Kein neuer Lebensmittelladen in der City

Kronenhöfe GmbH muss umplanen – Statt Nahversorgung nun mehr Wohnungen und Büros in der Backnanger Innenstadt

Ein Lebensmittelgeschäft in der Backnanger Innenstadt – das sollte ein wesentlicher Bestandteil der künftigen Kronenhöfe werden und zur Belebung des Areals beitragen. Nun steht fest: Daraus wird nichts. Obwohl sich die Bauherren intensiv darum bemüht haben, lehnten alle großen Lebensmittelhändler ein Engagement in der City ab. Die Flächen, die dafür vorgesehen waren, werden nun anders genutzt.

Der Wochenmarkt bleibt wohl auch in Zukunft die bedeutendste Möglichkeit, sich umfassend mit Lebensmitteln eindecken zu können. Foto: E. Layher

© Edgar Layher

Der Wochenmarkt bleibt wohl auch in Zukunft die bedeutendste Möglichkeit, sich umfassend mit Lebensmitteln eindecken zu können. Foto: E. Layher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Der Anspruch der Kronenhöfe GmbH ist ein großer: Die Bauherren wollen im Herzen der historischen Stadt ein einladendes Areal schaffen. Eines, das den Bewohnern und Besuchern ein offenes und freundliches Stück Backnang präsentiert. Eines, das Platz bietet für ansprechenden Wohnraum und Gewerbe und ganz konkret für ein Lebensmittelgeschäft. Auf dass die Nahversorgung in der Innenstadt wieder besser und einfacher funktionieren möge. Doch daraus wird jetzt nichts. Werner Schmidgall, Prokurist der Kronenhöfe, erläuterte in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt den Stadträten die Problematik. Danach habe er viele Gespräche mit den namhaften Lebensmittelhändlern geführt. Immer mit dem gleichen Ergebnis. Um große Unternehmen von einem Engagement überzeugen zu können, wird eine große Kundenfrequenz benötigt. Eine dergestalt, die erfahrungsgemäß erst Kommunen mit über 50000 Einwohnern sicherstellen können. Zudem gibt es konkrete Forderungen der Discounter und Lebensmittelhändler nach Anfahrtsmöglichkeiten oder Parkplätzen. Alles Punkte, die in Backnang nur schwierig oder gar nicht zu erfüllen waren. Nun zog Schmidgall die Reißleine: „Ein Engagement war in den Verhandlungen einfach nicht zu erreichen. Ich persönlich bedauere es sehr.“ Auf der anderen Seite bat der frühere Vorstandsvorsitzende der Volksbank auch um Verständnis, dass seine Gesellschaft „nicht auf Verdacht“ mit einer Fläche von 600 Quadratmetern weiterplant, allein getragen von der Hoffnung, „dass im Laufe des Baus doch noch jemand kommt und Interesse zeigt“.

Nach Umplanung: Weiteres Café mit Außenbewirtschaftung

Die Stadträte zeigten Verständnis für die Reaktion. Trotzdem gab Ute Ulfert (CDU) nicht sofort klein bei. Vielleicht, so ihre Überlegung, gebe es einen kleineren Anbieter, der mit einem individuellen Konzept eine Lösung für Backnang umsetzen könne. Grundsätzlich erklärte sie, es sei wichtig, dass sich an den Zugängen zur Innenstadt generell und zum Areal im Besonderen die Aufenthaltsqualität verbessere. Damit sprach sie mehrere Änderungen an. Der Nahversorger sollte ursprünglich im Erdgeschoss realisiert werden. Diese Flächen werden nun zu Büroflächen umgeplant und erhalten einen hellen Innenhof. Dadurch entstehen anstelle der Büros im ersten Obergeschoss zum Teil weitere Wohnungen. Bei einem Areal mit neun Metern Höhendifferenz ist es schwierig, zu definieren, was Erdgeschoss ist. Aus Richtung Schillerplatz kommt der Besucher zum Beispiel ebenerdig ins sogenannte erste Obergeschoss. Genau dort, an der Ecke Dilleniusstraße/Eduard-Breuninger-Straße, soll nun auch ein Café mit Außenbewirtschaftung eingerichtet werden.

In der Summe sind alle Veränderungen des ursprünglichen Plans so groß, dass eine erneute Offenlegung des Bebauungsplans nötig wurde. Das heißt unter anderem, dass alle Betroffenen nochmals informiert werden. Darunter zählen auch die Nachbarn. Heinz Franke (SPD) sprach deshalb die Probleme an, die es anfangs mit den Angrenzern gegeben hatte. Er wollte nun wissen, ob alle Vorbehalte ausgeräumt seien. Die Bauherren bejahten dies. Es gab geringe Änderungen in den Höhen, Treppenhäusern und abgerückte Baugrenzen. Zudem hakte Franke nach, ob die geplanten Stellplätze – insgesamt 92 an der Zahl – angesichts von 44 Wohnungen, einem Hotel und zahlreichen Büros ausreichend seien. „Sind sie“, so die Antwort von Tobias Großmann, dem Leiter des Stadtplanungsamts, zumindest laut dem Backnanger Schlüssel. Zudem stand die Frage im Raum, ob der Zuschnitt der Wohnungen allen Erfordernissen gerecht werde, ergibt sich doch rechnerisch eine Wohnungsgröße von 94 Quadratmetern im Schnitt. Auch in dieser Frage beruhigte Großmann, der Wohnungsmix sei breit gefächert. Angefangen von der Eineinhalbzimmer- bis zur Fünfzimmerwohnung sei alles vertreten.

Mehrfach betonten die Bauherren eine verbesserte Aufenthaltsqualität in diesem Bereich. So gibt es einen direkten Durchgang von der Innenstadt zur Albertstraße samt einem ebenen Platz. Vom Obstmarkt ist dieser über Treppen zu erreichen. Als die fehlende Barrierefreiheit kritisiert wurde, konterte Großmann: „Wir haben neun Meter Höhendifferenz. Wir können die Topografie von Backnang nicht wegdiskutieren.“

Zu guter Letzt angesprochen wurde auch der Denkmalschutz. Auf dem Areal wird ein Stück der historischen Stadtmauer vermutet. Wenn nun die Baugrube ausgehoben wird, dann erfolgt dies in enger Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde, in Backnang ist dies das Baurechtsamt. Der erneuten Offenlegung des Bebauungsplans stimmte der Ausschuss einstimmig zu.

Info
44 Wohnungen, ein Hotel und 92 Stellplätze

Es entstehen 44 Wohnungen mit insgesamt etwa 4100 Quadratmetern Wohnfläche. Gebaut wird ferner ein Hotel mit 17 Zimmern und einer Wohnung auf etwa 760 Quadratmetern Nutzfläche. Die Gewerbeflächen summieren sich (ohne Hotel) auf etwa 1300 Quadratmeter. Im Areal entstehen etwa 70 Arbeitsplätze.

Derzeit gehen die Planer von etwa 85 Stellplätzen in der Tiefgarage aus. Zudem entstehen sieben Außenstellplätze in der Eduard-Breuninger-Straße.

Die Kronenhöfe sind ein Gemeinschaftsprojekt der Aspa Bauträger GmbH aus Aspach und der Murrtal Werte GmbH aus Backnang. Die beiden regional verwurzelten Unternehmen wollen mit zentrumsnahem Wohnen und attraktivem Gewerbe die Backnanger Innenstadt beleben.

Der erste Meilenstein im Projekt nach dem Abriss der Bestandsgebäude ist jetzt die Herstellung der Baugrube. Laut Bauherr könnte dies bis Mai erledigt sein. Der Rohbau (bis das Gebäude dicht ist) zieht sich von Juni/Juli 2019 bis April 2020.

Der Ausbau startet im Dezember 2019 und dauert bis Dezember 2020. Es folgen die Außenanlagen von Januar 2021 bis April 2021 und die Inbetriebnahme von Januar bis April 2021.

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Erstellt:
29. Januar 2019, 06:00 Uhr

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