Kein Platz mehr für die Murr-Regatta?

Vorstand des Backnanger Juze befürchtet, dass durch das IBA-Projekt die Ausstiegsstelle für das legendäre Bootrennen wegfällt

Darf das Juze auch im Zuge des IBA-Projekts an Ort und Stelle bleiben? „Wir halten weiterhin am bestehenden Standort des Jugendzentrums fest“, sagt die Stadtverwaltung. Aber: Eng – und das im wahrsten Sinne des Wortes – wird es für den Ausstiegsbereich der Murr-Regatta, wenn der Parkplatz gegenüber des Jugendzentrums bebaut wird.

Daniel Seeger, Michelle Klug und Domenic Bücheler (von links) vom Vorstand des Juze sind froh, dass Gespräche mit der Backnanger Stadtverwaltung bislang positiv gelaufen sind und der Standort des Juze auch durch das IBA-Projekt nicht auf der Kippe steht.  Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Daniel Seeger, Michelle Klug und Domenic Bücheler (von links) vom Vorstand des Juze sind froh, dass Gespräche mit der Backnanger Stadtverwaltung bislang positiv gelaufen sind und der Standort des Juze auch durch das IBA-Projekt nicht auf der Kippe steht. Foto: A. Becher

Von Silke Latzel

BACKNANG. Passt das Backnanger Juze mit seinen Partys und Konzerten noch in das neue Quartier, das bis zur Internationalen Bauausstellung (IBA) in sieben Jahren im Westen der Stadt entlang des Murrufers entstehen soll? Immer wieder konnte man in der Stadt Gerüchte hören, die bereits das Ende des Jugendzentrums in seiner jetzigen Form prophezeiten. Im April 1971 gegründet ist es das älteste selbstverwaltete noch bestehende Jugendzentrum in ganz Deutschland – mit seinem Aus würde eine Ära in Backnang zu Ende gehen. „Wir hatten Angst davor, dass unsere Konzerte zu laut sein könnten, wenn rings um uns Wohnhäuser gebaut werden“, sagt Daniel Seeger vom Juze-Vorstand. Vorstandskollege Domenic Bücheler ergänzt: „Ich wohne selbst neben einem Restaurant und weiß, wie laut es da zugehen kann.“ Doch ein Termin mit Vertretern der Stadtverwaltung lässt die Juze-Mitglieder aufatmen: „Uns wurde zugesichert, dass ein Ende des Juze nicht zur Debatte steht. Es sei nicht der Plan der Stadt, das Jugendzentrum zu schließen oder woanders unterzubringen“, so Bücheler. Vielmehr wolle man bei der IBA-Planung berücksichtigen, dass es im Juze durchaus auch lauter zugehen wird, und die Bebauung rings um das legendäre Haus dementsprechend anpassen – so sei zumindest die Aussage der Verwaltung, erzählen die Juze-Vorstände und Michelle Klug sagt ergänzend: „Wir als kulturelles Zentrum passen hier ja auch einfach genau in das IBA-Konzept.“

Nachgefragt beim Baudezernenten der Stadt Backnang, Stefan Setzer, hört sich das Ganze etwas „beamtischer“ an: „Wir haben gegenüber dem Vorstand des Jugendzentrums bekräftigt, dass die Stadt Backnang weiterhin am bestehenden Standort des Jugendzentrums festhält.“

Damit das Jugendzentrum auf jeden Fall bleiben darf, wollen die Juze-Leute der Stadt entgegenkommen: „Wir können sicherlich auch noch die Dämmung optimieren, sodass weniger Lärm nach außen dringt“, sagt Bücheler. „Wir werden alles dafür tun, dass es da keinen Konflikt gibt. Das liegt ja auch in unserem eigenen Interesse.“ Mit der Familie, die direkt neben dem Juze wohnt, käme man bislang gut klar.

Für 99 Boote braucht man genug Platz beim Ausstieg

„Bei Veranstaltungen stellen wir immer eine Person ab, die dafür sorgt, dass nicht vor dem Juze geraucht wird. Das klappt ganz gut und sorgt auch schon dafür, dass es auf der Straße nicht so laut ist. Und sollte die Familie sich doch gestört fühlen, sagen sie auch was. Wir können ja alle miteinander reden und keiner von uns möchte einen Nachbarschaftskrieg.“ Was den Juze-Vorstand beim Thema IBA allerdings umtreibt, ist die Murr-Regatta. Da die Regatta vom Juze veranstaltet wird, ist dort auch traditionell die Abschlussparty samt Siegerehrung. „Im vergangenen Jahr hatten wir 99 Boote im Rennen. Für die braucht man Platz beim Ausstieg. Und man muss dort auch mit dem Auto hinfahren können, um die Boote abzutransportieren“, erklärt Bücheler. „Und wenn jetzt der Parkplatz, der dem Juze gegenüberliegt, im Zuge des IBA-Projekts bebaut wird, das ganze Gebiet eventuell noch für Autos beschränkt wird, dann klappt das mit dem Ausstieg da nicht mehr.“ Auch in diesem Punkt wolle man mit der Stadtverwaltung in Kontakt bleiben und gegebenenfalls eine neue Ausstiegsstelle suchen. „Und wenn die dann weiter weg ist, dann haben wir schon eine längere Regatta“, sagt Bücheler und lacht. „Es sind alles keine Probleme, die man nicht lösen kann.“

Für etwas Unmut sorgte allerdings das Gefühl, dass das Juze und seine Mitglieder bei allem rund um das IBA-Projekt nicht miteinbezogen wurden. „Und dann sind beim IBA-Bürgerdialog Leute aus dem Umfeld des Juzes gewesen, die dort allerdings privat waren und keine offiziellen Vertreter und Dinge gesagt haben, durch die die Stadt sich angegriffen gefühlt hat. Aber das haben wir mittlerweile auch geklärt und jetzt ist die Stimmung echt gut“, berichtet Bücheler.

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Erstellt:
30. März 2020, 06:00 Uhr

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