IT-Umstellung bringt Abrechnung durcheinander

Stadtwerke Backnang ziehen über fünf Monate keine Abschläge mehr ein – Kritik an ungenügender Informationspolitik

Stadtwerke Backnang Archivfoto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Stadtwerke Backnang Archivfoto: J. Fiedler

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Die Stadtwerke Backnang haben ihr IT-System umgestellt. Während Geschäftsführer Markus Höfer relativ zufrieden ist mit der Aktion, scheint es bei genauerem Hinsehen doch das eine oder andere Problem gegeben zu haben. So beklagt Kunde Wolfgang Wünsch, dass die monatlichen Abschlagszahlungen seit Juni nicht mehr abgebucht werden, dass eine direkte Information vonseiten der Stadtwerke zu keiner Zeit erfolgte und dass auch auf schriftliche Anfragen nicht reagiert wurde. Wünsch befürchtet nun, dass die Haushalte mit erheblichen Nachforderungen konfrontiert werden. Er schreibt: „Zwar mag es auf den ersten Blick erfreulich sein, wenn Energiekosten fünf Monate lang nicht abgebucht werden. Weniger begüterte Haushalte als meiner verbrauchen das zusätzlich zur Verfügung stehende Geld in Unkenntnis der nicht erfolgten Abbuchungen jedoch im Normalfall und sehen sich dann irgendwann mit erheblichen Nachforderungen konfrontiert, selbst wenn diese auf mehrere Monate umgelegt werden.“

Wünsch ärgert sich sehr über die nicht vorhandene Informationspolitik des Unternehmens und über das „untragbare Geschäftsgebaren der Stadtwerke“. So seien die Verbraucher lediglich auf der Homepage der Stadtwerke mit einer lapidaren Mitteilung abgespeist worden, wonach es wegen einer Umstellung des IT-Systems zu Verzögerungen bei den Abrechnungen komme. Wünsch merkt an, dass die Homepage „nicht zur täglichen Lektüre eines Verbrauchers gehört“.

Höfer indes wirbt um Verständnis, die Umstellung des IT-Systems sei sehr komplex gewesen. „Das ist ein Riesenaufwand, man unterschätzt das gerne.“ Früher habe auch er gerne gesagt, die Abrechnung könne man doch auf ein paar Exceltabellen vornehmen, „aber diese Zeiten sind längt vorüber“. Im vorliegenden Fall hätten sich die Mitarbeiter über ein Jahr lang auf die Umstellung vorbereitet und Schulungen absolviert. Der Termin wurde absichtlich weit weg vom Jahresende in den Sommer gelegt. Von vorneherein sei geplant gewesen, dass wegen der Umstellung für die Monate Juni und Juli keine Abschläge eingezogen werden. Und einen Einzug während der Umstellung einfach weiterlaufen zu lassen, „das geht im Gegensatz zu Daueraufträgen nicht“, so Höfer.

Die Mitarbeiter arbeiten laut Höfer seit dem Ende der Urlaubszeit mit Hochdruck an der Aufarbeitung der Umstellung, „inzwischen konnten wir schon wieder viele Rechnungen erstellen“. Die Tatsache, dass es nun höhere Abschlagszahlungen geben wird, kontert er mit der Sichtweise: „Man hat dem Kunden am Ende einen Kredit gegeben.“ Weiter erklärt er: „Die Abschlagszahlungen werden über die Rechnung initiiert. Elf Abschläge sind üblich, im August gibt es keinen. Jetzt müssen wir halt in sieben Monaten das ganze Jahr abrechnen.“

Die Kritik an der fehlenden Information nimmt er sich zu Herzen: „Wir hätten auf der Homepage etwas ausführlicher auf die Umstellung eingehen sollen.“ Hofer stellt sich jedoch vor seine Mitarbeiter und lobt: „Die haben sich vor, während und auch jetzt nach der Umstellung richtig reingekniet. Bei den Rechnungen gibt es einige wenige Ausnahmen, wo es noch nicht rund läuft. Die müssen nochmals von Hand nachgearbeitet werden. Die Mitarbeiter schaffen auf Hochtouren.“

Wolfgang Wünsch hat dieser Tage dann doch die Gas- und Wasserabrechnung für den Zeitraum Mai 2018 bis Mai 2019 mit dem Datum 11. Oktober 2019 erhalten. Er beklagt: „Dort wird mit keiner Silbe erwähnt, weshalb die Rechnungsstellung verzögert erfolgt und dass Abschlagszahlungen über fünf Monate nicht eingezogen wurden. Insoweit wäre zumindest ein Wort der Erklärung oder der Entschuldigung zu erwarten gewesen. Stattdessen wird die monatliche Vorauszahlung kommentarlos von 164 auf 241 Euro erhöht.“

IT-Umstellung bringt Abrechnung durcheinander

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„Wir hätten auf der Homepage etwas ausführlicher auf die Umstellung eingehen sollen.“

Markus Höfer, Geschäftsführer der Stadtwerke Backnang

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Erstellt:
22. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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