Kein Glück für Schnäppchenjäger

Gähnend leere Regale am letzten Öffnungstag von Kaufland in der Sulzbacher Straße in Backnang – Der Abriss beginnt in 14 Tagen

Das Kaufland in der Sulzbacher Straße ist seit Samstag Geschichte. Am letzten Verkaufstag kommen Schnäppchenjäger allerdings nicht auf ihre Kosten. Es herrscht schon gähnende Leere in den Regalen. Jetzt ist Ausräumen für die letzten verbleibenden Mitarbeiter angesagt. In zwei Wochen beginnt der Abriss und der Neubau. Letzterer soll im Herbst 2019 abgeschlossen sein.

Letzter Öffnungstag von Kaufland in der Sulzbacher Straße. Es gibt bereits viele leer stehende Flächen, ausgeräumte Regale und gesperrte Gänge. Der Einkauf fällt treuen Kunden nicht leicht. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Letzter Öffnungstag von Kaufland in der Sulzbacher Straße. Es gibt bereits viele leer stehende Flächen, ausgeräumte Regale und gesperrte Gänge. Der Einkauf fällt treuen Kunden nicht leicht. Foto: J. Fiedler

Von Andreas Ziegele

BACKNANG. Ein voller Parkplatz am Morgen nach dem Straßenfestbeginn deutet darauf hin, dass einige noch auf ein Schnäppchen in der Sulzbacher Straße aus sind. Doch damit wird es an diesem Tag nichts. Zum einen, weil das Angebot, das noch vorhanden ist, sehr überschaubar ausfällt und zum anderen, weil es keine weiteren Nachlässe auf Artikel gibt. „Nehmen wir heute noch reduzierte Artikel zurück?“, fragt die Dame an der Information ihren Chef, den Hausleiter Christoph Telewiak. Das wird von ihm bejaht und die Kundin ist zufrieden.

Der letzte Tag im Handelshof, wie viele die alte Kaufland-Filiale immer noch nennen, ist angebrochen und im Gegensatz zu anderen Discountern bleibt der Markt auch bis 22 Uhr geöffnet. Trotz des Spiels der deutschen Nationalmannschaft am Abend.

Es ist ein seltsames Gefühl, an diesem Tag durch den Markt zu gehen. Viele leer stehende Flächen, ausgeräumte Regale und teilweise bereits gesperrte Gänge machen das Einkaufen nicht leicht. Beispielsweise ist die komplette Tiefkühlkost ausverkauft und auch andere Dinge gibt es nicht mehr zu kaufen. „Am Montag beginnt das vollständige Ausräumen“, so Christoph Telewiak. Mit einem Team von 15 Mitarbeitern werden die kommenden zwei Wochen genutzt, um das Gebäude vollständig leerzuräumen.

Auch die Mieter haben bereits begonnen aufzuräumen. Im Reisebüro stapeln sich die Kartons und der Schlüsseldienst ist ebenfalls am Verpacken. Für beide wird es keine Zukunft im neuen Kaufland geben. Was mit dem Imbiss passiert, ist noch nicht endgültig geklärt. Aber hier stehen die Zeichen gut, dass dieser auch in die neue Filiale zurückkehrt. Auch der Tabakladen mit der Lotto-Annahmestelle sowie die Apotheke wissen heute schon, dass sie auch im neuen Kaufland einen Platz finden werden. Am 9. Juli beginnen dann die Abrissarbeiten und anschließend wird mit dem Neubau begonnen.

Zumindest für die Stammbelegschaft wird es bei Kaufland weitergehen. Die Mitarbeiter haben Plätze in anderen Filialen von Kaufland gefunden. „Ich gehe ins Kaufland nach Steinheim“, sagt beispielsweise eine gut gelaunte Verkäuferin an der Käsetheke. Das Team und der Chef dort seien sehr freundlich und wollen die „Neuen“ schnell ins dortige Team integrieren. Ausgestattet sind die Mitarbeiter dabei mit einem sogenannten Übergangsvertrag, der bis zum 30. November 2019 befristet ist. Ob sie dann nach Backnang zurückkommt, lässt sie derzeit noch offen.

Hausleiter Christoph Telewiak weiß noch nicht, ob er in die neue Filiale nach Backnang zurückkehren wird

Anders dagegen eine Mitarbeiterin an der Kasse. Sie wird vorübergehend in die Filiale in der Industriestraße wechseln, und möchte aber auf jeden Fall an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren. Und auch der Hausleiter Christoph Telewiak wird in eine andere Filiale wechseln und weiß noch nicht, ob er anschließend wieder nach Backnang zurückkehrt.

Bei den Kunden herrscht an diesem Tag eher eine gedrückte Stimmung. Durchweg bestätigen sie, dass ihnen der Markt fehlen wird. „Wir sind regelrecht traurig“, sagt Familie Schuster aus Backnang, während sie ihr Auto beladen. „Mit Schnäppchen war das heute auch nichts mehr, denn es ist ja fast nichts mehr da“, sagt Schuster. Sie werden in Zukunft im Discounter einkaufen und freuen sich schon, wenn das neue Kaufland eröffnet wird. Ein Kunde ist sogar regelrecht verärgert, weil er gehofft hatte, zumindest von den Angeboten noch etwas einkaufen zu können. Das Ehepaar Köhler aus Winnenden kommt schon viele Jahre in die Sulzbacher Straße. „Mit dem Kaufland in der Industriestraße fremdeln wir, deshalb kaufen wir hier ein, obwohl die andere Filiale verkehrsgünstiger für die Winnender wäre.“

Familie Fühl aus Oppenweiler hat sich noch mit dem Notwendigsten für den Länderspielabend eingedeckt. Die fünfjährige Tochter Fanny hat dafür Chips eingepackt und Mama Nicole und Papa Falko tragen andere Kleinigkeiten zu ihrem Auto. Sie werden auf keinen Fall in der Kaufland-Filiale in der Industriestraße einkaufen. „Man kann sich doch heute schon vorstellen, wie es dort zugehen wird“, prognostiziert Falko Fühl. Auch sie sehnen die Neueröffnung heute schon herbei.

Bei der Kaufland-Leitung ist man optimistisch, dass der Termin der Wiedereröffnung im Herbst 2019 gehalten werden wird. „Wir sind ja kein staatlicher Bauherr“, ruft ein Mitarbeiter im Vorbeigehen und meint damit andere Großbaustellen in der Region, die mit dem Einhalten von Terminen Probleme haben.

Zum Artikel

Erstellt:
25. Juni 2018, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Stadt & Kreis

Gesellinnen und Gesellen im Rems-Murr-Kreis werden ausgezeichnet

In dieser Woche hat die Lossprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Rems-Murr stattgefunden. In der Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf sind bei dieser Gelegenheit auch die Auszeichnungen an die besten Junghandwerkerinnen und Junghandwerker verliehen worden.

Stadt & Kreis

Das Bildhafte der Kinderkreuzwege spricht Kinder im Herzen an

Viele Kirchengemeinden im Raum Backnang organisieren Kinderkreuzwege und versuchen so, die Leidensgeschichte Jesu auf kindgerechte Art und Weise zu vermitteln. Der Schwerpunkt der Verkündigung liegt dabei nicht auf der grausamen Passion, sondern auf der frohen Osterbotschaft.

Maria Török ist eine von über 100 Pflegekräften im Staigacker. Sie kümmert sich liebevoll und gern um die Bewohner. Foto: Alexander Becher
Top

Stadt & Kreis

Personalnotstand setzt Pflegeheimen im Raum Backnang zu

Weil offene Stellen nur schwer besetzt werden können oder Pflegekräfte krankheitsbedingt ausfallen, kommt es in Pflegeeinrichtungen immer wieder zu Personalengpässen. Trotzdem muss die Versorgung weiterlaufen. Heime greifen deshalb auf Zeitarbeitsfirmen oder Springer zurück.