Kippa-Attacke: Polizei zuversichtlich Täter zu fassen

dpa/lsw Freiburg. Einem Kippa-Träger wird die religiöse Kopfbedeckung abgenommen. Der wohl antisemitische Vorfall sorgt in Freiburg für Schlagzeilen. Die Polizei ermittelt.

Ein Teilnehmer der Feierlichen Einweihung der neuen Tora-Rolle trägt eine Kippa. Foto: Robert Michael/zb/dpa/Archivbild

Ein Teilnehmer der Feierlichen Einweihung der neuen Tora-Rolle trägt eine Kippa. Foto: Robert Michael/zb/dpa/Archivbild

Nach einem mutmaßlich antisemitischen Vorfall in einem Freiburger Fitnessstudio ist die Polizei optimistisch, die Hintergründe aufzuklären. Die Ermittler gingen davon aus, einen Tatverdächtigen zu ermitteln, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Ein 19 Jahre alter Mann hatte am Dienstagabend die Polizei gerufen, weil er von einem anderem Mann angegangen und beleidigt worden sei. Der Angreifer habe ihm die Kippa vom Kopf genommen. Das ist die traditionelle jüdische Kopfbedeckung. Die Polizei ermittelt wegen Verdachts der Beleidigung. Der Staatsschutz sei eingeschaltet.

Der Sozialbürgermeister von Freiburg, Ulrich von Kirchbach (SPD), verurteilte die Tat. Jüdisches Leben sei Teil der Identität der Stadt und es sei Aufgabe von allen als Zivilgesellschaft, diese Identität zu wahren. „Wir müssen uns dagegen wehren, dass Jüdinnen und Juden wieder auf der Straße angegangen werden, oder wie jetzt geschehen, einem Bürger die Kippa vom Kopf gerissen wird.“

Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume sagte: „In Freiburg ist es zu einem gravierenden Meldefall gekommen, der nun mit Hochdruck auch polizeilich aufgeklärt wird.“ Gegenüber dem Betroffenen und dem jüdischen Studienwerk Eles habe er eine Einladung ausgesprochen. „Der Antisemitismus ist leider wieder da - aber diesmal lassen wir Jüdinnen und Juden nicht alleine.“

Das mutmaßliche Opfer ist Stipendiat des in Berlin ansässigen Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks (Eles). Dessen Geschäftsführer Jo Frank erklärte, es sei nicht akzeptabel, dass in Deutschland Juden immer stärker Ziel antisemitischer Übergriffe werden. Dem Stipendiaten, der diesen Angriff wenige Tage vor dem Jahrestag der Reichspogromnacht erleben musste, gebe man vollste Unterstützung.

Nach Angaben des Innenministerium wurden im laufenden Jahr bis Ende September 89 antisemitische Straftaten registriert. Im Jahr 2018 waren es insgesamt 136 Straftaten. Aber nicht jede antisemitische Handlung fällt unter einen Straftatbestand und nicht alle Taten werden angezeigt, hieß es beim Antisemitismusbeauftragten ergänzend.

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Erstellt:
7. November 2019, 17:08 Uhr

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