Jugendliche wollen Treffpunkt im Freien

Nach einer Online-Umfrage unter jungen Backnangern präsentiert der Stadtjugendring konkrete Vorschläge

Eine Primark-Filiale, ein Bowling-Center, ein veganes Restaurant und mehr Nachtleben – die Backnanger Jugendlichen, die sich im vergangenen Jahr an einer Online-Umfrage des Stadtjugendrings (SJR) beteiligten, haben viele Wünsche. Nicht alle lassen sich erfüllen, doch einige Ideen würde der SJR-Vorsitzende Markus Schildknecht gerne umsetzen.

Vor allem mit den Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten sind die Backnanger Jugendlichen nicht zufrieden, wie die Online-Umfrage des Stadtjugendrings zeigt.Grafik: BKZ

Vor allem mit den Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten sind die Backnanger Jugendlichen nicht zufrieden, wie die Online-Umfrage des Stadtjugendrings zeigt.Grafik: BKZ

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. 562 junge Leute im Alter zwischen 12 und 26 Jahren hatten sich im vergangenen Sommer an der Online-Umfrage des Stadtjugendrings beteiligt (wir berichteten). Das sind etwa zehn Prozent aller Backnanger in dieser Altersgruppe. Insgesamt stellten die Teilnehmer ihrer Stadt dabei ein gutes Zeugnis aus: 75 Prozent gaben an, dass sie gerne oder sogar sehr gerne hier leben. Im Detail gab es allerdings auch Kritik und Verbesserungsvorschläge. Viele der Wünsche kann die Stadt allerdings gar nicht erfüllen, selbst wenn sie es wollte. Ob etwa eine bestimmte Ladenkette eine Filiale an der Murr eröffnet, kann die Verwaltung ebenso wenig beeinflussen wie die Unpünktlichkeit der S-Bahn, die die Jugendlichen genauso nervt wie viele Erwachsene.

Das Team vom Stadtjugendring hat aber vier Ideen herausgefiltert, die umsetzbar erscheinen. An erster Stelle steht dabei der häufig geäußerte Wunsch nach einem Treffpunkt für Jugendliche unter freiem Himmel, an dem sie auch mitgebrachte Getränke konsumieren dürfen. Als Vorbild nennt Schildknecht Freiburg, die Stadt, in der er studiert hat. Dort habe sich der Platz an der Alten Synagoge zu einem beliebten Treffpunkt für junge Leute entwickelt. Dort gebe es aber auch klare Regeln. So sei etwa laute Musik verboten, und die Jugendlichen wachten selbst darüber, dass sich alle daran halten. „Es war faszinierend zu sehen, wie harmonisch das dort funktioniert“, sagt Markus Schildknecht. Auch in Backnang gebe es Plätze, an denen man so etwas ausprobieren könne.

Die zweite zentrale Forderung der Jugendlichen ist, das öffentliche WLAN auszubauen, sowohl räumlich als auch von der Leistungsfähigkeit. Auch im Backnanger Freibad hätten viele junge Leute gerne einen kostenlosen Internetzugang. Weitere Punkte auf dem Wunschzettel sind ein Sport- und Skatepark sowie eine Verleihstation für E-Bikes.

Standortsuche könnte
schwierig werden

Im Sozialausschuss des Gemeinderats warben Markus Schildknecht und die Jugendvertreterinnen Selina Häußer und Natalia Grabke nun um Unterstützung für diese Ideen. Grabke schlug vor, einen Platz mit Rampen und Hindernissen für Skateboardfahrer, aber auch mit anderen Sportgeräten einzurichten. Ergänzt um Sitzbänke und eine Graffiti-Wand könnte so ein Treffpunkt für die Jugend entstehen. Wo dieser Platz sein könnte, sagte die Jugendvertreterin allerdings nicht, doch genau das dürfte die entscheidende Frage sein, denn erfahrungsgemäß geht es an solchen Plätzen nicht immer leise zu. In Backnang gab es deshalb bereits vor einigen Jahren Konflikte zwischen Anwohnern und Jugendlichen im Biegel.

„Eine geeignete Stelle zu finden, dürfte nicht ganz einfach werden“, prophezeite denn auch Erster Bürgermeister Siegfried Janocha, versprach aber, die Verwaltung werde „einen Suchlauf starten“. Stadtrat Karl Scheib (Bürgerforum Backnang) brachte einen Standort unterhalb des Murrtalviadukts ins Gespräch. Dort gebe es keine Anwohner und es dürfe auch mal lauter werden. Andererseits ist man dort eben auch weit weg vom Zentrum.

Grundsätzlich zeigten Vertreter aller Fraktionen ein offenes Ohr für die Ideen der Jugendlichen. Siglinde Lohrmann wunderte sich allerdings, wieso man extra einen Platz für Jugendliche ausweisen müsse: „Sie können sich doch treffen, wo sie wollen“, sagte die SPD-Stadträtin und schlug vor, die junge Leuten sollten „doch einfach mal einen Platz in Beschlag nehmen“. Einige Stadträte äußerten auch Zweifel, ob ein solcher Treffpunkt von den Jugendlichen überhaupt angenommen würde. Ingrid Beerkircher (CDU) verwies in diesem Zusammenhang auf den Bolzplatz auf dem Weg zum Freibad. Dort komme sie täglich vorbei und sehe fast nie jemanden.

Die Verwaltung hat nun die Aufgabe, die Prioritätenliste des Stadtjugendrings zu prüfen und dazu Stellung zu nehmen. Hoffnung machte Siegfried Janocha schon jetzt beim Thema WLAN im Freibad: Dazu liefen bereits Gespräche mit der Telekom. Und auch der Wunsch nach einer E-Bike-Station könnte sich schon bald erfüllen, wenn Backnang beim Projekt „Regiorad Stuttgart“ einsteigt.

Markus Schildknecht betonte, die Ergebnisse der Online-Befragung dürften auf keinen Fall in der Schublade verschwinden: „Es ist wichtig, dass jetzt auch etwas davon umsetzt wird.“

Vorbild für Backnang? Der Platz an der Alten Synagoge in Freiburg hat sich zu einem beliebten Treffpunkt für junge Leute entwickelt. Foto: Imago

© imago/Thomas Meyer

Vorbild für Backnang? Der Platz an der Alten Synagoge in Freiburg hat sich zu einem beliebten Treffpunkt für junge Leute entwickelt. Foto: Imago

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Erstellt:
2. Februar 2019, 06:00 Uhr

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