Jeder dritte Euro fließt in die Schulen

Backnang investiert weiterhin kräftig in die Digitalisierung und Sanierung der städtischen Schulen. Obwohl die Schülerzahlen derzeit noch leicht sinken, lässt die Stadtverwaltung keinerlei Zweifel an der Notwendigkeit der Investitionen.

In der Max-Eyth-Realschule wird bereits mithilfe digitaler Tafeln unterrichtet, so etwa von Lehrerin Sabrina Spiller in der Klasse 5d. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

In der Max-Eyth-Realschule wird bereits mithilfe digitaler Tafeln unterrichtet, so etwa von Lehrerin Sabrina Spiller in der Klasse 5d. Foto: J. Fiedler

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Der Wert ist beeindruckend: Jeder dritte Euro des städtischen Haushalts fließt in die Schulen. Im Mittelpunkt der Anstrengung stehen derzeit die Digitalisierung und die Sanierung der Schulgebäude. Die Investitionen schultert die Stadt jedoch aus Überzeugung, da so laut Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha gewährleistet werden könne, dass Backnang auch weiterhin ein Topschulstandort bleibt. Ein Wermutstropfen dabei ist jedoch, dass die Schülerzahl erneut leicht zurückgegangen ist.

Bevor die jeweiligen Experten Stellung nehmen konnten zu den Entwicklungen, würdigte Janocha in der jüngsten Sitzung des Schulbeirats die Leistungen aller Akteure in der Krise: „Die Coronapandemie und der neuerliche Lockdown stellt Eltern, Lehrer und Schüler vor große Herausforderungen. Fast täglich sind einzelne Schüler oder auch Klassen in Quarantäne. Die Nachverfolgung und die entsprechenden Maßnahmen sind für uns alle und insbesondere auch für die Schulleiter eine Herkulesaufgabe. Wir alle müssen uns immer wieder auf neue Situationen in Zusammenhang mit Corona einstellen. Mein Dank gilt allen Beteiligten, Schulleitern, Lehrern, Kindern und Eltern, die dazu beitragen, diese Krise zu meistern.“

Der geschäftsführende Schulleiter aller Schulen, Heinz Harter, dankte ebenfalls seinen Kollegen und Mitarbeitern sowie der Stadt für die enorme Unterstützung: „Ein Jahr mit einer solchen Intensität habe ich in 40 Berufsjahren noch nie erlebt.“ Er würdigte die Leistung des Amts für Familie, Jugend und Bildung, in dem die Mitarbeiter „am Anschlag“ geschafft haben und betonte, „gerade in Krisen ist die vertrauensvolle und vorausschauende Zusammenarbeit nötig“.

Schülerzahlen: Die Gesamtschülerzahl in allen Schulen in städtischer Trägerschaft ist erneut leicht um 0,7 Prozent von 4550 im Jahr 2019 auf 4518 im Jahr 2020 zurückgegangen. An sämtlichen Schulen sind die Zahlen leicht rückläufig, mit Ausnahme der Gymnasien und der Pestalozzischule. Die Geburtenzahlen sind in Backnang und den Umlandgemeinden ebenfalls leicht rückläufig. Wenn man den Zehnjahresvergleich heranzieht, sind die Schülerzahlen um knapp 14 Prozent zurückgegangen. Regine Wüllenweber, die Leiterin des Amts für Familie, Jugend und Bildung, blickte jedoch optimistisch in die Zukunft. Sie erwartet künftig wegen der vielen aktuellen Wohnungsbauprojekte auch wieder steigende Kinderzahlen. „Wir spüren das bereits im Kita-Bereich.“ Das sah Harter ebenso. Zwar habe es Rückgänge gegeben, aber in den vergangenen fünf Jahren war die Entwicklung stabil. Die Zahlen an den Grundschulen würden sogar wieder zunehmen, „nur ist diese Entwicklung an den weiterführenden Schulen noch nicht angekommen“. Harter bezeichnete es als wichtig, diese Entwicklung im Auge zu haben und nicht erst dann zu reagieren, wenn die höheren Schülerzahlen dann wieder da sind. Sein Fazit beim Blick auf die Investitionen: „Alle Maßnahmen sind nicht am Bedarf vorbei geplant, sondern genau richtig.“

Bauinvestitionen: Das Schulsanierungsprogramm wird laut Janocha auch im Jahr 2021 fortgesetzt und muss bis 2023 abgeschlossen werden. Die Gesamtbauinvestitionen für den Zeitraum 2021 bis 2023 betragen durchschnittlich rund 3,5 Millionen Euro pro Jahr. Das entsprechende Zuschussprogramm des Bunds wurde um ein Jahr verlängert, was der Stadt laut Janocha etwas Luft verschafft. Mit dem Bau der Sportkita und der Mensa für die Grundschule Plaisir wurde in den vergangenen Tagen begonnen. Alleine fürs laufende Jahr sind 500000 Euro eingeplant. Das langjährige Projekt Generalsanierung Gemeinschaftsschule in der Taus soll nächstes Jahr abgeschlossen werden. Der fünfte von sechs Bauabschnitten hatte in den Sommerferien dieses Jahres 610000 Euro verschlungen.

Bei allen anderen Schulen liegt der Schwerpunkt der Investitionen in der Sanierung der Klassenzimmer, Brandschutzmaßnahmen, Sanierung Sanitäranlagen und Fachraumsanierungen. Ins Max-Borngymnasium wurden laut Hochbauamtsleiter Andreas Stier so etwa 800000 Euro in den Sommerferien verbaut. Im Gymnasium in der Taus waren es 357000 Euro, und in den Jahren 2022/23 folgen dort weitere Abschnitte.

Janocha sprach auch das Großprojekt Karl-Euerle-Halle an, das Investitionen in der Größenordnung von rund 14,4 Millionen Euro verursacht und besonders den Schulen auf der Maubacher Höhe zugutekommt, aber auch dem Vereinssport. Mit dem Abbruch soll nach Ende des Schuljahres im Sommer 2021 begonnen werden. Janocha: „Die Aufrechterhaltung des Schulsports muss noch gelöst werden.“

Digitalisierung: Für die Umsetzung des Digitalisierungsprojekts an allen Backnanger Schulen sind rund 8,8 Millionen Euro in die Haushaltsplanung eingeflossen, davon anteilig je rund ein Drittel für Baumaßnahmen, Einrichtung sowie mobile Endgeräte. Bund und Land fördern dieses Projekt mit einem Gesamtfördervolumen von rund 2,7 Millionen Euro.

Im Frühjahr wurde eine Bestandsaufnahme über die vorhandene IT-Ausstattung und IT-Infrastruktur durchgeführt. Vor dem Hintergrund der Pandemie wurden an einigen Schulen bereits Sofortmaßnahmen durchgeführt, um den digitalen Fernlernunterricht zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang wurden 1015 mobile Endgeräte beschafft. Das Max-Born-Gymnasium, die Max-Eyth-Realschule, Schiller- und Pestalozzischule sowie Mörike-/Schickhardtschule werden beziehungsweise wurden mit Glasfaserkabel versorgt und an das städtische Netz angeschlossen.

Kämmerer Alexander Zipf kritisierte deutlich die zu geringe Unterstützung des Landes vor allem bei den Sachkosten. Dies sah auch Ute Ulfert (CDU) so. Sie erklärte: „Das Land müsste mehr fördern. Digitalisierung geht uns alle an. Wir brauchen langfristig mehr Förderung, wenn wir dieses Niveau halten wollen.“ Auch Janocha erklärte: „Auf Dauer können wir diese hohen Investitionen nicht schultern.“

Nach ausführlicher Debatte gab der Schulbeirat dem Gemeinderat die einstimmige Empfehlung, dem Schulhaushalt für das Jahr 2021 zuzustimmen.

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Erstellt:
28. November 2020, 06:00 Uhr

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