos: J. Fiedler

Von Armin Fechter

BACKNANG/WEISSACH IM TAL. Der Großteil des Wassers, das in Backnang aus dem Hahn strömt, stammt von der NOW. Die drei Buchstaben stehen für den Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg, der nach eigenen Angaben 100 Städte und Gemeinden mit zusammen rund 600000 Einwohnern versorgt und dem die Stadt Backnang als Mitglied angehört. Das von der Nordost-Wasserversorgung verteilte Fernwasser stammt wiederum vom Vorlieferanten Zweckverband Landeswasserversorgung (LW).

Dieser verfügt über verschiedene Wasservorkommen: Grundwasser aus dem Donauried, Quellwasser aus der Buchbrunnenquelle bei Dischingen im Härtsfeld und Flusswasser aus der Donau. Die Aufbereitung des Trinkwassers erfolgt hauptsächlich im LW-Wasserwerk Langenau. Mittels Fernwasserleitungen wird das Trinkwasser über die Schwäbische Alb und das Fils- und Remstal sowie das Murrtal nach Backnang gefördert. An mehreren Übergabestellen erfolgt dann die Übergabe des Trinkwassers von der NOW an die Stadtwerke.

Ein kleiner Teil des Backnanger Wassers stammt auch aus eigenen Quellen, die im Wald Richtung Eschelhof liegen. Derzeit handelt es sich dabei um etwa 150000 Kubikmeter pro Jahr, die als Eigenvorkommen gewonnen und unter das NOW-Wasser gemischt werden. Die Menge ist wegen der zuletzt relativ trockenen Jahre spürbar gesunken, wie Markus Höfer erläutert: Früher konnten die Stadtwerke nämlich mit 200000 Kubikmetern und mehr rechnen. Im Vergleich dazu beläuft sich der jährliche Gesamtwasserbezug auf über zwei Millionen Kubikmeter, also etwa auf das Zehnfache.

Verfügbare Mengen reichen auch für längere Trockenperioden aus

Stadtwerke-Geschäftsführer Höfer ist überzeugt, dass die verfügbaren Wassermengen ausreichen, um die Backnanger Bevölkerung auch in längeren Trockenperioden zu versorgen. Dazu hat sich die Stadt einen stattlichen Puffer zugelegt: Die Bezugsrechte, die man sich bei der NOW gesichert hat, summieren sich auf 97,4 Liter pro Sekunde, das entspricht aufs Jahr gerechnet über drei Millionen Kubikmetern.

Und dabei hatte Backnang früher sogar noch höhere Bezugsrechte – über 100 Sekundenliter. „Wir waren so gut ausgestattet, dass wir reduziert haben“, erklärt Höfer. Und das trotz wachsender Einwohnerzahl? „Wir könnten bis zu 45000 Einwohner versorgen“, ist der Geschäftsführer überzeugt – und da ist der gesamte Bedarf in Gewerbe und Industrie mit eingeschlossen, ebenso eine Reserve für große Feuerwehreinsätze. Wobei es sich bei den 45000 Einwohnern um eine utopische Zahl handle. Reell bestehe keinerlei Gefahr, dass Backnang mit seinen rund 37000 Bürgern in absehbarer Zeit daran herankomme.

Das sagt Höfer auch mit Blick darauf, dass die Wasserabgabe an heißen Tagen deutlich höher liegt als sonst. Im Schnitt sprudeln am Tag nämlich 5300 Liter aus den Hähnen, an den Spitzenverbrauchstagen in diesem Jahr – am 25. und 26. Juli – waren es aber 7400 Kubikmeter. Was den Verbrauch so stark ansteigen lässt, liegt auf der Hand: Die Leute duschen vielleicht öfter als einmal am Tag und vielleicht auch ausgiebiger, sie füllen das Planschbecken für die Kinder, und sie geben ihrem Garten eine Extraportion Nass. Von Appellen, das Duschen einzuschränken oder das Gießen zu lassen, nimmt Höfer Abstand. „Wir brauchen nichts reglementieren“, sagt er. Denn wer seinen Rasen sprengt wie verrückt, der spüre das am Geldbeutel – Wasser ist nicht nur kostbar, es kostet auch. Da regelt sich mancherlei von selbst.

Allerdings stellen sich die Stadtwerke auch von sich aus auf die sommerlichen Verhältnisse ein. Dabei geht es nicht nur darum, die Speicher immer gut gefüllt zu halten. Vielmehr wird auch sichergestellt, dass in dieser Zeit nicht auch noch Behälter gereinigt werden müssen. Kein Kopfzerbrechen bereitet dem Geschäftsführer der Verlust, der im Leitungsnetz allenthalben auftritt. Denn der liegt in Backnang bei geringen fünf bis sechs Prozent. Ginge der Schwund allerdings in Richtung zehn Prozent, müsste man sich Gedanken machen, räumt Höfer ein. Wobei ihm aber auch Kommunen bekannt sind, in denen an die 20 Prozent des Wassers auf dem Weg zum Kunden irgendwo versickern.

Sorgen bereitet den Wasserversorgern landauf, landab eher der sinkende Grundwasserspiegel – eine Folge der Trockenheit vor allem in den vergangenen Wintern. Und wenn dann noch Dürreperioden wie im vergangenen Jahr dazukommen, als es vom Frühjahr bis in den Herbst hinein kaum geregnet hat, kommen vermehrt Fragen auf, ob die Wasserversorgung auch in Zukunft noch gesichert ist.

Ein richtiger Winter mit viel Schnee würde dem Grundwasser helfen

Nötig wäre, wie Höfer erläutert, dass es im Winter viel Schnee gibt, der bei der Schmelze in den Boden einsickert und das Grundwasser anreichert, hilfreich wäre auch anhaltender, langsam fallender Regen während der kalten Jahreszeit. Wenig bis nichts bringt es hingegen, wenn im Sommer Gewitter mit Starkregen niedergehen: Da saugt sich der Boden bestenfalls oberflächlich voll, aber das meiste Wasser läuft schnell ab und lässt Bäche und Flüsse anschwellen.

„Das Grundwasser hat sich bis heute nicht erholt“, weiß auch Hermann Wahl, der in den Hochbehälter beim Waldheim gekommen ist, um eine Wasserprobe zu nehmen. Der Viertelliter, den er in ein steriles Kunststofffläschchen abzapft, wird zur mikrobiologischen Untersuchung ans Wasserlabor der Netze BW in Stuttgart geschickt. Der Speicher beim Waldheim besteht aus zwei Kammern, die jeweils bis zu 1000 Kubikmeter fassen. Die erste wurde 1948 gebaut, die zweite 1955. Mit der Erschließung des Industrie- und Gewerbegebiets Lerchenäcker 2002/03 wurde die Anlage auf den neuesten Stand gebracht.

Bis zu 1000 Kubikmeter Wasser fasst jede der beiden Kammern im Hochbehälter am Waldheim.

© Jörg Fiedler

Bis zu 1000 Kubikmeter Wasser fasst jede der beiden Kammern im Hochbehälter am Waldheim.

Die Gemeinde Weissach im Tal hat im Rahmen ihrer neuen Wasserkonzeption den Hochbehälter Alter Hau errichtet. Er ist im vergangenen Jahr in Betrieb gegangen. Archivfoto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Die Gemeinde Weissach im Tal hat im Rahmen ihrer neuen Wasserkonzeption den Hochbehälter Alter Hau errichtet. Er ist im vergangenen Jahr in Betrieb gegangen. Archivfoto: A. Becher

Info
Weissach im Tal setzt auf sein Eigenwasservorkommen

Einen eigenen Weg geht die Gemeinde Weissach im Tal. Statt das Eigenwasser in die Konzeption der NOW einzubringen und damit dem Zweckverband den Zugriff darauf zu übertragen, hat man sich dort vor einigen Jahren entschieden, die Wasserversorgung in der eigenen Hand zu behalten. Dazu wurden dann Quellen in den Wäldern oberhalb von Bruch saniert, Fassungen erneuert, Leitungen teilweise neu verlegt und ein Hochbehälter gebaut. Zudem errichtet die Gemeinde derzeit ihr eigenes Wasserwerk, letzte Verbindungsleitungen werden noch geschaffen. Ziel ist es, allen Bürgern Wasser von einheitlicher Qualität zu liefern.

Wassermeister Manfred Philipp überwacht die Lage täglich. Er hat beobachtet, wie die Quellen in den Höhenlagen nachgelassen haben. Sie bringen derzeit noch die Hälfte der Menge wie vor zwei Jahren. „Aber wir müssen nicht Angst haben, das Wasser geht uns nicht aus“, sagt er und verweist auf die fünf Tiefbrunnen im Bereich des Seeguts, die zurzeit täglich – mit Unterbrechungen in der Nacht – aktiviert sind. Parallel dazu werden auch die Bezugsrechte der Gemeinde bei der NOW in Höhe von fünf Litern pro Sekunde in Anspruch genommen, wobei die Anlage auf zweieinhalb Liter zurückschaltet, sobald ein gewisser Pegelstand erreicht ist.

Simon Fetzer vom Murrhardter Planungsbüro Riker und Rebmann, der die Weissacher Konzeption betreut und der auch die Verhältnisse im Schwäbischen Wald insgesamt im Blick hat, führt die zurückgegangene Quellschüttung einerseits auf das Dürrejahr 2018 und andererseits auf die mangelnde Winterfeuchte der vergangenen Jahre zurück: Schneeschmelze und Regen in der kalten Jahreszeit gehen in den Boden und tragen zur Grundwasserneubildung bei – aber davon hat es zu wenig gegeben. Im Frühjahr hingegen erwacht die Vegetation, Niederschläge bringen dann nicht viel fürs Grundwasser, denn die Pflanzen zehren auf, was an Nässe auf dem Boden ankommt. Anhaltende Dürreperioden wie 2018 tun vollends weh: Der Boden wird hart und härter, ein Gewitterregen bringt rein gar nichts, weil das Wasser oberflächlich abläuft, ohne in den Grund einzudringen. Da müsste schon ein echter Landregen her, der 14 Tage andauert, meint auch Wassermeister Philipp.

Den Zwiespalt, dass die Quellschüttung gerade in den Sommermonaten zurückgeht, wenn der Verbrauch durch häufigeres Duschen und vermehrtes Gießen zunimmt, könne Weissach dank seiner Tiefbrunnen ausgleichen, erklärt Fetzer. Durch die Entnahme werde auch, so versichert er, das Grundwasservorkommen nicht nachhaltig beeinträchtigt. Dazu habe man schon vorab die zulässigen Mengen ermittelt und festgelegt. Die Situation allgemein schätzt Fetzer nicht als kritisch ein, zumal die Versorger allerorten dazu übergegangen seien, sich breiter aufzustellen und auch kleinere Quellen wieder mehr zu schätzen. Das sei in Weissach aber noch nie ein Problem gewesen, die Gemeinde habe ihrem Eigenwasser immer hohe Aufmerksamkeit geschenkt.

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Erstellt:
15. August 2019, 06:00 Uhr

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