Kalte Abende schrecken Besucher ab
Bilanz zum Straßenfest: Etwas weniger Besucher als im vergangenen Jahr – Keine schweren Einsätze für DRK und Polizei
Nicht ganz so viele Besucher, aber dennoch eine positive Bilanz: Das 48. Backnanger Straßenfest ist vorbei und Organisator Jürgen Häfner ist zufrieden. Weder gab es größere Ausschreitungen noch schlimme Unfälle. Auch das Wetter hat mitgespielt. Nur an den Abenden wurde es kalt – das führte dazu, dass die Besucher lieber in den Kneipen als auf dem Fest ihr Bier tranken.

© Alexander Becher
Beim Auftritt von MadChick of Soul gestern auf der Kreissparkassenbühne war wie überall am doch noch warmen Montag mächtig was los. Zuschauer durften sogar auf der Bühne tanzen. Foto: A. Becher
Von Silke Latzel
BACKNANG. „Es gab wenig Stress und wenig Ärger, so wie es auf dem Straßenfest sein sollte – und meistens auch ist.“ Jürgen Häfner lacht. Der Organisator zeigte sich gestern Nachmittag auf Anfrage der BKZ erfreut und zufrieden mit dem Ablauf des Straßenfestes. „Wir haben zwar ein paar Besucher weniger als im vergangenen Jahr, aber trotzdem war das Fest gut besucht.“ Der Sonntag sei der schwächste Tag gewesen, doch das war für Häfner keine Überraschung: „Tagsüber waren für einen Sonntag überdurchschnittlich viele Besucher da. Nur gegen Abend hat es dann stark nachgelassen. Das ist aber eigentlich immer so. Die meisten Leute müssen ja am Montag früh wieder arbeiten, da bleiben sie nicht allzu lang auf dem Straßenfest.“
Zudem seien auch die kalten Temperaturen am Abend ein Grund gewesen, wieso die Besucher nur vereinzelt bis Bewirtungsende auf den Bänken sitzen geblieben sind. „Auch am Freitag und Samstag war abends ein bisschen weniger los als sonst, aber nicht zu vergleichen mit dem Sonntagabend.“ Der Montag hingegen sei immer der stärkste Straßenfest-Tag. „Das ist so eine Backnanger Tradition, den Backnangern ist ihr Festmontag heilig“, weiß Häfner zu berichten. „Wir richten auch an anderen Orten Feste aus, aber nur in Backnang ist der Montag das Highlight für die Leute. Viele haben schon mittags frei, kommen dann direkt nach der Arbeit aufs Fest und bleiben bis zum Zapfenstreich.“
Für genaue Zahlen sei es noch zu früh, er gehe aber davon aus, dass in diesem Jahr rund zehn Prozent weniger Besucher das Straßenfest besucht haben als im vergangenen Jahr. Doch das sei kein Grund, Trübsal zu blasen. „Eklatante Unterschiede sind das wirklich nicht“, so Häfner.
Auch beim Public Viewing
gab es keinerlei Probleme
Eine Besonderheit des 48. Straßenfestes hat den Veranstalter und seine Crew positiv überrascht: Zum ersten Mal fand ein Public Viewing nicht nur auf dem Stiftshof, sondern auch auf dem Marktplatz statt. Das Sicherheitskonzept sah für das Weltmeisterschaftsvorrundenspiel Deutschland gegen Schweden am Samstag ab 16 Uhr ein Glasverbot und ab 17 Uhr Einlass- und Taschenkontrollen vor. Dies habe auch Passanten betroffen, die in jener Zeit die Marktstraße hinauf- oder heruntergehen wollten. „Wir haben damit gerechnet, dass ein paar Leute sich ärgern oder protestieren würden“, so Häfner. „Aber es war alles kein Problem. Wir haben die Situation großzügig gehandhabt, wenn beispielsweise jemand gar nicht das Spiel sehen, sondern nur vorbeilaufen wollte, haben wir denjenigen selbstverständlich einfach durchgelassen. Sämtliche Sicherheitsstandards konnten problemlos eingehalten werden.“ Häfners Devise, die er auch an seine Sicherheitskräfte weitergegeben hat: „Einfach mit den Besuchern sprechen. Wenn wir die Situation erklärt haben, hatten eigentlich alle Verständnis. Bei so etwas ist die Kommunikation besonders wichtig.“ Extra für das Public Viewing hat Häfner das Aufgebot an Security verstärkt: „Wir haben erfahrene Kräfte geholt, die sonst bei den Bundesliga-Spielen des VfB Stuttgart in der Mercedes-Benz-Arena helfen. Die wissen, wie man mit vielen Fußballbegeisterten umgeht und sind daran gewöhnt.“ Dass dann in der 95. Minute noch das für die deutschte Mannschaft rettende 2:1 fiel, war für Häfner in doppelter Hinsicht eine Erleichterung: „Klar, ich habe auch persönlich mitgefiebert. Aber für mich als Veranstalter war das Tor von Toni Kroos einfach wichtig für die Gesamtstimmung auf dem Straßenfest.“
Auch die Bilanz der Polizei fällt positiv aus – nicht nur wegen des gewonnenen WM-Spiels. Es habe keine größeren Schwierigkeiten gegeben, wie auch im vergangenen Jahr vereinzelt ein paar Körperverletzungen, „aber sonst war alles ruhig und wie immer beim Straßenfest“, so Polizei-Pressesprecher Ronald Krötz. Ebenso sei das Public Viewing friedlich verlaufen. Alles in allem habe es bis zur Recherche der BKZ am Montagnachmittag nur ein negatives Ereignis gegeben, das Krötz hervorhebt: „Am Samstagabend hat eine Person mehrmals Böller geworfen, sowohl auf die Streifenwagen als auch auf unsere Einsatzkräfte.“ Als versucht wurde, seine Identität festzustellen, habe er sich zur Wehr gesetzt. „Er darf jetzt mit einer Anzeige wegen Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte und Sachbeschädigung rechnen,“ so Krötz.
Nicht durch die Polizei, sondern durch einen „privaten“ Einsatz von Pfefferspray wurde eine verbale Auseinandersetzung am Schillerplatz nach Mitternacht zur Aufgabe für das Deutsche Rote Kreuz (DRK). „Wir mussten drei Personen behandeln, die durch das Pfefferspray verletzt wurden“, berichtet der stellvertretende Einsatzleiter Markus Frey. „Wir hatten bis zum Montagnachmittag genau dieselbe Anzahl Einsätze wie zum selben Zeitpunkt auf dem Straßenfest im vergangenen Jahr: 56.“ Die meisten Einsätze gebe es immer in den Abendstunden oder nachts. Dort sei man dann mit bis zu 19 Rettungskräften im Einsatz, tagsüber mit sechs, so Frey. Die Bandbreite der Verletzungen umfasse eigentlich alles, mit dem die Verletzten auch zu einem Hausarzt gehen würden: Übelkeit, Schürfwunden und Ähnliches. „Nur manchmal gibt es Einsätze, die etwas schwerwiegender sind. Wir hatten in diesem Jahr beispielsweise eine Dame, die sich den Kopf gestoßen hat und dann mit Verdacht auf Gehirnerschütterung von einem Notarzt ins Krankenhaus gebracht werden musste.“ Bis auf die üblichen körperlichen Auseinandersetzungen, die es bei jedem Straßenfest gibt, egal ob in Backnang oder anderswo, sei das Wochenende „eigentlich stressfreier gewesen als sonst“, sagt Frey. „Auch gibt es gar nicht so viele Einsätze, die mit übermäßigem Alkoholkonsum zu tun haben, wie man das vermuten könnte.“
Artikel, Fotos, Videos: Straßenfest-Blog der BKZ Info Wer vom Straßenfest nicht genug kriegen kann, findet alle Artikel, Videos und Bildergalerien rund um das Highlight der Backnanger Festsaison online auf dem Blog der BKZ: Einfach auf blog.bkz.de/strassenfest gehen und die schönsten Momente des 48. Straßenfestes Revue passieren lassen.